hier und da etwas holprige Übersetzung geglättet und wenige, aber ärgerliche Druckfehler besei-
tigt werden (vor allem S. 121 „Dydimeion" für den Apollontempel von Didyma bei Milet, das Di-
dymaion).
DJb/e, A/brecbf; D/e Gr/'ecben und d/'e fremden. München.' Beck 7994. 7 73 5., 39,50 DM (75B/V 3-
406-35765-5).
Welches Thema wäre geeigneter, der Öffentlichkeit die Aktualität des Griechentums einsichtig zu
machen als dies? Und wer wäre sonst in der Lage, dies Thema umfassend und souverän zu behan-
deln, als Albrecht Dihte? Ein Band, der Dihles Arbeiten zur Bekanntschaft und zum Verhältnis der
Griechen mit den Völkern im Osten umfaßt, erschien unter dem Titel „Antike und Orient" bereits
vor zehn Jahren, der früheste Aufsatz hierin stammt aus dem Jahre 1957. So sind die Fremden in
diesem Buch auch vor altem die Orientalen.
Im homerischen Epos werden gelegentlich fremde Völker und Länder erwähnt, noch ohne daß ver-
sucht würde, sie in ihrer Eigenart zu erfassen. Von einem Versuch, die Welt des Vorderen Orients
zu gliedern und zu erfassen, ist auch bei den frühgriechischen Dichtern nichts zu erkennen. Interes-
se erweckte vor altem die Buntheit und Vielfalt der orientalischen Welt. Das galt noch nach den
Perserkriegen: die Griechen sahen sich nicht als den Persern grundsätzlich überlegen an. Konse-
quent erkannten die Sophisten Unterschiede zu den Barbaren nur in Gesetzen und Sitten, nicht im
Wesen, der ({nxytg. Erst die Erschütterungen des Peloponnesischen Kriegs und der nachfolgenden
Jahrzehnte, vor allem die Eingliederung der Griechenstädte Kleinasiens in das Perserreich im Jahre
387 ließen antipersische Ressentiments entstehen, die man jederzeit auf die ganze Barbarenwelt, ja
sogar auf die stammverwandten Makedonen zu übertragen bereit war. Seine bis heute geltenden
Konnotationen erhielt das Wort Barbar im 4. Jahrhundert: Isokrates setzte das Griechentum gleich
mit Geistesbildung und Zivilisation, wodurch der nichtgriechische Gegner, der Perser, zwangsläufig
zum kulturlosen Barbaren wurde - eine Konstruktion, die Philipp von Makedonien politisch zu in-
strumentalisieren verstand. Andererseits entstanden durch den Alexanderzug griechisch dominierte
Gemeinwesen bis hin nach Afghanistan, und rings um das östliche Mittelmeer lebten Griechen
zusammen mit Nichtgriechen. Freilich waren sie, wenn auch Minorität, so doch privilegiert, und die
politischen Makrostrukturen waren griechisch dominiert. Ihre Identität als Griechen wahrten sie
dabei stets, organisierten sich sogar in landsmannschaftlichen Korporationen. Die Ausbreitung
Roms zeigte freilich: kulturelle Überlegenheit garantiert noch nicht politische Macht. Da wuchsen
Verunsicherung und folgerichtig eine klassizistische Reaktion, die von Rom durchaus gefördert
wurde. So konnte sich im 1. Jh. die Anschauung verbreiten, Römer und Griechen bildeten gemein-
sam den zivilisierten Teil der Menschheit, dem die Welt der Barbaren gegenüberstand. Das er-
schwerte eine offene und realistische Auseinandersetzung mit fremder Wesensart: bald fand sich
hochmütige Abgrenzung, bald auch romantische Verklärung des Fremden. Das Christentum über-
lagerte diesen Gegensatz schließlich durch denjenigen von Christen und Nichtchristen und machte
ihn sich nutzbar, zwei Gegensatzpaare, die in der Praxis zwar immer weniger deckungsgleich wa-
ren, sich dennoch als ungemein wirksame geschichtliche Kraft erwiesen: „durch sie erhielt die Pfle-
ge der alten, griechisch-römischen Bildungstradition in einer christlichen Gesellschaft eine neue
Rechtfertigung..." (5. 131). HANSJÖRG WÖLKE
Fre/'fag, Cbrfsdane; A/Tspracb/fcber Unfern'cbf und Moderne /(unsf. bekfüreprojekte. Bamberg;
Bucbner 7994 (Amd/Ja 35). 744 5., 30,00 DM (75B/V 3-7667-5435-4).
Mit der Verknüpfung des auf den ersten Blick scheinbar unvereinbaren Gegensatzes Altsprachlicher
Unterricht und Moderne Kunst will Christiane Freitag den Alten Sprachen den Ruf nehmen, sie sei-
160
tigt werden (vor allem S. 121 „Dydimeion" für den Apollontempel von Didyma bei Milet, das Di-
dymaion).
