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Mau, August
Pompeji in Leben und Kunst ([Hauptbd.]): mit einem Kapitel über Herculaneum, mit 304 Abbildungen im Text, 14 Tafeln und 6 Plänen — Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.61619#0098
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VIII. Der Jupitertempel.

63

Stil der eben seit dieser Zeit üblich war,
ohne den geringsten Rest älterer Dekoration.
Und eine Bestätigung dieser Zeitbestimmung
dürfen wir nun wohl auch darin finden, daß
der ganze Bau 125, die Treppe 20 römische
Fuß lang ist, wenn gleich an sich, nach
dem oben S. 42 über den Gebrauch des
römischen Fußes gesagten, dies keine Ent-
scheidung geben würde.
Ein Jupiterkopf, auf den wir noch zu-
rückkommen, wurde in der Cella gefunden;
außerdem eine Inschrift, enthaltend eine
Widmung an Jupiter Optimus Maximus,
den Gott des Kapitols, zu Ehren Caligulas,
aus dem Jahre 37 n. Chr. Welches waren
aber die beiden neben Jupiter verehrten
Gottheiten ?
Wie die römischen Kolonien überhaupt
ein verkleinertes Bild der Hauptstadt zu sein
strebten, so pflegten sie auch als Haupt-
tempel ein Capitolium, einen Tempel der
kapitolinischen Gottheiten, Jupiter, Juno, Mi-
nerva, zu haben. Der Kult dieser drei Gott-
heiten ist uns für Pompeji noch besonders
bezeugt: ihre Kultbilder standen in einem
kleinen Tempel, den wir vermutungsweise
für den des Zeus Meilichios halten. Aber es
waren dürftige Tonbilder und das Tempel-
ehen selbst ist zu dürftig für die Kultstätte
der herrschenden Götter Roms: offenbar war
ihr Kult dort nur einstweilen untergebracht,
weil das Capitolium mit seinen Statuen
durch das Erdbeben des Jahres 63 zerstört
war. Nun finden wir hier als Haupttempel
der Stadt einen Tempel dreier Götter, von
denen einer Jupiter war, einen Tempel, der,
im Jahre 63 eingestürzt, zur Zeit der Ver-
schüttung nicht als Kultstätte diente. Da


;. 23. Reliefdarstellung des Jupitertempels im Hause des L. Caecilius Jucundus,
 
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