en nur lernintensiv und schwer, kopflastig, häufig wenig abwechslungsreich und gingen die heuti-
ge Generation nichts mehr an. Um diesem Ruf entgegenzuwirken, zeigt sie in ihrem Buch, wie an-
tike Texte durch den Vergleich mit möglichst zeitgenössischen Kunstwerken einen Gegenwartsbe-
zug erhalten. Da ein Künstler sich seine Themen selbst aussucht, soll der Schüler erkennen, daß die
Auseinandersetzung mit antiken Themen heute noch - auch außerhalb der Schule - stattfindet und
für sinnvoll, lohnenswert und erfreulich erachtet wird. Somit offenbart sich dem Schüler eine Ak-
tualität antiker Texte. Außerdem lassen moderne Kunstwerke eine intensivere Auseinandersetzung
mit dem Thema als Werke früherer Epochen zu, da sie keine Nachahmungen eines antiken Stoffes
sind, sondern durch den höheren Grad an Abstraktion selbst schon Interpretationen und Wertun-
gen, die von den Schülern diskutiert und mit der Aussage des Originaltextes verglichen werden
können, was zu einem besseren Verständnis beider Medien führt. Es „wird die Kontinuität vom
Damals zum Jetzt durch das Herausstellen der Gemeinsamkeiten deutlich. Die Gegenüberstellung
der Unterschiede macht zudem die Besonderheiten der Antike und der Gegenwart bewußt" (S. 20).
Eine Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Kunst hält Freitag für lohnenswert, aber nicht unbe-
dingt notwendig. Jedoch sollte der Lehrer bei der Auswahl der Kunstgegenstände über die Voraus-
setzungen, Kenntnisse und auch das Interesse der Schüler informiert sein. Da Bilder und Plastiken
den Menschen unmittelbarer als Texte, nämlich auch emotional ansprechen, wird die Motivation
bei der richtigen Wahl des Gegenstandes besonders hoch sein und der antike Text selbst eindringli-
cher verstanden werden, wodurch der etwas größere Zeitaufwand auf jeden Fall gerechtfertigt, ja
sogar sinnvoll ist.
Werke der modernen Kunst sollten erst ab der 10. Jahrgangsstufe eingesetzt werden, wenn Ori-
ginallektüre im Unterricht gelesen wird, während „im Anfangsunterricht Zeugnisse der Archäologie
Rezeptionsdokumenten aus anderen Epochen vorzuziehen sind" (S. 21), da die Schüler die antike
Kultur erst kennenlernen müssen. Zudem muß durch eine sehr genaue inhaltliche Analyse sowohl
des Textes als auch des Kunstwerkes belegt werden, ob sich ein Kunstwerk überhaupt dem Text
zuordnen läßt, da ein Künstler nicht immer seine Quellen nennt. Bei einer adaptierten Textfassung
wäre daher die Gefahr, „ins ,Geschichtenerzählen' abzugleiten" (S. 22), groß.
Malerei und Grafik lassen sich nach Freitag am leichtesten in den Unterricht einbeziehen, da man
sie als Poster oder Dia, eventuell aus einem Museum oder einer Galerie käuflich erworben oder aus
einem Bildband abfotografiert, zeigen kann, während Skulpturen wegen ihrer Dreidimensionalität
nur Teilansichten zulassen und man bei Plastiken die Oberflächenstruktur nicht ertasten kann.
„Insgesamt gibt es drei Möglichkeiten, Werke der Modernen Kunst in den Altsprachlichen Unter-
richt einzubringen: zu Beginn eines Lektüreprojektes, am Ende und in dessen Verlauf" (S 30). Ver-
wendet man das Kunstwerk als Einstieg, so wird die Motivation der Schüler hoch sein, und vor al-
lem wird der Text inhaltlich vorentlastet. Beim Bildeinsatz zur Abschlußinterpretation wird zu klä-
ren sein, „ob und inwiefern der Text Grundlage des Kunstwerkes sein kann" (S. 32), wodurch
gleichzeitig eine Vertiefung und Lernerfolgskontrolle stattfindet Zeigt man ein Kunstwerk während
der Lektürephase, kann Gelesenes (z. B. nach den Ferien) leicht rekapituliert, der Überblick über das
Ganze bewahrt, der Schüler auch emotional wieder an den Text gebunden und damit für die weite-
re Textarbeit motiviert werden.
