hinsichtlich der Hausarbeiten - klare und eindeutige Regeln mit ihnen abzusprechen und auf ihre
Einhaltung konsequent zu achten. Auch angemessene Sanktionen sollten von vornherein mitbe-
dacht und auch vollzogen werden
Um den Neuen Schüler vom Spaß am reinen Zeitvertreib zur Freude an Mühe erfordernden Lei-
stungen zu bringen, ist es besonders angezeigt, den Spannungsbogen zwischen Anstrengung und
Belohnung, zwischen dem Sich-Abmühen und dem Erfolg radikal zu kürzen. Es sind noch nicht
allzu viele Jahre vergangen, seitdem im Altsprachlichen Unterricht dieser Spannungsbogen extrem
ausgedehnt war: Auf Jahre der Mühe und Plage folgte die sogenannte Belohnung, nach Jahren des
vorbereitenden Grammatikunterrichts gelangte man erst zur krönenden Lektüre Hier müssen wir
radikal umdenken. Erfolge müssen möglichst in jeder Unterrichtseinheit erlebbar sein und von dem
Neuen Schüler wirklich auch erlebt werden. Zumindest im Anfangsunterricht sollte am Ende jeder
Unterrichtsstunde, auf jeden Fall am Schluß jeder nur wenige Stunden umfassenden Unterrichtsse-
quenz die Freude über etwas Erreichtes und Gelungenes erlebbar sein, sei dies nun eine kurze, sau-
ber geschriebene Übersetzung, sei dies ein gelöstes lateinisches Rätsel, sei dies eine selbständig
erarbeitete, in eigene Worte gefaßte und übersichtlich sowie sorgfältig im Heft notierte grammati-
sche Regel, sei dies die durch ein grammatisches Paradigma erlangte Übersicht über einen gram-
matischen Komplex, dessen Unübersichtlichkeit bisher verwirrte
Um dies in breitem Umfang zu erreichen, bedarf es beträchtlicher didaktischer und methodischer
Überlegungen und Anstrengungen. Denn, um nicht mißverstanden zu werden, sei mit Hinblick auf
das letzte Beispiel meine Intention verdeutlicht: Das Entscheidende an diesem Beispiel ist nicht, daß
ein grammatisches Paradigma zusammen mit den Schülern erstellt und dies dann von ihnen ge-
lernt wird Auch dieser Aspekt ist gewiß wesentlich Um ihn geht es mir jedoch jetzt nicht Wichtig
für unseren Zusammenhang ist vielmehr, den Schülern erlebbar zu machen, daß
sie durch die Erstellung des Paradigmas von einer verwirrenden Unübersichtlichkeit befreit wurden.
1 Vgl. Horst Hensel, Die Neuen Kinder und die Erosion der Alten Schule. Eine pädagogische Streitschrift,
Bönen 1993, Druckverlag Kettler.
2 Zum Begriff der Selbstsorge vgl. Gernot Böhme, Der Typ Sokrates, Frankfurt a M 1988, S. 51 ff., wo er
diesen von Foucault entwickelten Begriff in Beziehung zu Sokrates entfaltet
JOACHIM KLOWSKi , Hamburg
„Boios petentibus Haeduis ... cortcessit."
Zur Übersetzung von Caes. b G I 28,5 und zur Übersetzungsmethode
In einem Text, der - statistisch gesehen - seit Generationen die „Hit- und Bestsellerliste" der in
deutschen Gymnasien und in Latinumskursen gelesenen antiken Literatur anführt, wird der erfah-
rene Lateinlehrer nur selten einen Anlaß finden, aus sprachlichen Gründen in seiner Lektüre zu
stocken oder gar die Richtigkeit altvertrauter Übersetzungen und bewährter Kommentierungen in
Zweifel zu ziehen. Auch an einer Stelle wie dem § 5 aus dem 28 Kapitel des Helvetierkriegs dürfte
das an den Satzanfang gestellte BoJos allenfalls ein kurzes Stutzen verursachen, denn nach dem
Zeugnis der Übersetzungen und der Schulkommentare liegen hier keinerlei Verstehensprobleme
vor:
Bo/os pefendbus b/aedufs, quod egregfa v/rfufe eranf cogn/d, uf /n dn/bus sufs con/ocarenf, con-
ce:n/'f.
