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Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten: periodical — 1950

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https://doi.org/10.11588/diglit.35480#0013
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Burgenfahrt 1950

Die zweite Burgenfahrt nach dem Kriege führte in den Tagen
vom 17.—20. Juni 1950 an den burgenreichen Neckar, dann ins
Jagst- und Kochertal zum Hohenloher Land; sie endete in der
alten Deutschordensstadt Mergentheim. Den Auftakt bildete die
Jahresversammlung im Städtischen Neckarsteinach mit seinen vier
Burgen, von denen trotz der ungünstigen Witterung drei besucht
werden konnten, ln der M.ttelburg, die gegen Ende des 12. Jahr-
hunderts erbaut, um 1840 von der Familie v. Dorth dem roman-
tischen Zug jener Zeit entsprechend umgebaut wurde, gab uns
der Burgherr ein Bild von der Geschichte der vier Burgen, die mit
dem Bergfried der Hinterburg, auch „Alt-Schadeck" *) genannt,
bis in die Stauferzeit zurückreicht. Besichtigt wurden weiter die
ebenfalls bewohnte, um 1230 erbaute, Vorderburg und die um-
fangreiche Ruine der Hinterburg, die in der Blütezeit des Ritter-
tums eine fast uneinnehmbare Feste gewesen sein muß. Der
nächste Tag führte uns zunächst zur Burg Zwingenberg,
die jetzt der großherzoglich-badischen Familie als JagdschloB
dient, ln dem kleinen, malerisch winkligen Burghof mit der mehr-
geschossigen Loggia an der Eingangsseite unterrichtete uns der
Eigentümer über die Geschichte der Burg, woran sich die Besich-
t'gung der neben Naturalien- und Geweihsammlungen wertvolle
alte Möbel, Waffen und Gemälde enthaltenden Innenräume an-
schloB.

auch in der Wiedererrichtung des sog. Steinhauses als Gästehaus
der Stadt, in dessen Saal bei traulichem Kerzenlicht der an Ein-
drücken reiche Tag seinen Abschluß fand.
Am Montagmorgen ging die Fahrt weiter ins Tal der Jagst, vorbei
an Burg Möckmühl, die Götz von Berlichingen als herzoglich-würt-
tembergischer Amtmann 1519 verteidigte, zu dem in bewaldete
Hänge eingebetteten drittältesten Zisterzienserkloster Württem-
bergs, der späteren Reichsunmittelbaren Abtei S c h ö n t a 1.
Unter sachkundiger Führung sahen wir die ausgedehnte, architek-
tonisch höchst bedeutende Bauanlage mit der monumentalen Ba-
rockkirche und im Kreuzgang die Grablege derer von Berlichin-
gen. Weiter führte der Weg zum Schloß Jagsthausen, wo
Götz 1480 das Licht der Welt erblickte. Die einstige Wasserburg
wurde in den Jahren 1876—99 im Geschmack jener Zeit durch-
greifend erneuert, wobei die ehemals nassen Gräben einem Park
mit schönem Baumbestand wichen. Die in einem der Türme der
kastellartig regelmäßigen Bauanlage befindliche Altertumssamm-
lung enthält u. a. die „Eiserne Hand", jene historische Prothese
Götzens, die wegen ihrer höchst kunstreichen Ausführung mit
Recht so berühmt geworden ist. Nach kurzer Rast mit Imbiß im
großen Rittersaal und einem Gang durch die Wohnräume mit
ihrer kostbaren Einrichtung ging nun die Fahrt ins alte Fürsten-
tum Hohenlohe.

Entlang dem Neckar ging es weiter zur Burg Hornberg mit
ihrem schlanken Bergfried, dessen Grundriß -— ein burgseitig
gerade abgeschnittener Kreis — wohl ein Unikum darstellt. Unter
der Führung des Burgherrn, der die reiche Geschichte der Stätte
schilderte, durchstreiften wir die durch ihren doppelten Zwinger
und zahlreiche wehr E ;
feste, am Neckar w
Götzens von Berliclu E—
starb, wo auch seine) E.
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An Schloß Hornei^-

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In Oehringen galt unser Besuch der spätgotischen Hallen-
kirche mit ihren bedeutenden Grabmälern, darunter der Doppel-
tumba für Gottfried und Konrad von Hohenlohe, die Statthalter
Kaiser Friedrich 11. in der Romagna waren. Der Marktplatz zeigt
noch ganz das Gepräge einer fürstlichen Hofstadt, deren impo-
santer Schloßbau dem 17. und 18. Jahrhundert entstammt. Das
nächste Ziel war Schloß Neuen stein, dessen mächtige Bau-
anlage aus der noch heute in ihren breiten Gräben erhaltenen
Wasserburg des 13. Jahrhunderts im 15. Jahrhundert, im wesent-
lichen aber seit 1565, entstand und 1906—14 durch Bodo Ebhardt
erneuert wurde. Llerzliche Begrüßungsworte des Erbprinzen zu
Hohenlohe-Langenburg leiteten den Gang durch die Räume des
Schlosses ein, deren Ausgestaltung zum Familienmuseum der
Hohenlohe im Werden ist und schon jetzt von dem außerordent-
lich reichen geschichtlichen und künstlerischen Erbe ihrer Ver-
gangenheit zeugt.
Weiter ging die Fahrt ins Kochertal nach Schwäbisch-Hall und
zunächst zur dicht benachbarten C o m b u r g , dieser höchst eigen-
artigen, gegen Ende des 11. Jahrhunderts aus einer alten Ritter-
burg als Benediktinerkloster entstandenen Bauanlage, die kurz vor
1500 weltliches Chorherrnstift wurde und ungeachtet späterer
Umgestaltungen, wie die Errichtung des großen Barockbaues der
Kirche, noch sehr bedeutende romanische Teile bewahrt hat. Be-
kannt ist der großartige Radleuchter, dessen Kranz turmartiger
Laternen eine Höhe von 92 cm aufweist. Der Tag schloß in
Schwäbisch-Hall, dem glücklicherweise nur wenig durch den Luft-
krieg beschädigten Juwel alter deutscher Stadtbaukunst.

*) Schadeck —- Schadheck; „Schad" ein altes Synonym für Schwalbe,
„Heck — Hecke", Nest. Schadeck heißt also: Schwalbennest.


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