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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 37.1994

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Nr. 2
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Aktuelle Themen
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Maier, Friedrich: Zukunft nicht ohne die Antike: Perspektiven des altsprachlichen Unterrichts : zur Eröffnung des DAV-Kongresses in Bamberg 1994
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Kiefner, Gottfried: Ridentem dicere verum: der DAV in Bamberg 1994
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https://doi.org/10.11588/diglit.33059#0053

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Abschluß bei ihm den erwünschten Nachhall von Sinn und Nutzen bewirken kann. Der Zwang, die-
se Erfahrung sooft wie möglich zu vermitteln, löst zugleich beim Lehrer die Stagnation auf, die ihn
letztendlich am Verlassen der Höhlen hindern würde.
Diese Einführung in den Kongreß und sein Programm wäre fast selbst zum Programm geraten,
nicht ganz ohne Grund. Hier geht es eben auch bereits um die Durchsetzung dessen, was wir hier
als Zukunftsaufgaben der Alten Sprachen erarbeiten wollen Das Gymnasium steht, wie gesagt, vor
einer Bewährungsprobe, die alle Fächer herausfordert. Latein und Griechisch sind gewiß - das sei
betont - nicht der Nabel der gymnasialen Welt, sie allein bewirken wenig. Erst im Verbund mit an-
deren Fächern bestimmen sie die Richtung und geben der Schule ihr dann unverwechselbares Pro-
fil: Latein meist im Zentrum stehend, mit einigermaßen stabilen Schülerzahlen, im Osten Deutsch-
lands mit aufsteigender Tendenz, Griechisch als kleines Fach, das wie eine Orchidee unserer liebe-
vollen Pflege bedarf. Bei keinem der beiden Fächer freilich ist Kleinmut angebracht oder gar ein
Einstimmen in den larmoyanten Abgesang auf einst vermeintlich olympische Disziplinen. Wenn die
Zeichen nicht trügen, konzentriert sich das intelligente Denken in Zukunft verstärkt auf den Men-
schen, auf seine Bedürfnislage, seine Möglichkeiten zu leben, zu überleben. Solche durchaus hu-
manistische Ambition erhält in den Alten Sprachen einen weiten Raum der Resonanz, da ihre Stoffe
den Menschen radikal und kompromißlos in das Zentrum stellen. Für Latein und auch für Grie-
chisch sind die Zukunftschancen nicht gering; ihr Beitrag ist gefordert. Der Beweis des Gegenteils
zu jener Auffassung fällt, wenn wir recht sehen, zunehmend schwerer, daß einerseits jede Pflege
der Tradition im Fortschritt eine Orientierung, andererseits aber alles Bemühen um den Fortschritt
in der Tradition einen sicheren Halt haben muß. In diesen übergreifenden Zusammenhängen erwei-
sen sich die Alten Sprachen durch eine überzeugende Arbeit ihrer Lehrer, die sich von den ange-
deuteten Maximen der Partizipation und Integration bestimmen läßt, vielleicht sogar als unent-
behrlich. Nicht alles, aber vieles hängt an unserem Willen, an unserem Einsatz innerhalb und au-
ßerhalb des Unterrichts. Eine mutige These sei deshalb plakativ an den Schluß gesetzt; sie lautet:
„Zukunft nicht ohne die Antike!" Man mag sie als Provokation nehmen. Auf jeden Fall soll sie für
ihre Vermittler eine Aufmunterung sein zu gesundem Selbstbewußtsein gegenüber den Schülern
und Eltern, in den Lehrerzimmern und vor der großen Öffentlichkeit.
FRIEDRICH MAIER

Ridentem dicere verum
Der DAV in Bamberg 1994
Vor zwei Jahren war mein Resümee (Bad.-württ Blätter für Lehrerinnen und Lehrer d Alten Spra-
chen 2/92 S 13) gewesen, man möge nach der Demonstration und Proklamation in den Metropo-
len Hamburg (1990) und Berlin (1992) wieder einmal in überschaubareren Gefilden tagen, um
Atem zur Kommunikation, Reflexion und Diskussion zu schöpfen. Das hat der Bundesvorstand des
DAV offensichtlich ebenso empfunden, und so darf es als ein Glücksgriff des Großen Vorsitzenden
Friedrich Maier - groß im Vergleich zu uns kleinen Leuten in den deutschen Provinzen - gewertet
werden, daß er Bamberg für den diesjährigen DAV-Kongreß ausfindig machte und ihn hier, vom
Ortskomitee tatkräftig unterstützt, ausrichtete. Der moderne DAV im Ambiente des mittelalterli-
chen CAPUT ORBIS, - das Bamberg nach der Vorstellung des Kaisers Heinrich II. sein sollte -, das war
ein Spiegelbild dessen, was diese Stadt in sich selbst darstellt: Romanik und Gotik in beschwingter
barocker Einkleidung So verstehe ich auch das Titelbild des diesjährigen Programmheftes: die mit-
telalterlichen Kirchen der Bischofsstadt, vorab der Dom, unter den Fittichen eines durchaus barock

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