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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 36.1993

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Nr. 3
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https://doi.org/10.11588/diglit.35882#0116
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stößt. Umgekehrt bedarf die germanistische Interiexikologie der Kenntnis des entsprechenden
Forschungsstandes eben jener Disziplinen." Vor diesem Hintergrund schildert der vorliegende,
,,nicht primär an eine romanistische Leserschaft gerichtete Beitrag einige Beobachtungen aus
romanistischer Sicht". Der Beitrag zeigt u.a. „die zentrale Rolle, die das Latein für den
romanischen Wortschatz spielt"; [...] „denn es ist ja das Latein - welches auch immer -, das die
romanischen Sprachen zu solchen machte. Dabei ist zu beachten, daß jede romanische Latinität
oder Neolatinität regionale und zeitbedingte Eigenheiten aufweist". [...] „Hinter der Bezeich-
nung Lafe/n verbergen sich im Hinblick auf verschiedene Räume und Zeiten unterschiedliche
Varianten, manchmal gar Sprachen. Es gibt also gute Gründe, die gemeinsprachlich
konventionalisierte sprachtypologische Unterscheidung bezüglich des Lateins und der
romanischen Sprachen zu relativieren und zu differenzieren, auch etwa im Hinblick auf die der
angesprochenen Heterogenisierung nur scheinbar entgegengesetzte Beobachtung von C/anv///e
Rr/ce (Die französische Sprache von den Anfängen bis zur Gegenwart, Tübingen 1988, UTB
1 507, S. 1): Wafe/n /st ke/ne tote Sprache /n dem S/nne w/e etwa das Vom/sehe. f/'ne Sprache
/ebt /r/ Gedanken und Worten /ebender Vfenschen. J...J Aber d/'e Sprache - w/e s/e auch /mmer
hc/ben mag d/e K/nder /n Rom, Par/s, /Viadr/d, Bukarest, Quebec oder R/o de /ane/ro /n d/esem
Jahrhundert er/ernen, /st noch d/ese/be, d/e schon Caesar sprach, /n über zwe/fausend Jahren
wurde s/e von e/ner Ceneraf/on zur nächsten we/te/gegeben und er/ebte dabe/ a//mäb/Zcbe, aber
beständ/ge und m/t den Zangen Jahren umfäng//c/ie Veränderungen. Obwoh/ w/r d/e Sprache
etwa des Zieuf/gen Rom n/chf ,Neu/ate/n' (oder e/ne form des Neu/ate/ns/, sondern ,/fa//er)/sc/i'
nennen, /st das e/gent/Zch nur e/ne krage der Cewohnhe/f.y" - „Der im Deutschen gebräuch-
liche Terminus Fremdwort ist nicht ohne weiteres auf romanische Sprachen übertragbar." - „Die
[...] durchaus auch in der Romanistik gebräuchliche Bezeichnung /nternat/onaZ/smus ist im
Grunde unkritisch." - Der letzte Abschnitt des Beitrags geht auf den Komplex „Interlexis und
Fremdsprachendidaktik" ein. „In der Tradition des Humanismus stehend, waren sich der
Französisch-, aber auch der Lateinunterricht - Nicket, H.-) Simon - stets der Tatsache bewußt,
daß so etwas wie ein etymologisches Band die Schulsprachen umspannt. [...] Da nicht alle
Sprachen der Europäischen Gemeinschaft in den Schulen außerhalb von Arbeitsgemeinschaften
etabliert werden können, heißt es Lehrwege zu finden, die auf der Grundlage von im
Fremdsprachenunterricht zu legenden Trasferbasen den raschen Erwerb neuer europäischer
Sprachen nahelegen. EsgiltalsoSprachverwandteszu nutzen und im Sinne der Fehlerprophylaxe
den besonderen Gefahren des Za/scben freundes zu begegnen, wie sie sich zwischen
«Nähensprachen» einstellen."
Der Jahresbericht des Akademischen Gymnasiums in Graz 1992/93 enthält mehrere anregende
Beiträge zur Thematik des altsprachlichen Unterrichts: W.J. PIETSCH: „Peter Rosegger und die
Antike/ Hinweise zum Jubiläumsjahr" (der Dichter wurde von 150 Jahren geboren) und
„Lateinische Inschriften in Graz. Ein Unterrichtsprojekt",' Magda DOBLHOFER: „Schüler als
Interpreten lateinischer Literatur"; Ph. RÖTHL: „Programmiersprachen - das Latein der Zu-
kunft?" (Redaktion: Dr. Alfred Kolleritsch, Bürgergasse 15, A-8020 Graz). Frau Doblhofer
schreibt einleitend: „Selbst unter dem Zeitdruck einer Prüfungsklausur entstehen oft bemerkens-
werte Leistungen nicht nur auf dem schwierigen Feld der Übertragung von poetischen Texten,
sondern auch bei der auch für Philologen oft mühsamen Detailinterpretation." Es werden
Beispiele von Schülerarbeiten vorgestellt, die „erstaunliches Einfühlungsvermögen sowie
Phantasie" zeigen und „beweisen, daß Freude an lateinischer Literatur zu einem Textverständnis
führt, das weit über bloßes Übersetzen hinausgeht." ANDREAS FRITSCH

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