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Martin, Rudolf
Lehrbuch der Anthropologie in systematischer Darstellung: mit besonderer Berücksichtigung der anthropologischen Methoden ; für Studierende, Ärzte und Forschungsreisende ; mit 460 Abbildungen im Text, 3 Tafeln und 2 Beobachtungsblättern — Jena, 1914

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.37612#0518
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496

Kraniologie.

der Orbitalwände und ähnlicher Dimensionen. An einem mit Milli-
meterteilung versehenen Metallstäbchen gleitet ein runder Schieber
mit einer kleinen Spitze. Stemmt man das untere Ende des Stäbchens
an den Hinterrand des Foramen opticum an und führt die Spitze des
Schiebers auf irgendeinen Punkt des Orbitalrandes auf, so kann man
am Stäbchen direkt die Entfernung des letzteren Punktes von dem
ersteren ablesen.
Für die Ausführungen einiger Messungen am harten Gaumen
(Breite), an der Orbita und für ganz kleine Dimensionen ist der Fein-
heit seiner Spitzen wegen der gewöhnliche Reißzeugzirkel
sehr empfehlenswert. Man muß natürlich das Maß selbst an einem
genau kontrollierten Millimeterstab ablesen und dafür sorgen, daß
durch straffe Führung im Scharnier die Stellung der Zirkelspitzen
nach dem Abheben vom Objekt sich nicht verändert.
Die hauptsächlich in England gebräuchlichen Radiometer oder
„Auricular height craniometer", welche zur Messung der Ohrradien
dienen, sind schon in der Somatometrie S. 117 beschrieben worden.
Die für Schädelmessungen geeignetste Form dieses Instrumentes scheint
die von PARSONS (1910) beschriebene Modifikation zu sein. Speziell
zur Messung der Ohrhöhe des Schädels hat SERGi (1911) ein Instrument
konstruiert, das ganz nach dem Prinzip des Stangenzirkels, wie es
auch beim Stativgoniometer verwendet wurde, gebaut ist.
Außer diesen retativ einfachen und billigen Instrumenten sind wieder-
holt sogenannte Universalinstrumente erfunden worden. Das
brauchbarste von allen diesen ist ohne Zweifel v. TöRÖKS Universalkranio-
meter (1888), welches das Prinzip des Gleit- und Tasterzirkels und das-
jenige der verschiedenen Goniometer vereinigt. Es lassen sich also mit
diesem Instrument, das das geometrische Prinzip von den Eigenschaften
der Parallelen geschickt verwendet, sowohl direkte als auch projektivische
lineare Maße, ferner alle möglichen Winkel feststellen. Trotzdem haben
alle solche komplizierte Apparate schon ihres hohen Preises wegen keinen
Eingang in die anthropologischen Laboratorien gefunden.
Für die Abnahme verschiedener Schädelmaße, sowie für die Her-
stellung von Franiogrammen ist in erster Linie eine richtige Ein-
stellung des Schädels erforderlich. Zu diesem Zweck bedient
man sich eines sogenannten Kraniophors (Schädelstativ, Schädel-
halter oder Schädelträger). Von den jetzt gebräuchlichsten Franio-
phoren gestattet die mannigfachste Verwendung der Fubuskraniophor
(vgl. auch S. 40 und unter Franiographie). Er hat den großen Vorteil,
daß eine ein malige Aufstellung des Schädels für sämtliche Normen-
aufnahmen genügt und daß Umrißzeichnungen und Flächenbilder der
verschiedenen Normen absolut senkrecht aufeinander stehen.
Der Fubuskraniophor^) besteht aus einem genau gearbeiteten
Stahlgerüste in Fubusform (Fig. 205). Die eine der AVürfelflächen wird
von zwei sich kreuzenden Stahlstäben durchzogen, in deren Schnittpunkt
1) Zu beziehen durch P. Hermann in Zürich zum Preise von M. 70.70 (Fr. 87),
die Schädelzange kostet M. 27.60 (Fr. 34), die Schädelschale M. 14,60 (Fr. 18) und
die Horizontiernadel M. 6.10 (Fr. 7.50). Die Schädelschale kann nicht nur in den
Träger des Kubuskraniophors, sondern auch in die zentrale Bohrung der Marmor-
platte gesteckt und befestigt werden. Einen ähnlichen Kraniostat (la triple
equerre craniostatique), der auch eine Umlegung auf verschiedene Seiten gestattet,
hat JARRICOT (1908) konstruiert. Der Schädel wird auch hier inr Foramen inagnum
fixiert.
 
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