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Matthaei, Friedrich Anton Levin
Hellenikos mythologisch-malerische Reisen durch Griechenland, den Archipelagos, Sicilien und Unter-Italien, mit steter Rücksicht auf Wissenschaft, Kunst und Sitte der ältern und neuern Zeit: Enthaltend die Sagen der Vorzeit der Griechen und Römer, nach den Gegenden erzählt und erklärt, welche der Schauplatz derselben waren, nebst einer Nachricht von den dadurch veranlaßten Werken der Bildhauerei und Malerei ... ; Mit Kupfern und Holzschnitten der vorzüglichsten Künstler Deutschlands und Englands — Leipzig, 1835

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https://doi.org/10.11588/diglit.4567#0475
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den Zufluchtsort der Bewohner, aus seinem Gewässer gleichsam Her-
tz orhebt.
Die meisten dieser Znseln, sagte unser Schiffskapitain auf einem
Spaziergange, den wir auf Delos machten, heißen Cykladen (von Ky-
klos, ein Kreis) weil sie gleichsam einen Kreis um diese Insel schließen.
Sie sind nicht alle gleich fruchtbar. Einige befriedigen kaum die Be-
dürfnisse ihrer Bewohner. So Mykonos, welches Sie dort an der
Ostseite von Delos bemerken werden, wovon es nur 24 Stadien ent-
fernt liegt. Dort strömen keine Bäche von den Gebirgen herab, und
befruchten die Ebenen. Der Boden liegt der brennenden Sonnenhitze
offen, und schmachtet unaufhörlich nach der Hülfe des Himmels. Nur
durch die mühsamsten Anstrengungen bringt er Korn und andere Ge-
treidearten hervor. Er scheint seine ganze Kraft zu den Rebstöcken und
den Feigenbäumen auszusparen, deren Früchte berühmt sind. Rebhüh-
ner, Wachteln und mehrere Zugvögel finden sich in Menge.
Nicht so groß, aber fruchtbarer als Mykonos, pranget Rhenea
dort westlich und nur ohngefähr 500 Schritte von uns entfernt, mit
dem Segen seiner Hügel und seiner Fluren.
Blicket man nach Nordwesten hin, so entdeckt man die Küsten der
Insel Tenos. Hier war ein Tempel des Neptun. Unter den Lob-
sprüchen, welche zu seiner Ehre erschallten, pries man ihn auch, daß
er die Krankheiten entfernte oder verscheuchte, und daß er die Schlan-
gen vertilgt habe, wegen welcher diese Insel einst unbewohnt gewesen
war. Sie liefert die ausgesuchtesten Früchte und jede Art von Getreide.
Tausend Quellen rieseln von allen Seiten.
Ein Canal, zwölf Stadien breit, trennt Tenos von Andros.
Auf dieser Insel findet man grünbedeckte Gebirge, wie auf Rhenea;
noch reichere Quellen, als auf Tenos; eben so anmuthige Thäler, wie
in Thessalien; Früchte, welche dem Auge und dem Munde schmeicheln.
Fast in gleicher Entfernung zwischen Andros und Eeos liegt die
kleine Insel Gyaros; ein würdiger Aufenthalt der Räuber, wenn man
die Erde von ihnen reinigen könnte^). Ein wildes, felfigtes Land. Die
Natur hat ihm alles versagt, so wie sie der Insel Eeos alles scheint
bewilligt zu haben.
Die Insel Eeos ist reich an Früchten und Viehweiden. Die Kör-
per sind daselbst stark, die Seelen von Natur kraftvoll, und die Men-
schen so zahlreich, daß sie sich in mehrere Städte haben vertheilen müs-
sen. Hier war Simonides geboren im 3ten Jahre der 55sten Olym-
piade, im Jahre 558 vor Christi Geburt.
Cythnos liegt nicht weit von Ceos; eine wegen ihrer Viehwei-
den berühmte Insel.
 
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