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Matz, Friedrich
Die Naturpersonifikationen in der griechischen Kunst — Göttingen: Druck der Dieterich'schen Univ.-Buchdruckerei W.Fr. Kaestner, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.51056#0128
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Nationalmuseums i), die ihren Inschriften nach ins III. Jhdt. fällt
und, da die Deutung auf Boreas oder Pan sich ohne weiteres als
ein Fehlgriff erweist, sicher keinen beliebigen Zyklopen, sondern
den musikalischen Rübezahl Helikon selbst im Kyklopentypus dar-
stellt, der ja offenbar auch in der Inschrift redend eingeführt
wird.
Die römische Kunst hat natürlich auch die Typik dieser Wesen
in gerader Linie aus dem Hellenismus bezogen. Der Weg, den
sie gemacht haben über die hellenistischen Reliefbilder und die
pompejanischen Wandgemälde bis zu den Sarkophagen und Münzen,
den philostratischen Bildbeschreibungen, und wo sie sonst noch in
diesem Kreise erscheinen mögen, und endlich bis in die Hand-
schriftenminiaturen hinein, liegt deutlich zu Tage 1 2). Der gelagerte
Berggott bleibt die Regel, auch der sitzende ist häufig, für den
auftauchenden wüßte ich aus römischer Zeit keine Beispiele anzu-
führen3). Daß ein Berg mit weiblichem Namen unter Umständen
auch in der Gestalt seiner eponymen Nymphe personifiziert
werden kann, hat Imhoof-Blumer an einigen kleinasiatischen Münzen
gezeigt (A. J. 1888, 292).
Wir stehen am Ende der Untersuchung und können jetzt auf
das eingangs formulierte Problem zurückgreifen; denn von den
drei Gattungen aus, die das reichste Material bieten, ist man
wohl berechtigt die Ergebnisse zu verallgemeinern. Indem sich
überall vermittelst der Analyse die reflektierte, d. h. die eigent-
liche Personifikation, als die Weiterentwicklung der mythischen,
diese aber sich als der Ausdruck des im griechischen Volke
lebendigen Polydämonismus zu erkennen gab, der die Natur
mit göttlich wirkend gedachten Wesen bevölkert, ist nicht nur
der Auffassung vom anthropomorphischen Natursinn der Griechen
der Boden entzogen, sondern auch der Symbolik, für die besonders
1) Publiziert B. C. II. 1S90, pl. IX. X; zur Literatur bei Svoronos, Nat. Mus.
458 und Bolte, P. W. VIII, 6, 44 ff. ist hinzuzufügen: Bemach, Belief's II, 349, 1.
Steinmetz, A. J. 1910, 33, 1, der Furtwänglers Kyklopendeutung beistimmt, und
Έ. Maaß, a. a. 0., der sich für die Benennung Helikon ausspricht.
2) Der’ zuschauende Berggott am farnesischen Stier ist eine Zutat des rö-
mischen Kopisten: Studniczka, Zeitschr. f. bildende Kunst 1903, 1/4 f.
3) Denn die Münzen von Apameia und Prusa, die Svoronos, Nat. Mus. 459
hierherzieht, kommen nicht in Betracht; dort handelt es sich um den Quellgott
Marsyas, hier ist es, wie die Abbildung und Beschreibung Imhoof - Blümers, Gr.
Münzen Taf. VI, 16, S. 82, Nr. 144 ohne Weiteres erkennen läßt, der reguläre
gelagerte Typus.
 
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