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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 37.1994

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Nr. 1
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Aktuelle Themen
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Postweiler, Gerhard: Die Ludi Horatiani vom 26. bis 28.11.1993 in München
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Plenio, Wolfgang: Horaz auch in Flensburg präsent
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https://doi.org/10.11588/diglit.33059#0009

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Zwierlein (Die Rezitationsdramen Senecas, 1966) behauptet wurde Nicht zuletzt dank der konge-
nialen Musik von Martin Keeser wurde diese Aufführung zu einem bleibenden Erlebnis.
Insgesamt zeigte Professor Stroh mit dieser Veranstaltung, daß wieder neues Leben durch die alten
Sprachen weht und die Altphilologie eine durchaus lebenskräftige und Leben-gestaltende Macht
sein kann, glücklich die Studenten, die dabei mitwirken durften
Das Schlußwort für diesen Bericht, der leider nicht die großartige Stimmung wiedergeben kann, lie-
fert Professor Rädle, Göttingen, der in seiner scho/a über „die horazische Sermonendichtung des
Amarcius" sagte: „Cultus Latirte loquertdi est maximus honor Horatii".
StD GERHARD POSTWEILER, Bad Sachsa

Horaz auch in Fiensburg präsent
Der nachstehende Arf/'ke/ unseres /Co/Zegen l/Vo/fgang P/en/'o ersch/'en genau am 27. /Vovember
7992, dem 2000. Todestag des h/oraz, 7m „f/ensburger 7ageb/att" (7(u/tur-./ourna/). Pr r/'chtets/ch an
e/'ne bre/'tere Ö7dent/7chke7t und /st /nsotern e/'n gutes 8e/'sp/'e7 dafür, w/'e man w/'cht/'ge Themen des
tate/'nunterr/'chts auch auderha/b der.Schu/e /nferessanf und a//geme/'nversfänc///'cf! darste//en kann.
A.F.
Fast jeder Abiturient kennt irgendein Gedicht oder Wort des großen römischen Lyrikers Horaz,
dessen Todestag sich heute zum 2000. Male - entgegen anderen Annahmen - jährt Am häufigsten
zitiert wird neben der aurea med/'ocr/'tas, dem goldenen Mittelweg, wohl seine Aufforderung, die
Gegenwart zu ergreifen: Garpe d/'em/ Pflücke den Tag (wie eine kostbare Rose, im Bewußtsein der
Vergänglichkeit des schönen Augenblicks). Die Gewißheit seiner Unsterblichkeit, in monumentale
Verse gegossen, hat sich bis heute bestätigt. Eindrucksvolle Zeugnisse lassen Umfang und Tiefe
seiner Wirkung auf die Jahrhunderte ahnen: Als ein englischer Staatsmann des 18. Jahrhunderts auf
dem Höhepunkt einer Rede in einem Horaz-Zitat steckenblieb, erhob sich das ganze Oberhaus und
sprach den Vers zu Ende. Herder und Lessing, Wieland und Goethe kannten und schätzten ihn,
Hölderlin wandelte im Versmaß und Geist auf seinen Spuren, Nietzsche geriet in höchstes
ästhetisches Entzücken und fand bei ihm „Heil- und Trostmittel der höchsten Art . . für die
Sonnenfinsternisse der Seele", und der Stückeschreiber Brecht urteilte „beim Lesen des Horaz", daß
bei ihm auch ganz gewöhnliche Gedanken und Gefühle in Marmor gearbeitet sind, während wir
heute in Dreck arbeiten
Mit den Zeiten hat sich auch das Bild dieses Dichters exemplarischer Vornehmheit gewandelt:
Horaz, der weinselige Anakreontiker, der Patriot, der vaterländisches Hochgefühl bekräftigt,
schließlich der weise sich beschränkende und klug distanzierende Individualist und unabhängige
Geist. Alles das trifft nur eine Seite seiner welthaltigen Dichtung Der „Sänger der römischen Lyra",
der die Formkunst und vielfältige Thematik griechischer Lyrik ins Römische übertrug (nicht
übersetzte!) und für die Nachwelt bewahrte, griff alle Grundthemen lyrischer Welt- und
Selbsterfahrung auf und faßte sie in formvollendete Sprachgestalten von klassischer Prägekraft Das
Bild des selbstbewußten Dichters z. B., der „mit dem Scheitel die Sterne berühren wird", taucht in
Goethes „Grenzen der Menschheit" bedeutsam wieder auf Selbstbewußtsein ist aber bei dem
griechisch gebildeten Horaz eingebunden in Grenzbewußtsein. Ein einfacher Abschiedsgruß an
seinen Dichterfreund Vergil auf die (damals nicht ungefährliche) Seereise nach Athen wächst sich
aus zur Warnung vor prometheischem, himmelstürmendem Übermut: „Nichts ist Sterblichen zu
schwierig: den Himmel selbst stürmen wir töricht und verhindern durch unseren Frevel, daß Jupiter

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