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Matthaei, Adelbert; Thaulow-Museum <Kiel> [Hrsg.]
Zur Kenntnis der mittelalterlichen Schnitzaltäre Schleswig-Holsteins — Leipzig, 1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.21808#0028
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Da setzt im 12. Jahrhundert, in den Tagen König Lothars und Heinrichs
des Löwen eine neue Kolonisation von Deutschland aus ein. Im Süden ge-
lingt es allmählich den Schauenburger Grafen das Slaventum zu verdrängen
und die deutsche Grafschaft Holstein zu konsolidieren. Im Norden entsteht
ein zwar dänisches aber der Krone gegenüber selbständiges Herzogtum
Schleswig. Beide haben sich alsdann der Übergriffe des erstarkten dänischen
Königtums zu erwehren. Die Schlacht bei Bornhöved am Magdalenentage
1227 und die Schlacht auf der Lohheide am 28. Juli 1261 sind die ent-
scheidenden Tage für Schleswig und Holstein. Aber in beiden Ländern folgt
auf diese Zurückweisung Dänemarks keine Friedensepoche, sondern im Süden
zersplittern die Schauenburger im Streite der verschiedenen Linien ihres
Hauses, der Kieler, Itzehoer, Plöner, Schauenburger und Rendsburger ihre
Kräfte, während der Norden ein ähnliches Schauspiel unter den Mitgliedern
des dänischen Königshauses bietet.

Das Resultat dieser fast zweihundertjährigen, im Wesentlichen getrennten
Geschichte der beiden Lande ist die Zurückdrängung und Entkräftung des
dänischen Königstums, eine Konsolidierung der deutschen Holstenherrschaft
im Süden, ein allmähliches Vordringen des deutschen Elementes in das Herzog-
tum Schleswig und das Emporblühen der für die Folgezeit wichtigsten Macht-
faktoren, der Hansastädte Hamburg und besonders Lübeck, die jetzt mehr
und mehr den Einfluss gewinnen, der früher von der Kirche und dein nun-
mehr seinem Verfalle entgegengehenden deutschen Kaisertum im Lande aus-
geübt worden war.

Endlich wird im Beginne des 14. Jahrhunderts die Kraft der Holsten-
grafen wieder zusammengefasst durch den grossen Grafen Gerhard III. Mit
diesem Fürsten bereitet sich eine neue Phase in der Entwicklung des
Landes vor. Durch seine Thatkraft wächst die Bedeutung der Holstengrafen
über das engere Stammland weit hinaus, wird aus dem kleinen von Sachsen
abhängigen Vasallenhause der neben der Hansa bedeutendste Machtfaktor
für den ganzen Norden. In jenen Tagen, wo sich Dänemark fast im
Zustande der Auflösung befindet, wird der Holstengraf zum tutor regni
Daciae. Der Dänenkönig Christoph muss 1326 Land und Krone im Stich
lassen. Für den an seiner Stelle gewählten jugendlichen Waldemar führt
Graf Gerhard als Vormund des rikes to Denemarken das Regiment und auf
dem Reichstage zu Nyborg erhält er mit der Übertragung des Herzogtums
Jütland für sich und seine Erben die Anwartschaft auf Schleswig.

Das Ziel war damit gesteckt. Erreicht wurde es freilich von Gerhard,
der 1340 erschlagen wurde, nicht mehr. Aber seinen thatkräftigen Söhnen,
Heinrich dem Eisernen und Claus gelingt es mit Hilfe der Hansa die An-
 
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