DJb/e, A/brecbf; D/e Gr/'ecben und d/'e fremden. München.' Beck 7994. 7 73 5., 39,50 DM (75B/V 3-
406-35765-5).
Welches Thema wäre geeigneter, der Öffentlichkeit die Aktualität des Griechentums einsichtig zu
machen als dies? Und wer wäre sonst in der Lage, dies Thema umfassend und souverän zu behan-
deln, als Albrecht Dihte? Ein Band, der Dihles Arbeiten zur Bekanntschaft und zum Verhältnis der
Griechen mit den Völkern im Osten umfaßt, erschien unter dem Titel „Antike und Orient" bereits
vor zehn Jahren, der früheste Aufsatz hierin stammt aus dem Jahre 1957. So sind die Fremden in
diesem Buch auch vor altem die Orientalen.
Im homerischen Epos werden gelegentlich fremde Völker und Länder erwähnt, noch ohne daß ver-
sucht würde, sie in ihrer Eigenart zu erfassen. Von einem Versuch, die Welt des Vorderen Orients
zu gliedern und zu erfassen, ist auch bei den frühgriechischen Dichtern nichts zu erkennen. Interes-
se erweckte vor altem die Buntheit und Vielfalt der orientalischen Welt. Das galt noch nach den
Perserkriegen: die Griechen sahen sich nicht als den Persern grundsätzlich überlegen an. Konse-
quent erkannten die Sophisten Unterschiede zu den Barbaren nur in Gesetzen und Sitten, nicht im
Wesen, der ({nxytg. Erst die Erschütterungen des Peloponnesischen Kriegs und der nachfolgenden
Jahrzehnte, vor allem die Eingliederung der Griechenstädte Kleinasiens in das Perserreich im Jahre
387 ließen antipersische Ressentiments entstehen, die man jederzeit auf die ganze Barbarenwelt, ja
sogar auf die stammverwandten Makedonen zu übertragen bereit war. Seine bis heute geltenden
Konnotationen erhielt das Wort Barbar im 4. Jahrhundert: Isokrates setzte das Griechentum gleich
mit Geistesbildung und Zivilisation, wodurch der nichtgriechische Gegner, der Perser, zwangsläufig
zum kulturlosen Barbaren wurde - eine Konstruktion, die Philipp von Makedonien politisch zu in-
strumentalisieren verstand. Andererseits entstanden durch den Alexanderzug griechisch dominierte
Gemeinwesen bis hin nach Afghanistan, und rings um das östliche Mittelmeer lebten Griechen
zusammen mit Nichtgriechen. Freilich waren sie, wenn auch Minorität, so doch privilegiert, und die
politischen Makrostrukturen waren griechisch dominiert. Ihre Identität als Griechen wahrten sie
dabei stets, organisierten sich sogar in landsmannschaftlichen Korporationen. Die Ausbreitung
Roms zeigte freilich: kulturelle Überlegenheit garantiert noch nicht politische Macht. Da wuchsen
Verunsicherung und folgerichtig eine klassizistische Reaktion, die von Rom durchaus gefördert
wurde. So konnte sich im 1. Jh. die Anschauung verbreiten, Römer und Griechen bildeten gemein-
sam den zivilisierten Teil der Menschheit, dem die Welt der Barbaren gegenüberstand. Das er-
schwerte eine offene und realistische Auseinandersetzung mit fremder Wesensart: bald fand sich
hochmütige Abgrenzung, bald auch romantische Verklärung des Fremden. Das Christentum über-
lagerte diesen Gegensatz schließlich durch denjenigen von Christen und Nichtchristen und machte
ihn sich nutzbar, zwei Gegensatzpaare, die in der Praxis zwar immer weniger deckungsgleich wa-
ren, sich dennoch als ungemein wirksame geschichtliche Kraft erwiesen: „durch sie erhielt die Pfle-
ge der alten, griechisch-römischen Bildungstradition in einer christlichen Gesellschaft eine neue
Rechtfertigung..." (5. 131). HANSJÖRG WÖLKE
Fre/'fag, Cbrfsdane; A/Tspracb/fcber Unfern'cbf und Moderne /(unsf. bekfüreprojekte. Bamberg;
Bucbner 7994 (Amd/Ja 35). 744 5., 30,00 DM (75B/V 3-7667-5435-4).
Mit der Verknüpfung des auf den ersten Blick scheinbar unvereinbaren Gegensatzes Altsprachlicher
Unterricht und Moderne Kunst will Christiane Freitag den Alten Sprachen den Ruf nehmen, sie sei-
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