A GuTHARDT, (Aschendorff) Kommentar: „Bo/'os ist Akk.-Obj. zu con/ocarenf (Haedui), der ut-Satz
abhängig von concess/'d"
61
Einhaltung konsequent zu achten. Auch angemessene Sanktionen sollten von vornherein mitbe-
dacht und auch vollzogen werden
Um den Neuen Schüler vom Spaß am reinen Zeitvertreib zur Freude an Mühe erfordernden Lei-
stungen zu bringen, ist es besonders angezeigt, den Spannungsbogen zwischen Anstrengung und
Belohnung, zwischen dem Sich-Abmühen und dem Erfolg radikal zu kürzen. Es sind noch nicht
allzu viele Jahre vergangen, seitdem im Altsprachlichen Unterricht dieser Spannungsbogen extrem
ausgedehnt war: Auf Jahre der Mühe und Plage folgte die sogenannte Belohnung, nach Jahren des
vorbereitenden Grammatikunterrichts gelangte man erst zur krönenden Lektüre Hier müssen wir
radikal umdenken. Erfolge müssen möglichst in jeder Unterrichtseinheit erlebbar sein und von dem
Neuen Schüler wirklich auch erlebt werden. Zumindest im Anfangsunterricht sollte am Ende jeder
Unterrichtsstunde, auf jeden Fall am Schluß jeder nur wenige Stunden umfassenden Unterrichtsse-
quenz die Freude über etwas Erreichtes und Gelungenes erlebbar sein, sei dies nun eine kurze, sau-
ber geschriebene Übersetzung, sei dies ein gelöstes lateinisches Rätsel, sei dies eine selbständig
erarbeitete, in eigene Worte gefaßte und übersichtlich sowie sorgfältig im Heft notierte grammati-
sche Regel, sei dies die durch ein grammatisches Paradigma erlangte Übersicht über einen gram-
matischen Komplex, dessen Unübersichtlichkeit bisher verwirrte
Um dies in breitem Umfang zu erreichen, bedarf es beträchtlicher didaktischer und methodischer
Überlegungen und Anstrengungen. Denn, um nicht mißverstanden zu werden, sei mit Hinblick auf
das letzte Beispiel meine Intention verdeutlicht: Das Entscheidende an diesem Beispiel ist nicht, daß
ein grammatisches Paradigma zusammen mit den Schülern erstellt und dies dann von ihnen ge-
lernt wird Auch dieser Aspekt ist gewiß wesentlich Um ihn geht es mir jedoch jetzt nicht Wichtig
für unseren Zusammenhang ist vielmehr, den Schülern erlebbar zu machen, daß
sie durch die Erstellung des Paradigmas von einer verwirrenden Unübersichtlichkeit befreit wurden.
1 Vgl. Horst Hensel, Die Neuen Kinder und die Erosion der Alten Schule. Eine pädagogische Streitschrift,
Bönen 1993, Druckverlag Kettler.
2 Zum Begriff der Selbstsorge vgl. Gernot Böhme, Der Typ Sokrates, Frankfurt a M 1988, S. 51 ff., wo er
diesen von Foucault entwickelten Begriff in Beziehung zu Sokrates entfaltet
JOACHIM KLOWSKi , Hamburg
„Boios petentibus Haeduis ... cortcessit."
Zur Übersetzung von Caes. b G I 28,5 und zur Übersetzungsmethode
In einem Text, der - statistisch gesehen - seit Generationen die „Hit- und Bestsellerliste" der in
deutschen Gymnasien und in Latinumskursen gelesenen antiken Literatur anführt, wird der erfah-
rene Lateinlehrer nur selten einen Anlaß finden, aus sprachlichen Gründen in seiner Lektüre zu
stocken oder gar die Richtigkeit altvertrauter Übersetzungen und bewährter Kommentierungen in
Zweifel zu ziehen. Auch an einer Stelle wie dem § 5 aus dem 28 Kapitel des Helvetierkriegs dürfte
das an den Satzanfang gestellte BoJos allenfalls ein kurzes Stutzen verursachen, denn nach dem
Zeugnis der Übersetzungen und der Schulkommentare liegen hier keinerlei Verstehensprobleme
vor:
Bo/os pefendbus b/aedufs, quod egregfa v/rfufe eranf cogn/d, uf /n dn/bus sufs con/ocarenf, con-
ce:n/'f.
A GuTHARDT, (Aschendorff) Kommentar: „Bo/'os ist Akk.-Obj. zu con/ocarenf (Haedui), der ut-Satz
abhängig von concess/'d"
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