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Maturanzio, Francesco; Herzfeld, Marie; Herzfeld, Marie [Übers.]
Chronik von Perugia: 1492 - 1503 — Das Zeitalter der Renaissance, 1. Serie ; 1: Jena: Eugen Diederichs, 1925

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https://doi.org/10.11588/diglit.55586#0315
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und Kühnheit die Wahrheit leugnete, und da sie sahen,
daß er in ihrem Schutz und Schirm den Herzog von Urbino
seines Herzogtums beraubt hatte, und nachdem sie andere
offenbare und notorische Zeichen sahen, daß jener der König
aller Verräter sei, begannen sie klar zu erkennen, daß er
auch sie verraten und betrügen wollte, da fast gar kein
Hindernis ihm mehr entgegen stand; dennoch versuchten
sie noch immerfort, sich den Herzog und den Papst ge-
neigt zu machen, so sehr sie es imstande waren. Nachdem
der Papst eine große Herrschaft für seinen lieben Sohn
erworben hatte und weil er die römischen Barone herunter-
bringen wollte und jeden anderen Herrn in Italien, das
Herz immer voll von Verrat und Trug, und weil er keine
Männer dulden mochte, die seine Regierung hindern könn-
ten und daher die Colonnesischen und Savellischen Barone
verjagt hatte, überlegte er bei sich, das Orsinische Geschlecht
zugrunde zu richten, weil ohnehin schon ein großer Kapitän
des Hauses, Carlo genannt, ein in der militärischen Kunst
sehr tüchtiger Mensch, gestorben war.
Ehe ich weiter schreibe, sage ich, daß stets die ober-
wähnten Männer des Hauses Orsini im Solde des ge-
nannten Herzogs gestanden, nämlich der Herr Paulo, der
Herr Julio und der Herzog von Gravina, ein junger und
ausgezeichneter und würdiger Mensch, nebst anderen des
besagten Hauses; und etiam der erlauchte Vitellozzo und
andere Herren, welche die gesamte Romagna und andere
Gebiete dem Herzog erworben hatten; denn diese besaßen
großes Verständnis für das militärische Handwerk: aber
vorerwähnter Herzog hatte niemals irgend eine Sache anders
erworben als durch Verrat, und darum schien es dem Hause
Orsino und all dessen Baronen, daß jener diesen für immer
verpflichtet sei. Aber beständig war über ganz Italien hin
als Stimme des Volkes verbreitet, daß man allgemein sagte,
sobald nur der Herzog mit seinen übrigen Unternehmungen
zu Ende gekommen wäre, er ganz wie die anderen auch sie
ihres Lebens und ihres Staates berauben würde, wie es dem
recht geschieht, der einem undankbaren und verräterischen

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