Lochner, Johann Hieronymus [Hrsg.]: Samlung merkwürdiger Medaillen: in welcher wöchentlich ein curieuses Gepräg, meistens von modernen Medaillen, ausgesuchet, und nicht nur fleisig in Kupfer vorgestellet, sondern auch durch eine historische Erläuterung hinlänglich erkläret (4.1740)

z fr SäMiUttA tNerkwürdiger ^eäsHIen.

Kaum waren dieselbigen wieder in der Stadt angekommen , so gieng das Feu-
ern desto heftiger an. Weil nun eben ein Wind dazu schlng,welcber die Flammen
immer mehr anblies ; so stiegen solche zugleich an fünf Orten gewaltig auf: derger
stalt daß endlich ein groser Theil der Stadt bereits würklich in der Asch lage, und
das übrige alles bald dareinverkehret zu werden inGesahr lief: wiedenn unter andem
das Quartier des Grafen von Königsmark selbst, mit dem daran liegenden Franken
Thor, von dem Feuer schon ergriffen war- Diese UmMnde brachten gedachten 6e-
neral auchauf die Gedancken, nach Abwartung des ausersten, sich durch einen Kon-
necren accorä zn xrolpiciren. Es ist niemand der selbigem den Ruhm eines unvers
gleichlichen Verhaltens in dem ganzen für seineCrone unglücklichen Krieg , und vor-
nemlich der gegenwartigen kurzen Belagerung, äbspricht. Jnsonderhett finde in seü
ner zu Stande gehaltcnen Letchpredigt daß er auch einen 6enersi Ausfall würde vers
suchet haben, wenn er nicht hierin von dem gesamten Kriegsrath hätte Wiederspruch
leiden müsen. Jedoch der Gewalt des Feuers kan keme Tapferkeit wiederstehen:
nnd da man den instehenden Untergang der ganzen Scadt vor Augen sahe, von weU
cher, wie nur erwahnter Lebenslauf bemerket, kaum noch der vierte Thetl übrig
war, die meiste Mund und Kriegs proviüou auch solcher Gestalt im Rauch aufge-
gangen; so wurde es so wol bey der Zarnilon als Burgerschaft Ernst sich zu erge-
ben - und dieses geschahe abends um s. Uhr, dieses ii. O^kobr. da sie beederseits
Geiseln hinaus zu senden sich erboten: der Churfürst acceptirte solches nachmal mit Un-
terlassung des Feuerns, und begehrte einen Lenersl kviajor, einen Qbristen, und et-
nen Burgermeister, zu Geiseln. Iene, so der Oeneral iviajor Buchwald, undQbri-
ste kUsyueler waren, stelleten sich noch abends um 7. Uhr ein: dieser entschuldigte
stch damal wegen des Brandes, kam abcr auch den andern Morgen : wvgegen sich
der 6eneral iviajor Schöning, Qbriste Marwiz, und Rlttmeister Wangettheim, als-
denn in die Stadt verfügeten- Die Nacht über wurde in der Stadt auf das fleisig-
ste gearbeitet, und den Flammen bestens gesteuerr, auch ein groser Theil der bereits
ergriffenen Gebaue gerettet: den folgenden ir lcgete man tzand an die Tractaten ,
welche den is. 0<lko!,r. fi. n. vollends zu Stand kamen, und alsbald nach derUnters
schrift dem Churfürsten ein Thor und Werk cingeraumet ward.

Der accorä war für die Belagerten ungemein raisonnadle , und bestund in 2s.
Articuln , welche da hinaus ltefen, daß die Stadt in ihremStand verdleiben, der
Graf Königsmark aber nebst seiner Besatzung und allen Soldaten, von was füc
Nation sie uuch seyen, mit allen Kriegsehrenbezeigungen , auch munnion , und der
CroneSchwedenzugehöriger artillerie, ausziehcn, undnachSchweden übergesetzetwers
den solte: wozu der Churfürst verbunden war die Schiffe, gleichwie inzwischen die
lulkentarion, zu liefern. Dieseguten conäirionen, womit auch dasallürte Danemark
nicht zufrieden war, würde dcr Graf Königsmark wol nichr erhalten haben, wenn
nicht die spate Jahreszeit den Churfürsten dazu snimirek, welcher haubtsächlich sus
chete mit diesem Ort bald fertig zu werden , und Grypswold , wie auch geschah,
gleichfals noch in diesem Jahr zu erobern, ehe der schon zimmlich weit gekommene
Frieden, wenigstens bey den meisten interellencen, zu seiner Richtigkeit gelangen
niöchte-

^mores: siehe bey der vorigenWoche r auch rfieatrumLuro^aeumundLudslphs
Schaubühne.rc.

Den 29. OLob. ly/jo.