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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 37.1994

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Nr. 2
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Kiefner, Gottfried; Hommel, Hildebrecht [Gefeierte Pers.]: Geburtstagsgruß an den Nestor der Philologenzunft: Hildebrecht Hommel zum 95. Geburtstag
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https://doi.org/10.11588/diglit.33059#0075

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Gesangbuch, die Verbindung aufzudecken, - und sein von der Kirchlichen Hochschule Berlin verlie-
hener theologischer Ehrendoktor mag auch dafür stehen
Hommels Horazbuch von 1950 (Horaz, Der Mensch und das Werk, Kerle Verlag Heidelberg) ist
in seiner Präzision und Konzentration auf das Wesentliche ein auch heute noch für Studenten und
Lehrer nützlicher und unüberholter Wegbegleiter zum Jubiläumsdichter von 1993 Hommel hat
sich auch in die - im MDAV 1/94 leider ausgesparte - Kontroverse um Hör. c. III 2,13 eingeschaltet
(Du/ce et decorum. Rhein. Mus. Bd 111, Heft 3, 1968, 219-252), wobei er sich, für seine Generati-
on nicht selbstverständlich, von der heroisch-verklärenden Interpretation löste und „in geduldiger
Kleinarbeit" (252) den Umriß aufzeigte, in den er den berühmt berüchtigten Satz gestellt sehen
wollte: mortu/ v/'ventes ob/fgant.
Dem Altsprachlichen im evang Gesangbuch hat Hommel schon 1948 einen Aufsatz gewidmet:
„Antikes Erbgut im evangelischen Kirchenlied" (Theologia Viatorum,
Jahrbuch d. Kirchl. Hochschule Berlin 1948/9, 122-136). Zwei antike Dichter findet Hommel, ohne
daß es ihn überrascht, im evangelischen Kirchenlied wieder: den „Vater des Abendlandes" Vergil
(den ich hier auslasse) und den „Horatlus ethicus". Was neben dem inhaltlichen Nachwirken horazi-
scher Gedanken auffällt, ist der Befund, daß auch altgriechische Metren, sicherlich über Horaz, Ein-
zug ins Kirchenlied gehalten haben, gerade auch die in den Carmina häufigen sapphischen und
alkäischen Strophen. Zwei solcher antik rhythmisierten Melodien sind auch heute noch gebräuch-
lich: das Passionslied von Johann Heermann (1585-1647) „Herzliebster Jesu, was hast du verbro-
chen" (sapphisch, zusätzlich mit Reimen, Nr. 81), und das Erntelied von Matthäus Apelles von Lö-
wenstern (1594-1648) „Nun preiset alle Gottes Barmherzigkeit" (alkäisch, ebenfalls gereimt; Nr.
502). Beim zweiten Lied stammt sinnvollerweise auch die „alkäische" Melodie vom Textdichter. - Bis
in Einzelheiten hinein verfolgt Hommel den antiken Einfluß im Kirchenlied; eine hübsche, mündlich
gegebene Kleinigkeit sei erwähnt: In dem bekannten Morgenlied Paul Gerhardts lautet der Anfang
„Die güldne Sonne voll Freud und Wonne bringt unsern Grenzen mit ihrem Glänzen ein herzer-
quickendes liebliches Licht". Gerhardt, so Hommel, was so sehr im Lateinischen zu Hause, daß er in
dieser Sprache dachte: „unsern Grenzen" sei nichts anderes als „finibus nostris", was heute jeder
Schüler, will er in der Cäsar-Klassenarbeit einen Fehler vermeiden, mit „unserem Gebiet" überset-
zen muß. - Mit solchen Assoziationen zur Hommelschen Gedanken- und Forschungswelt, die er
auch heute noch präsent hat und sich von Besuchern entlocken läßt, sei der Jubilar zu seinem Eh-
rentag in sein Refugium gegrüßt - zwischen Horaz und Gesangbuch, die ihn beide bis ins hohe Al-
ter begleiten. GOTTFRIED KiEFNER, Tübingen


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