68 ll. Oer romanische Stil
Schnitte geführt sind. Durch diese Form wird unmittelbar der Über-
gang vom Rreise zum (guadrat hergestellt. Vie Flächen dieser Rugel-
schnitte werden auf die mannigfaltigste Weise durch eingemeißelte
stilisierte Blätter, Diamantbänder usw. geschmückt (Abb.14 u. 20 S. 57).
Besonderer Beliebtheit und reicher Ausbildung erfreut sich diese Ra-
pitellform in Sachsen und am Rhein. Am frühesten in strenger Durch-
führung tritt dies Rapitell bei uns in der unten noch zu besprechenden
St. Michaeliskirche in Hildesheim auf (zu Beginn des ll. Jahrhun-
derts, Abb. l9). In der Lombardei ist es früher nachweisbar, ;. B. in
S. Felice und Fortunato in Vicenza vom Jahre 985.
Neben diesen beiden Napitellformen gibt es noch solche, in denen
das Figürliche so stark vorherrscht, daß man geneigt sein könnte, dar-
aus noch eine besondere Gruppe zu bilden. Bei näherem Zusehen
lassen sich jedoch diese Napitelle größtenteils auf eine der erwähnten
Grundformen zurückführen. Die Neigung, Mer- und Menschengestal-
ten, die uns heute phantastisch und zum Teil unverständlich erscheinen,
in die Architektur zu verweben, hängt tief mit dem Wesen der romani-
schen Nunst zusammen. Oie Vorstellungen der germanischen Mrsiho-
logie waren durch die Vertreter des Christentums mit Bewußtsein
als heidnisch bekämpft und in den Hintergrund gedrängt worden. Mit
dem Erstarken des Nationalgefühls kommen sie wieder hervor. War
das Germanentum vorher christianisiert worden, so wird jetzt das
Christentum gewissermaßen germanisiert. Die altgermanischen, heid-
nischen Vorstellungen treten wieder in den Vordergrund und werden
in einer uns heute kaum verständlichen Weise als Sgmbole von Lastern
und Tugenden dem christlichen Ideenkreise angepaßt.
von der Größe, Anzahl und Struktur der Fenster ist schon oben die
Rede gewesen, hier handelt es sich nur um die Formengebung. Da
herrscht der einfache Rundbogen durchaus vor, namentlich in den
oberen Wänden des Mittelschiffes. Zierlicher wird die Fensterbildung
durch Einstellung einer Säule, von der wieder kleine Halbkreise aus-
gehen, die sich in die Fensterleibung einschmiegen. Das Motiv ist der
bgzantinischen Architektur geläufig. An Glockenstuben und Türmen
werden gern drei Fenster aneinandergekuppelt derart, daß das mitt-
lere die beiden anderen überragt (6bb. 12 u. 13 S. 56). Neben diesen
einfach rundbogigen Fenstern, welche vorherrschen, verfügt die roma-
nische Runst freilich noch über eine sehr große Anzahl von verschieden-
artigen Formen. Dahin gehört das Radfenster, das gern über dem
Schnitte geführt sind. Durch diese Form wird unmittelbar der Über-
gang vom Rreise zum (guadrat hergestellt. Vie Flächen dieser Rugel-
schnitte werden auf die mannigfaltigste Weise durch eingemeißelte
stilisierte Blätter, Diamantbänder usw. geschmückt (Abb.14 u. 20 S. 57).
Besonderer Beliebtheit und reicher Ausbildung erfreut sich diese Ra-
pitellform in Sachsen und am Rhein. Am frühesten in strenger Durch-
führung tritt dies Rapitell bei uns in der unten noch zu besprechenden
St. Michaeliskirche in Hildesheim auf (zu Beginn des ll. Jahrhun-
derts, Abb. l9). In der Lombardei ist es früher nachweisbar, ;. B. in
S. Felice und Fortunato in Vicenza vom Jahre 985.
Neben diesen beiden Napitellformen gibt es noch solche, in denen
das Figürliche so stark vorherrscht, daß man geneigt sein könnte, dar-
aus noch eine besondere Gruppe zu bilden. Bei näherem Zusehen
lassen sich jedoch diese Napitelle größtenteils auf eine der erwähnten
Grundformen zurückführen. Die Neigung, Mer- und Menschengestal-
ten, die uns heute phantastisch und zum Teil unverständlich erscheinen,
in die Architektur zu verweben, hängt tief mit dem Wesen der romani-
schen Nunst zusammen. Oie Vorstellungen der germanischen Mrsiho-
logie waren durch die Vertreter des Christentums mit Bewußtsein
als heidnisch bekämpft und in den Hintergrund gedrängt worden. Mit
dem Erstarken des Nationalgefühls kommen sie wieder hervor. War
das Germanentum vorher christianisiert worden, so wird jetzt das
Christentum gewissermaßen germanisiert. Die altgermanischen, heid-
nischen Vorstellungen treten wieder in den Vordergrund und werden
in einer uns heute kaum verständlichen Weise als Sgmbole von Lastern
und Tugenden dem christlichen Ideenkreise angepaßt.
von der Größe, Anzahl und Struktur der Fenster ist schon oben die
Rede gewesen, hier handelt es sich nur um die Formengebung. Da
herrscht der einfache Rundbogen durchaus vor, namentlich in den
oberen Wänden des Mittelschiffes. Zierlicher wird die Fensterbildung
durch Einstellung einer Säule, von der wieder kleine Halbkreise aus-
gehen, die sich in die Fensterleibung einschmiegen. Das Motiv ist der
bgzantinischen Architektur geläufig. An Glockenstuben und Türmen
werden gern drei Fenster aneinandergekuppelt derart, daß das mitt-
lere die beiden anderen überragt (6bb. 12 u. 13 S. 56). Neben diesen
einfach rundbogigen Fenstern, welche vorherrschen, verfügt die roma-
nische Runst freilich noch über eine sehr große Anzahl von verschieden-
artigen Formen. Dahin gehört das Radfenster, das gern über dem