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Deutscher Altphilologenverband [Editor]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 37.1994

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Nr. 2
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Aktuelle Themen
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Kiefner, Gottfried: Ridentem dicere verum: der DAV in Bamberg 1994
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https://doi.org/10.11588/diglit.33059#0054

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anmutenden römischen Triumphbogens mit der imperialen Aufschrift „Latein 2000", - das
„fränkische Rom" unter dem Dach des lateinischen.
Erstmals gab es auch einen in Hochglanz gebundenen „Kongreß-Begleiter", der in die einzelnen
Veranstaltungen einführte und, mehr noch, die jeweiligen Veranstalter bzw. Referenten vorstellte,
ein Weggefährte also für die Neugier an der Sache und an den Personen, dessen Titel-Collage wie-
derum den antik-barocken Säulenunter- und -hintergrund aufwies und einen antik gewandeten,
lorbeerbekränzten Jüngling - Lateinschüler von heute? - auf einem Computer hocken ließ, mit einer
Schiefertafel in der Rechten, worauf „Od/ et amo - Cafu//" zu lesen stand, und mit einer Waage in
der Linken, womit er seinen auf dem Bildschirm erscheinenden Übersetzungsversuch zum Freund-
Feind-Verhältnis wog: amigo ließ grüßen. So also sieht der schlüsselqualifizierte „Lateiner 2000"
aus.
Es dürfte aus dem ernst-unernsten Vorspann deutlich geworden sein, daß der DAV sich zu seinem
Vorteil diesmal etwas anders präsentierte als bisher. Da sämtliche Vorträge, wie üblich, im
„Gymnasium" nachzulesen sein werden, sei es dem unautorisierten, aber nichtsdestotrotz hochde-
lektierten Teilnehmer gestattet, seine subjektiv gefärbten, weil in subjektiver Auswahl erworbenen
Impressionen auf das zu richten, was diesmal anders und - in meiner Sicht - besser war als sonst.
Daß der Locus amoenus 3ambergrens/s daran seinen nicht geringen Anteil hatte, dürfte bereits klar
geworden sein.
Was also war anders und kam gerade dadurch dem „Latein 2000" zugute, und das heißt: ins Be-
wußtsein der Leute? Nachdem die Stadt Bamberg - durch Ausschank von Frankenwein - und der
sachkundige Kollege Bittner- mit „Bamberg, Stadt des Humanismus" - am Vorabend die Teilnehmer
eingestimmt hatte, brachte die Eröffnung am nächsten Vormittag neben der Begrüßungsrede
Friedrich Maiers und den wohlgesetzten Grußworten den fulminanten Festvortrag des Regensbur-
ger Rechtswissenschaftlers Reinhard Zimmermann über „Römisches Recht und europäische Recht-
seinheit". Es ist ja bei den meisten von uns ein als peinlich empfundener weißer Fleck in unserem
Philologenwissen, daß wir vom wirkungsmächtigen und noch die Gegenwart bestimmenden römi-
schen Recht so wenig Kenntnis haben. Wer von uns kennt und behandelt schon den Cicero als Juri-
sten? Daß „Latein 2000" sehr wohl auch europäische Rechtseinheit auf römischem Fundament be-
deutet, das machte Zimmermann auf eindrückliche, fast möchte man sagen: auf ciceronisch-
rhetorische Weise deutlich.
Aus dem Arbeitsprogramm „Latein 2000" mit seinen den einzelnen Problemfeldern zugewiesenen
Arbeitskreisen habe ich mir diejenigen herausgepickt, die den neuen (oder mir neu erscheinenden)
Aspekt des „Vergnügens am Latein" schon dadurch versprachen, daß sie jeweils als
„Alternativveranstaltung" im Kongreßbegleiter gekennzeichnet waren Da gab es zwei aufeinander
folgende Darbietungen, die mir geradezu als meisterliche Inszenierungen des Lustspiels „Latein
2000" vorkamen: Gerhard Finks „Lust auf Latein - Gestaltung und Ertrag eines motivierenden L2-
Unterrichts" und Roman Prochaskas „Pygmalion oder die Sinnlichkeit des Intellekts - Didaktische
Streifzüge durch das Labyrinth der Rezeption", jeweils mit dem Referenten als Protagonisten. Wer
da nicht wirklich Lust auf Latein bekam!
Auch die vormittäglichen Vorträge betonten mitunter das Heitere unseres Tuns, so der von Jürgen
Werner (Leipzig) „Ernstes und Heiteres zum Thema griechische Lexik im Deutschen'" und, am Ho-
raztag, der von Joachim Draheim (Karlsruhe) „Horaz in der Musik" - mit Musik natürlich. Daß dane-
ben Schwergewichtiges nicht fehlte, dafür standen die Fachvorträge zur Grammatik (Latacz), zu
Catul! (E. A. Schmidt), Livius (Rieks), Cäsar (Dalfen) und Horaz (Lefevre und von Albrecht) einerseits-
und die weitgespannte Rede des früheren bayerischen Kultusministers Hans Maier über das Thema
„Eine Kultur oder viele? Die Zukunft der Kulturen" andererseits. Dem Ernst der pädagogischen Si-

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