Nach diesen didaktischen und methodischen Überlegungen bietet das Kapitel „Text-Bild-Vergleiche
und Unterrichtsprojekte" konkrete Projekte zur Mythologie, Phaedrus' Fabeln, Geschichtsschrei-
bung, Philosophie, zur Vulgata und zum Roman. Es werden Werke von Dali, Chagall, Picasso, Dix,
Beckmann, A. Jones, De Chririco u. a. detailliert vom künstlerischen und bildnerischen Standpunkt
aus analysiert, aber auch inhaltlich auf entsprechende Originaltexte, z. B. von Ovid
(Metamorphosen, Ars amatoria), Livius, Nepos, Lukrez und Apuleius, bezogen. Vorschläge fürTafel-
161
ge Generation nichts mehr an. Um diesem Ruf entgegenzuwirken, zeigt sie in ihrem Buch, wie an-
tike Texte durch den Vergleich mit möglichst zeitgenössischen Kunstwerken einen Gegenwartsbe-
zug erhalten. Da ein Künstler sich seine Themen selbst aussucht, soll der Schüler erkennen, daß die
Auseinandersetzung mit antiken Themen heute noch - auch außerhalb der Schule - stattfindet und
für sinnvoll, lohnenswert und erfreulich erachtet wird. Somit offenbart sich dem Schüler eine Ak-
tualität antiker Texte. Außerdem lassen moderne Kunstwerke eine intensivere Auseinandersetzung
mit dem Thema als Werke früherer Epochen zu, da sie keine Nachahmungen eines antiken Stoffes
sind, sondern durch den höheren Grad an Abstraktion selbst schon Interpretationen und Wertun-
gen, die von den Schülern diskutiert und mit der Aussage des Originaltextes verglichen werden
können, was zu einem besseren Verständnis beider Medien führt. Es „wird die Kontinuität vom
Damals zum Jetzt durch das Herausstellen der Gemeinsamkeiten deutlich. Die Gegenüberstellung
der Unterschiede macht zudem die Besonderheiten der Antike und der Gegenwart bewußt" (S. 20).
Eine Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Kunst hält Freitag für lohnenswert, aber nicht unbe-
dingt notwendig. Jedoch sollte der Lehrer bei der Auswahl der Kunstgegenstände über die Voraus-
setzungen, Kenntnisse und auch das Interesse der Schüler informiert sein. Da Bilder und Plastiken
den Menschen unmittelbarer als Texte, nämlich auch emotional ansprechen, wird die Motivation
bei der richtigen Wahl des Gegenstandes besonders hoch sein und der antike Text selbst eindringli-
cher verstanden werden, wodurch der etwas größere Zeitaufwand auf jeden Fall gerechtfertigt, ja
sogar sinnvoll ist.
Werke der modernen Kunst sollten erst ab der 10. Jahrgangsstufe eingesetzt werden, wenn Ori-
ginallektüre im Unterricht gelesen wird, während „im Anfangsunterricht Zeugnisse der Archäologie
Rezeptionsdokumenten aus anderen Epochen vorzuziehen sind" (S. 21), da die Schüler die antike
Kultur erst kennenlernen müssen. Zudem muß durch eine sehr genaue inhaltliche Analyse sowohl
des Textes als auch des Kunstwerkes belegt werden, ob sich ein Kunstwerk überhaupt dem Text
zuordnen läßt, da ein Künstler nicht immer seine Quellen nennt. Bei einer adaptierten Textfassung
wäre daher die Gefahr, „ins ,Geschichtenerzählen' abzugleiten" (S. 22), groß.
Malerei und Grafik lassen sich nach Freitag am leichtesten in den Unterricht einbeziehen, da man
sie als Poster oder Dia, eventuell aus einem Museum oder einer Galerie käuflich erworben oder aus
einem Bildband abfotografiert, zeigen kann, während Skulpturen wegen ihrer Dreidimensionalität
nur Teilansichten zulassen und man bei Plastiken die Oberflächenstruktur nicht ertasten kann.
„Insgesamt gibt es drei Möglichkeiten, Werke der Modernen Kunst in den Altsprachlichen Unter-
richt einzubringen: zu Beginn eines Lektüreprojektes, am Ende und in dessen Verlauf" (S 30). Ver-
wendet man das Kunstwerk als Einstieg, so wird die Motivation der Schüler hoch sein, und vor al-
lem wird der Text inhaltlich vorentlastet. Beim Bildeinsatz zur Abschlußinterpretation wird zu klä-
ren sein, „ob und inwiefern der Text Grundlage des Kunstwerkes sein kann" (S. 32), wodurch
gleichzeitig eine Vertiefung und Lernerfolgskontrolle stattfindet Zeigt man ein Kunstwerk während
der Lektürephase, kann Gelesenes (z. B. nach den Ferien) leicht rekapituliert, der Überblick über das
Ganze bewahrt, der Schüler auch emotional wieder an den Text gebunden und damit für die weite-
re Textarbeit motiviert werden.
Nach diesen didaktischen und methodischen Überlegungen bietet das Kapitel „Text-Bild-Vergleiche
und Unterrichtsprojekte" konkrete Projekte zur Mythologie, Phaedrus' Fabeln, Geschichtsschrei-
bung, Philosophie, zur Vulgata und zum Roman. Es werden Werke von Dali, Chagall, Picasso, Dix,
Beckmann, A. Jones, De Chririco u. a. detailliert vom künstlerischen und bildnerischen Standpunkt
aus analysiert, aber auch inhaltlich auf entsprechende Originaltexte, z. B. von Ovid
(Metamorphosen, Ars amatoria), Livius, Nepos, Lukrez und Apuleius, bezogen. Vorschläge fürTafel-
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