Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Matějček, Antonín
Die böhmische Malerei des XIV. Jahrhunderts — Bibliothek der Kunstgeschichte, Band 12: Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1921

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.68792#0007
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Die böhmische Malerschule des 14. Jahrhunderts
stellt unter den mitteleuropäischen Schulen
jener Zeit das erste Zentrum dar, dessen Errungen-
schaften den Gegensatz der neuzeitlichen Malerei zur
mittelalterlichen zeigen und sich, stufenweise und
an verschiedenen Stellen entstanden, zum ersten
Male nördlich der Alpen und außerhalb Frankreichs
zu einer bestimmten lokalen Eigenart verbinden.
Im zweiten Viertel des 14. Jahrhunderts begann
in Böhmen ein Eklektizismus zu blühen, der auf den
direkten und regen Verkehr mit den geistigen
Zentren des Westens zurückzuführen ist und die
Einseitigkeit der frühgotischen Malerei Böhmens
untergraben hat. Die Beziehungen zwischen Prag
und Avignon sicherten Böhmen einen ausgiebigen
Zufluß von fruchtbaren Anregungen, die für die
Weiterentwickelung der nordischen Malerei von
weitreichender Bedeutung sein sollten und ver-
mittelten dem Lande auf direktem Wege die Prin-
zipien der neuen in Südfrankreich aufkeimenden
künstlerischen Bildgestaltung.
Die ersten Schritte auf dem Wege zur neuen
Kunst hat man in Böhmen im Zeichen eines strengen
Linienstils getan, der sowohl die Wandmalerei, als
auch die Buchmalerei beherrschte. In der Velis-
lavbibel, der bildreichsten und schönsten Bibel
der Zeit, treten die erhöhte Gestaltungskraft und
die scharfe Formerkenntnis der Frühgotik rein
und klar zutage. In noch erhöhtem Maße äußert
sich das neue Lebensgefühl in den dramatisch aus-

B.D.K.12

3
 
Annotationen