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Daniel Kuhn ein anderes cranachisches Gemälde,
Herodias mit dem Haupte des Johannes, ge-
kauft und bitte nun den Kaiser dieses Bild als Geschenk
von ihm anzunehmen. Der Brief lautet:
„Allergnedigster keiser, konig, vnnd herr, Vns ist
E. koen. kayen Mt gnedigstes schreiben, so aufE. kayn
Mt königlichen Schloss Präge den 28 September negst-
hin datiret, Zukommen, doraus wir vornomen, was
E kaye Mt wegen eines gemeles so eine Juditt mit holo-
fernus köpf so weiland mit Lucas Cranachers des be-
rümbten Malers hand vorfertigett sein solle, bein daniel
kühn vnserm burger Czuerhandlen begeren, Ob wir
nuhn wol E kayen Mt Czu gnedigstem gefallen, solchem
gemelde alles fleisses, nachgefragtt so wird doch sol-
ches dergestaldt wie gemeld, nitt gefunden Sonder ist
ein anderes, Als der herodiadis mit Sanct Joannis des
Teufers hauptt vorhanden, daruon dan vns auch genüg-
samen nachrichtungCzukommen, das es ermelteskiinste-
lers vnnd Mahlers Lucae kranachers wergk, weil es aus
seiner vorlassenschafft bekommen vnä uerbracht wor-
den, sein soll, welches wir E kayen Mt, so gutt es vor-
handen, hiemitt Czufertigen, Vnd Ist vnnd gelangett, an
E kaye Mt vnnter vnderthenigstes bieten, E kaye Mt
solches von vns gnedigstes annemen,1 Ynd vnser gne-
digster keiser konig vnnd herr Czusein vnd Czubleiben
geruchen, Thuen vns hiemit E kayen Mt Czu keiser-
liclien vnnd königlichen gnaden In demutt entpfelen.
dat. 15. Oct. Ao 1601.
An die Roe kaye Mt“
Wie ist aber das Gemälde aus der Hinterlassen-
schaft des Lucas Cranach grade nach Breslau gekom-
men? Auch über diesen Punkt habe ich in dem Stadt-
archive Auskunft gefunden. Eine Tochter Lucas Cra-
nach des Jüngeren, Barbara, hatte sich nämlich
mit dem Breslauer Arzte Johann Hermann verheirathet
und wahrscheinlich nach dem 1586 erfolgten Tode ihres
Vaters dieses von der Hand ihres Grossvaters gemalte
Bild bei der Erbschaftstheilung erhalten. Wie dann aus
dem Besitz der Hermann’schen Familie dasselbe in die
Hände des Daniel Kuhn gekommen ist, das kann ich
augenblicklich nicht nach weisen. Vielleicht geben die
Testamentbücher darüber weitere Nachricht. Es wäre
möglich, dass Kuhn eine Tochter des Johann Her-
mann geheirathet hat, oder dass er durch eine testa-
mentarische Verfügung in den Besitz des Bildes gelangt
ist. Dies würde sich, wie gesagt, aus den noch vorhan-
denen Testamentbüchern ermitteln lassen. Ist es jedoch
blos. durch Kauf oder Schenkung in die Hände des
Daniel Kuhn gekommen, dann werden sich schwerlich
urkundliche Belege auffinden lassen, da solche an sich
geringfügige Dinge nicht in die Stadtbücher eingetragen
wurden. Für die Verhältnisse der kranachischen Familie
ist übrigens auch folgendes Document interessant:
„Wir Rathmanne der Stadt Bresslau Bekennen vndt
thuen kundt öffentlich, mit diesem brieff vor Ider men-
ni glich, Dass vor vnss In siezenden Rath kommen ist,
die Erbahr vndt Ehrntugendtsame Frau Barbara, dess
Ernuesten vndt hochgelehrten Herrn Johann Her-
manns s der Artznei Doctorn2 Eliche hausfraw mit dem-
1 Das Bild wurde also auf Kosten der Stadt gekauft. Da nun die Käm-
mereicasse die Zahlung zu leisten hatte, ist auch der hier mitgetheilte Brief
in dem mit dem Titel „Cammersachen“ bezeichneten Conceptbuche einge-
tragen.
