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Matthaei, Friedrich Anton Levin
Hellenikos mythologisch-malerische Reisen durch Griechenland, den Archipelagos, Sicilien und Unter-Italien, mit steter Rücksicht auf Wissenschaft, Kunst und Sitte der ältern und neuern Zeit: Enthaltend die Sagen der Vorzeit der Griechen und Römer, nach den Gegenden erzählt und erklärt, welche der Schauplatz derselben waren, nebst einer Nachricht von den dadurch veranlaßten Werken der Bildhauerei und Malerei ... ; Mit Kupfern und Holzschnitten der vorzüglichsten Künstler Deutschlands und Englands — Leipzig, 1835

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https://doi.org/10.11588/diglit.4567#0448
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der Helena durch Paris verstellen, von welchen das eine im Pallasie
Spada, das andere Lu der Villa Ludovisi befindlich ist^).
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Helena war die Tochter des Tyndareus, Königs in Sparta, und
der Leda. Ihrer außerordentlichen Schönheit wegen entführte sie The.
seus, und brachte sie nach Athens. Pollux und Castor, ihre Brüder,
eroberte!! Athen, als Theseus im unterirdischen Reiche war, bekamen
die Helena wieder, und führten die Mutter des Theseus, Aethra, gefan-
gen weg. Darauf kamen die vornehmsten Fürsten Griechenlands nach
Sparta, und hielten um die Helena an. Bei der Menge der Freier
befürchtete Tyndareus, es möchte Zwist daraus entstehen, wenn er einen
von ihnen wählte. Er lies sie daher insgesammt auf des Odysseus
Amathen schwören, daß sie sich der Helena eigene Wahl nicht allein
gefallen lassen, sondern auch gemeinschaftliche Sache gegen den machen
wollten, der den Erwählten der Helena wegen beunruhigen würde.
Wie dies geschehen war, setzte Helena dem Menelaus zum Zeichen des
ihm ertheilten Vorzugs einen Kranz auf. Rach Tyndanus Tode er-
hielt dieser auch, da Castor und Pollux bereits unter die Götter ersetzt
waren, bas Königreich. Eine Tochter des Menelaus und der Helena
ist die Hermioue. Hierauf erfolgte die Entführung der Helena durch
Paris.
Die Schönheit der Helena versetzte selbst die trojanischen Greise
in staunende Bewunderung: aber der Affect, den sie empfinden, ist ein
augenblicklicher Funke, den ihre Weisheit sogleich erstickt, und nur be-
stimmt, der Helena Ehre zu machen.
Helena war ein Gegenstand mehrfacher Darstellung in der Malerei.
Da du sie nicht schön machen kannst, machst du sie reich, sagte einst
Apelles zu einem schlechten Maler, der die Helena mit prächtigem Ge-
wände pinselte. Zeuxis wählte aus allen Mädchen zu Kroton die fünf
schönsten, und schuf nach ihnen, als ein Muster vollkommener weiblicher
Schönheit das Bild d r Helena, welches er in den dortig n Tempel
der Zuno zu malen hatte ^). Man deutet dies so, daß Zeuxis, um
die Helena Zu bilden, mehrere schöne Theile, die ihm bei dem Anblick
vieler schönen nackten Mädchen vorzüglich zu seyn geschienen, zu einem
Ideale vereinigt habe. Kein Künstler wird aber, wmn man die Sache
wörtlich nehmen will, aus den identischen Theilen vieler schönen Ge-
stalten ein identisches Ganze zusammen zu setzen im Stande seyn.
Das Ebenmaß, die Zusammenstimmung der Theile unter einander würde
in einer solchen Gestalt sicher zu Grunde gehen. Der Theil, welcher
an irgend einem Geschöpfe der schönste zu seyn scheint, empfängt diese
Wirkung vielteicht erst durch die übrigen ihn umgebenden Gliedmaßen,
 
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