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Deutscher Altphilologenverband [Editor]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 37.1994

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Nr. 1
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Buchbesprechungen
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[Rezension von: Gundel, Hans Georg, Zodiakos. Tierkreisbilder im Altertum]
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[Rezension von: Heinrich Krefeld, Der Archipoeta]
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https://doi.org/10.11588/diglit.33059#0033

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sich hierbei unter 383 Katalognummern. Den Rest bilden „Proben aus der mittelalterlichen
Tradition". Was den vorliegenden Band in diesem Teil vor dem RE-Artikel außerdem und vor allem
auszeichnet, sind zahlreiche Abbildungen der Katalogstücke in derjenigen Qualität, die man bei von
Zabern gewohnt ist.
Dieser Katalog bildet die zweite Hälfte des Buches. In der ersten Hälfte gibt Gundel einen gedräng-
ten, dabei umfassenden Überblick über die Bedeutung des Zodiakos in Religion und Mythos, in
Astronomie und Astrologie. Es folgen die Erwähnungen von Zodiakosdarstellungen in der Literatur,
auch hier in einem umfassenden Überblick und nicht in alle Einzelheiten gehend. So wird der merk-
würdige Gang bei Trimalchios Gastmahl (Petron. sat. 35), in dem die Zodiakosbilder durch entspre-
chende Gerichte illustriert werden und bei der manche Frage im Detail offen bleibt, auch nicht im
einzelnen erläutert und geklärt. Immerhin findet sich der Hinweis, daß der größte Dichter der sog.
Mittleren Komödie, Alexis, in einem Fragment (261 Kock) von einem - doch wohl ebenfalls parodi-
stisch überhöhten - Mittagsmahl erzählt, bei dem Fische, Böckchen, Skorpion und halbierte Eier als
Sterne serviert wurden
Den Hauptteil bilden aber auch hier Beschreibungen der erhaltenen Zodiakosbilder in systemati-
scher Darstellung. Dabei stellt sich heraus, daß sich astronomisch-belehrende, religiöse, mythische
und astrologische und schließlich rein oder doch vorwiegend dekorative Absichten, die mit den ein-
zelnen Bildern verfolgt werden, zwar begrifflich scheiden lassen, in der Praxis aber vielfach durch-
drungen haben. Die gültige Gestaltung des Zodiakos ist dabei, wenngleich sich im einzelnen viel-
fach Verbindungslinien zu mesopotamischen und ägyptischen Traditionen ziehen lassen, doch Lei-
stung der Griechen in hellenistischer Zeit. Die zwölf Bilder des Zodiakos sind wohl im 1. Jh. v. Chr.
kanonisch geworden, nachdem zuletzt das Zeichen der Waage hinzugefügt worden war, wohl im
2. Jh., vielleicht auch schon in der zweiten Hälfte des 3. Jh.s v. Chr. Seit dem 5. Jh. n. Chr. schließ-
lich werden Zodiakosdarstellungen seltener, in erster Linie wohl unter dem Einfluß des Christen-
tums.
Der Band beeindruckt durch die offenkundig profunde Sachkenntnis des Verfassers und durch die
Fülle des ausgebreiteten Materials. Mag das Thema auch recht spezielle erscheinen, so ist es doch
bis heute lebendig. Wer gründlich informiert werden will, insbesondere über die Darstellungen der
Bildkunst, wird hier ein umfassendes - wenn auch für denjenigen, dem die astronomische Seite der
Thematik völlig fremd ist, bisweilen nicht ganz einfach lesbares - Kompendium finden.
Der Archfpoeta. Laf. u. df. von /-/ez'nr/'cTi /(refe/d, Ber/zn; Akadem/'e-Vedag 7992, 723 5. (Scbr/Yfen
undQue//en derA/fen t/Ve/t, 8d. 47).
Daß Heinrich Krefeld fast 35 Jahre, nachdem er den Kommentar von Heinrich Watenphul bearbeitet
und herausgegeben hat, nunmehr eine zweisprachige Ausgabe mit ausführlichen Erläuterungen
vorlegt, verdient Dank und Anerkennung. Wer ein Gedicht des Archipoeta im Unterricht behandeln
will, wird in diesem Band so gut wie alles finden, was er benötigt. Die Einleitung besticht dadurch,
wie hier in knapper und präziser, dabei zugleich gründlicher Form der Stand des Wissens beschrie-
ben wird: was wir über das Leben des Archipoeta wissen (was bekanntlich nicht viel ist), was ein
Vagantenleben ausmacht - wobei Krefeld nicht radikalen Positionen folgt, die es ganz und gar in
den Bereich literarischer Fiktion verweisen wollen, sondern es beschreibt als ein „Leben außerhalb
der etablierten Gesellschaft ... und ohne Bindung an sittliche Normen, deren Berechtigung und all-
gemeine Geltung er", d. h. der Archipoeta, „jedoch grundsätzlich nicht in Frage gestellt hat" - und
mehr Besonders hervorheben möchte ich, wie Krefeld zeigt, auf welche Weise der Archipoeta
christliche Motive und Formelemente mit antiken verbindet (wobei er als poefa c/ocfus ausdrück-

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