“I. H. der philosophiae Vnd arcznei doctor Biber excessuum signatu-
rarumque — 1595, Mai 12).
selben Ihrem lieben Herrn vndt Ehlichen vormünden
Vndt hatt bekandte, Weil sie, Vndt Ir mittgeschwisterigt,
Als Weylandt Herrn Lucas s Cranachs Zu Witten-
berg sehligen nachgelassene Erben, vmb Einen vor-
meinten aussenstandt, so ihr lieber Vater gemelter
Lucass Cranach, hinterstellig vorblieben sein sollen, Zu
Wittenberg, Zu Recht oder sonst besprochen Vndt be-
langett werden wollen; Ermeltess Herrn Doctor Her-
manss Ehliche Hausfraw aber, In Einem noch dem
Andern Weg, dieses Vorhabenden Vormeynten Zu-
spruehss, In eigener Perschon nicht beywohnen konte:
Dass sie demnach, so viel Ihre Perschon belanget. Zu
ihrem krigischen Vohrmundt, geordnett vndt geseezt,
den Erbahrn Vndt Achbahren Augustin Cranach
Burgern, Vndt ihrem geliebten Bruedern, Zu Witten-
berg, auch demselben zur Sühne, oder Reht, Alle Ihre
vollkommene macht Vndt gewalt Vbergeben, Vndt Vol-
gender Gestalt vndt massen aussgetragen haben wolte,
nemblichen dass er Augustin Cranach, bemelte Fraw
Barbahra Hermannin, Zu Wittenberg, bey Recht, vndt
sonsten allenthalben vortreten ----—
Zu Vhrkundt haben wier vnser Stadt Insiegel hierauf!
drucken lassen; Geben den 19 des Monattss Appriliss,
Nach Christi Vnserss Sehligmacherss gebuerth Funff-
zehenhundert vndt Im Neun vnd Achzigisten Jahre.“
(Procuratorium).
Die Herkunft des Bildes ist also ziemlich sicher
festgestellt; es ergiebt sich aber aus dem Mitgetheilten
auch ferner, dass das von Herrn v. Perger benutzte
Inventar des kaiserlichen Schlosses zu Prag (k. k. Hof-
bibliothek, Nr. 8196) nicht aus dem XVI. Jahrhundert
herrührt, sondern dass dasselbe zu Anfang des XVII. Jahr-
hunderts abgefasst sein muss.
Dr. Alwin Schultz,
Privatdocent.
Feldmarschall Maximilian Lorenz Graf und Herr
von Starhemberg* und seine Ruhestätte zu Maria
Bildstein.
Graf Maximilian Lorenz von Starhemberg widmete
sich gleich seinem ältern Bruder Ernst Rüdiger, dem
unsterblichen Vertheidiger Wiens im Jahre 1683 (der
1701 starb und bei den Schotten in Wien ruht), dem
Waffendienste. Schon im Jahre 1677 ward er in Folge
seiner Tapferkeit Inhaber des Regiments Huff Nr. 3,
dermals Freiherr v. Gerstner.
Nach der Überlieferung war der Graf im Jahre 1676
Commandant zu Bregenz, von wo er mit dem kaiser-
lichen Obersten Johann Kreiss von Themar zum ersten
Male nach dem reizend gelegenen und neuentstandenen
Wallfahrtsorte Maria Bildstein gekommen sein soll.
Später besuchte er öfters diesen Ort und machte be-
trächtliche Geschenke, zusammen im Betrage von
2180 Gulden.
Im Jahre 1688 ersuchte er um das Begräbniss
im innern Chore der Kirche, zu dessen Herstellung er
als Geschenk für die Kirche 1500 Gulden schickte.
