Kinfälle der Barbaren
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mors, ubique luctus, ubique desolatio, undique percutimur,
undique amaritudinibus replemur1). Es gelang ihm indessen
ihre Bekehrung unter der Regierung der Königin Theodelinda
und des Aigilulf. Der Priester Johannes, der von Theode-
linda nach Rom entsandt worden war, um Reliquien zu er-
langen, brachte von dort das Itinerarium und die Oel-
fläschchen, die noch mit den von der Königin erlangten
Andenken an das hl. Grab zu Monza aufbewahrt werden.
Auf diesen Gefässchen ist der Gekreuzigte dargestellt. Aber
statt dass Hände und Füsse mit Nägeln durchbohrt sind,
steht der Heiland frei, die Hände nach Art eines Orans
ausbreitend (Fig. 14 und 15, S. 95 f.).
§ 50. Der hl. Gregor der Grosse wurde mit Recht ultimus
Romanorum genannt2). Das folgende Jahrhundert steht im
Zeichen des Verfalls. Die römische Kunst verschwindet
allmählig, die wenigen Monumente aus dem 6. Jahrhundert
zeigen den byzantinischen Einfluss. Die Sarkophage, die
Inschriften zeigen grobe, plumpe Arbeit. Konsulardaten
gibt es nicht mehr, weil Justinian das Konsulat abgeschafft
hatte. Von 541 an findet sich — man hat noch 17 Beispiele
dafür — post consulatum Basilii, der letzte Privatmann, der
mit dieser Würde bekleidet war. Im 7. Jahrhundert be-
ginnen die Lokaldaten mit dem Namen der Päpste oder der
Könige der einzelnen Völker.
Gegen das Jahr 635 Hess der Papst Honorius 1. (625—638)
das schöne Mosaik von St. Agnes ausführen. Unter seinem
Pontifikat beginnen, wenn auch noch seltener, die Ueber-
tragungen von Märtyrern. Er selbst nahm einige Leiber
der Heiligen aus ihrer ursprünglichen Ruhestätte, aber nur
um sie in höhergelegene Cömeterien oder in die über den Kata-
komben gebauten Basiliken zu übertragen. So vielleicht tat
er mit den Reliquien des hl. Tharcisius und des hl. Zephy-
rinus im Kallistuscömeterium. Seitdem unterscheiden auch
die Itinerarien die Märtyrer deorsum von denjenigen in
Basilica sursum. Der Sarkophag des hl. Pankratius wurde
von seiner Stelle weggerückt und symmetrisch mit der Apsis
angebracht: Corpus martyris quod ex obliquo aulae iacebat,
altari insignibus ornato metallis loco proprio collocavit3),
1) Gregor, Hom. 28, gehalten in der Grabbasilika der hl. Nereus
und Achilleus in den Domitillakatakomben (P. L. 76, 1212).
2) Grisar, Geschichte Roms und der Päpste im Mittelalter — das
Pontifikat Gregors des Grossen.
3) Itinerarium Eitisidlctise, vergl. De Rossi, Inscript. Christ.
II. p. 24.
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mors, ubique luctus, ubique desolatio, undique percutimur,
undique amaritudinibus replemur1). Es gelang ihm indessen
ihre Bekehrung unter der Regierung der Königin Theodelinda
und des Aigilulf. Der Priester Johannes, der von Theode-
linda nach Rom entsandt worden war, um Reliquien zu er-
langen, brachte von dort das Itinerarium und die Oel-
fläschchen, die noch mit den von der Königin erlangten
Andenken an das hl. Grab zu Monza aufbewahrt werden.
Auf diesen Gefässchen ist der Gekreuzigte dargestellt. Aber
statt dass Hände und Füsse mit Nägeln durchbohrt sind,
steht der Heiland frei, die Hände nach Art eines Orans
ausbreitend (Fig. 14 und 15, S. 95 f.).
§ 50. Der hl. Gregor der Grosse wurde mit Recht ultimus
Romanorum genannt2). Das folgende Jahrhundert steht im
Zeichen des Verfalls. Die römische Kunst verschwindet
allmählig, die wenigen Monumente aus dem 6. Jahrhundert
zeigen den byzantinischen Einfluss. Die Sarkophage, die
Inschriften zeigen grobe, plumpe Arbeit. Konsulardaten
gibt es nicht mehr, weil Justinian das Konsulat abgeschafft
hatte. Von 541 an findet sich — man hat noch 17 Beispiele
dafür — post consulatum Basilii, der letzte Privatmann, der
mit dieser Würde bekleidet war. Im 7. Jahrhundert be-
ginnen die Lokaldaten mit dem Namen der Päpste oder der
Könige der einzelnen Völker.
Gegen das Jahr 635 Hess der Papst Honorius 1. (625—638)
das schöne Mosaik von St. Agnes ausführen. Unter seinem
Pontifikat beginnen, wenn auch noch seltener, die Ueber-
tragungen von Märtyrern. Er selbst nahm einige Leiber
der Heiligen aus ihrer ursprünglichen Ruhestätte, aber nur
um sie in höhergelegene Cömeterien oder in die über den Kata-
komben gebauten Basiliken zu übertragen. So vielleicht tat
er mit den Reliquien des hl. Tharcisius und des hl. Zephy-
rinus im Kallistuscömeterium. Seitdem unterscheiden auch
die Itinerarien die Märtyrer deorsum von denjenigen in
Basilica sursum. Der Sarkophag des hl. Pankratius wurde
von seiner Stelle weggerückt und symmetrisch mit der Apsis
angebracht: Corpus martyris quod ex obliquo aulae iacebat,
altari insignibus ornato metallis loco proprio collocavit3),
1) Gregor, Hom. 28, gehalten in der Grabbasilika der hl. Nereus
und Achilleus in den Domitillakatakomben (P. L. 76, 1212).
2) Grisar, Geschichte Roms und der Päpste im Mittelalter — das
Pontifikat Gregors des Grossen.
3) Itinerarium Eitisidlctise, vergl. De Rossi, Inscript. Christ.
II. p. 24.