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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 12.1867

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Petschnig, Hans: Maria-Saal in Kärnthen: Monographie mit Aufnahmen
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https://doi.org/10.11588/diglit.25925#0025
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Maria-Saal in Kärnthen.
Monographie mit Aufnahmen

von Hans Petschnig,

Diöcesan-Architekt.

(Mit 1 Tafel und 21 Holzschnitten.)
Kaum eine Stunde ausser Klagenfurt an der nach St. Veit führenden Strasse liegt die berühmte
Wallfahrtskirche Maria-Saal auf einem massigen Hügel, die Westfronte mit den beiden Thürmen
gegen das Thal gekehrt. Weit hinaus tönt das herrliche Geläute in das liebliche Thal, ein Bild
des Friedens und der Ruhe.
Aber nicht immer war es so auf diesem Boden. Da wo jetzt die Trage für den Schienenweg
markirt ist und vielleicht in Kürze der Schienenstrang sich mit der Westbahn verbinden wird,
um den friedlichen Verkehr mit den Nachbarländern zu erleichtern, herrschten einst die gewalti-
gen Römer, die Überreste ihrer zerstörten Niederlassung geben Zeugniss von der Macht und Cul-
tur dieses mächtigen Volkes. An der Stelle wo sich jetzt das Gotteshaus erhebt, stand einstmals
ein Opfertisch der heidnischen Slaven, die sich um diese Metropole schaarten. Kämpfe fanden
statt, als das Christenthum eingeführt wurde, Kämpfe als die ungarischen Horden das Land ver-
wüsteten, und selbst in der Reformationszeit war es hier unruhig und Parteikämpfe erschütterten
das stille Thal.
Weithin leuchteten die Garben des verheerenden Feuers, das diesen Ort mehrmals, ein-
äscherte; aber noch steht der feste Quaderbau an seiner Stelle und gibt Zeugniss von dem Siege
des Christenthums, und der Forscher wird mächtig1 angezogen, um hier seine Studien zu machen.
Nächst Gurk und St. Paul muss Maria-Saal zu den bemerkenswerthesten Kirchen Kärnthens
gezählt werden, wesshalb sich eine eingehende Besprechung derselben ganz gewiss lohnen dürfte.
Wie schon Eingangs angedeutet wurde, stand hier eine römische Niederlassung, die Stadt
V irunum, welche von den Hunnen auf ihrem Zug gegen Italien zerstört wurde. Diese römische
Stadt muss eine beträchtliche Ausdehnung gehabt haben; sie wurde im Osten von Helenenberg,
im Süden vom Saalerberge, im Westen von Ulrichsberg und Karnburg begränzt. Die ausgegra-
benen Meilensteine mit dem Namen Virunum zeigten die Abgrenzung der Stadt im Zollfelde an
und markirten die Ausdehnung, derselben. Im Volksmunde ist die Sage noch lebendig, dass einst
am Maria-Saal er Berge ein prachtvolles Schloss und ein Tempel gestanden habe. Dies ist
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