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Deutscher Altphilologenverband [Editor]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 37.1994

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Nr. 3
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Aktuelle Themen
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Pfister, Raimund: Frösche fressen Störche - Thema und Rhema
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Jöhrens, Otto: Latein, eine schwierige Sprache?
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https://doi.org/10.11588/diglit.33059#0108

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Letzteres Beispiel leitet über zu den etwas anders gelagerten Fällen mit Voransteltung des Prädi-
kats: pan/o bene. Dos est magna [ parenf/'um vZrfus. „Die Tugend der Eltern ist eine große
Mitgift", die Artikel (die bzw. eine) zeigen, was Subjekt und was Prädikat ist.
Zum Schluß sei hingewiesen auf zweigliedrige Minimalsätze, die nur mit den Begriffen von Thema
und Rhema analysierbar sind Sie begegnen dem Lateinschüler kaum in seiner Textlektüre, wohl
aber dem aufmerksamen Lateinkundigen im Leben, so besonders dem geschichts- und kunstbeflis-
senen Reisenden in der Emblematik: Zn necessar/'/'s I um'fas, Zn dubZZs I /Zbertas, Zn omnZbrrs ] carZfas.
/n pace } /eones, Zn proe/Zo [ cervZ. /n vZno I ven'fas. /n dubZo I pro reo. Ex orZenfe ] /ux. Post nubZ/a
I Pboebus. Per aspera I acZ astra. Ein Lehrer, der diese Kurzsätze mit der Ansetzung von allerlei
Ellipsen in das Prokrustesbett seines Satzmodells pressen wollte, würde ihren ganzen Charme, für
den auch Schüler empfänglich sind, zerstören.
RAIMUND PFISTER, Pötschnerstr. 8, 80634 München

Latein, eine schwierige Sprache?
Latein gilt bei unseren Schülern als schwierige Sprache, viele scheitern daran. Was sind die Gründe
für die Schwierigkeiten? Am Vokabelschatz kann es nicht liegen, denn trotz eines zur Verfügung
stehenden Lexikons kommen viele nicht zum richtigen Verständnis eines lateinischen Textes. Es
liegt nahe, daß die besondere Sprachstruktur die Schwierigkeiten macht. Ein Vergleich Latein -
Deutsch - Englisch macht das sehr deutlich:^
OppZdum defendefur. Die Stadt wird verteidigt werden
ProfZcZscamurZ Laßt uns aufbrechen!
PrafrZ auxZ/Zo venZam. Ich werde (will) meinem Bruder
zu Hilfe kommen.
Schon äußerlich zeigt sich, daß die deutsche und die englische Sprache viel mehr Wörter einsetzen
als die lateinische Sprache Diese ist eine kompakte synthetische Sprache, was vor allem an den
Verbalformen deutlich wird. Im Lateinischen können Personen und Tempus, Modus, Genus Verbi in
einer einzigen Form enthalten sein, und der Übersetzer muß durch seine Analyse die einzelnen
Elemente herausarbeiten. Im Deutschen und Englischen hingegen werden diese Elemente durch
besondere Wörter (Personalpronomina, Hilfsverben wie werden, sollen, haben), die man nicht
überrennen kann, klar herausgestellt Eine Analyse ist nicht mehr nötig. Wieviel schwieriger eine
richtige Analyse im Lateinischen ist, zeigt bei den Verbalformen z. B das Phonem /e:/, das verschie-
dene Morpheme repräsentieren kann? Es bezeichnet
bei der a-Konjugation den Konjunktiv Präsens,
bei der e-Konjugation den Indikativ Präsens,
bei der konsonantischen
und i-Konjugation das Futur I (mit Ausnahme der 1. Person Singular).
Während im Lateinischen durch ein einziges Phonem innerhalb eines Wortes solche verschiedenen
Möglichkeiten offenstehen und vom Leser gedeutet werden müssen, werden diese Möglichkeiten
im Englischen und Deutschen durch eigene Hilfswörter auf das Gemeinte eingeschränkt. Nimmt
man noch hinzu, daß die Personen im Deutschen und Englischen durch eigene ganze Wörter

Tbe fown wZ// be defended.
Lef us stadZ
/ wZ/Z be/p my brofber.

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