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Matz, Friedrich
Die Naturpersonifikationen in der griechischen Kunst — Göttingen: Druck der Dieterich'schen Univ.-Buchdruckerei W.Fr. Kaestner, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.51056#0127
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119

Es ist charakteristisch, daß mit diesem einen Falle das, was
wir über die Bergpersonifikation ans den erhaltenen vorhellenisti-
schen Monumenten sagen können, erschöpft ist ’).
Seit dem Hellenismus sind es dann wesentlich zwei Typen,
die für Berggötter angewandt werden; der gelagerte lebt natür-
lich weiter, und dazu kommt der auftauchende, wo der Unterkörper
des Gottes etwa von den Hüften ab in den Felsen verschwindet.
Jugendlichkeit und Bärtigkeit wie auch die Attribute wechseln
begreiflicherweise auch hier je nach Bedarf und Sorgfalt. Han-
delnde Berggötter in „neuen Mythen“, obwohl denkbar, finden sich
gar nicht; das ist nur bezeichnend.
Die Vorliebe der pergamenischen Hofkünstler für derartige
Gestalten offenbart sich auch auf diesem Gebiet. Zwar auf der
Plattenfolge S des Telephosfrieses ist der erhaltene Fuß einer im
übrigen zerstörten in der Höhe auf dem Felsen sitzenden oder
gelagerten Figur nur zweifelnd einem Berggotte zugewiesen worden;
mit demselben Hechte könnte man an eine Ortsnymphe denken1 2).
Aber in der Prometheusgruppe aus der Nordhalle des Athena-
heiligtums (Pergamon VII Tat. 37. Winter S. 175 ff.) ist der ge-
lagerte Ortsgott zweifellos der Kaukasos und nicht Okeanos, an
den man auch gedacht hat; denn da ihm alle Attribute fehlen, so
ist man, wie Winter bemerkt, gezwungen, sein Liegen auf dem
Felsen des Berges selbst als beabsichtigtes Mittel zu seiner Cha-
rakteristik zu verstehen. Höchst bezeichnend ist es, wenn sich
einmal ein Beispiel findet, wo im Gegensatz zu dem Vorgehen der
Künstler in der Zeit, wo diese Personifikationen sich bilden, eine
mythische Gestalt in der Typik eines Berggottes, d. h. einer Per-
sonifikation gegeben wird. Auf anderem Gebiete wurde Ent-
sprechendes schon beobachtet; für den Zeus des Archelaosreliefs
hat Watzinger den Charakter als Berggott aufgezeigt (6'5. JBer-
liner Winckelmannsprogramm 14 f., vgl. E. Maaß, Ö.J. 1910, 120, 15).
Für den auftauchenden Berggott kenne ich zwei helle-
nistische Beispiele. Das eine liegt vor auf dem schon erwähnten
figurenreichen Relief aus der Nymphengrotte des Farnes, das dem
III. oder II. Jhdt. entstammt (vgl. oben S. 107, 3), und zweitens
gehört hierher die Votivstele aus Thespiai Nr. 1455 des Athener
1) Denn der Spiegel von Bolsena Μ. I. XI, 3 scheidet als Fälschung aus.
Vgl. gegen Furtwängler, Gemmen III, 243, 2, Studniczha R. Μ. 1910, 46, 1 und
Carter, Lex. IV, 207 die Bemerkungen von G. Körte, Sp. V, 172 und Matthies,
a. a. 0. 60, Amu.
2) Pergamon III, 2 Taf. 32, 2. Winnefeld S. 193 f., vgl. Robert, A. J. 1888,
90, Schrader, A. J. 1900, 131.
 
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