In seinem Testamente vom 9. October 1688 ver-
machte der fromme Held ein Legat von 10.000 Gulden
an die Kirche zu Bildstein und 900 Gulden zum Ver-
theilen an die Armen des Ortes und der Umgegend.
Daniel Kuhn ein anderes cranachisches Gemälde,
Herodias mit dem Haupte des Johannes, ge-
kauft und bitte nun den Kaiser dieses Bild als Geschenk
von ihm anzunehmen. Der Brief lautet:
„Allergnedigster keiser, konig, vnnd herr, Vns ist
E. koen. kayen Mt gnedigstes schreiben, so aufE. kayn
Mt königlichen Schloss Präge den 28 September negst-
hin datiret, Zukommen, doraus wir vornomen, was
E kaye Mt wegen eines gemeles so eine Juditt mit holo-
fernus köpf so weiland mit Lucas Cranachers des be-
rümbten Malers hand vorfertigett sein solle, bein daniel
kühn vnserm burger Czuerhandlen begeren, Ob wir
nuhn wol E kayen Mt Czu gnedigstem gefallen, solchem
gemelde alles fleisses, nachgefragtt so wird doch sol-
ches dergestaldt wie gemeld, nitt gefunden Sonder ist
ein anderes, Als der herodiadis mit Sanct Joannis des
Teufers hauptt vorhanden, daruon dan vns auch genüg-
samen nachrichtungCzukommen, das es ermelteskiinste-
lers vnnd Mahlers Lucae kranachers wergk, weil es aus
seiner vorlassenschafft bekommen vnä uerbracht wor-
den, sein soll, welches wir E kayen Mt, so gutt es vor-
handen, hiemitt Czufertigen, Vnd Ist vnnd gelangett, an
E kaye Mt vnnter vnderthenigstes bieten, E kaye Mt
solches von vns gnedigstes annemen,1 Ynd vnser gne-
digster keiser konig vnnd herr Czusein vnd Czubleiben
geruchen, Thuen vns hiemit E kayen Mt Czu keiser-
liclien vnnd königlichen gnaden In demutt entpfelen.
dat. 15. Oct. Ao 1601.
An die Roe kaye Mt“
Wie ist aber das Gemälde aus der Hinterlassen-
schaft des Lucas Cranach grade nach Breslau gekom-
men? Auch über diesen Punkt habe ich in dem Stadt-
archive Auskunft gefunden. Eine Tochter Lucas Cra-
nach des Jüngeren, Barbara, hatte sich nämlich
mit dem Breslauer Arzte Johann Hermann verheirathet
und wahrscheinlich nach dem 1586 erfolgten Tode ihres
Vaters dieses von der Hand ihres Grossvaters gemalte
Bild bei der Erbschaftstheilung erhalten. Wie dann aus
dem Besitz der Hermann’schen Familie dasselbe in die
Hände des Daniel Kuhn gekommen ist, das kann ich
augenblicklich nicht nach weisen. Vielleicht geben die
Testamentbücher darüber weitere Nachricht. Es wäre
möglich, dass Kuhn eine Tochter des Johann Her-
mann geheirathet hat, oder dass er durch eine testa-
mentarische Verfügung in den Besitz des Bildes gelangt
ist. Dies würde sich, wie gesagt, aus den noch vorhan-
denen Testamentbüchern ermitteln lassen. Ist es jedoch
blos. durch Kauf oder Schenkung in die Hände des
Daniel Kuhn gekommen, dann werden sich schwerlich
urkundliche Belege auffinden lassen, da solche an sich
geringfügige Dinge nicht in die Stadtbücher eingetragen
wurden. Für die Verhältnisse der kranachischen Familie
ist übrigens auch folgendes Document interessant:
„Wir Rathmanne der Stadt Bresslau Bekennen vndt
thuen kundt öffentlich, mit diesem brieff vor Ider men-
ni glich, Dass vor vnss In siezenden Rath kommen ist,
die Erbahr vndt Ehrntugendtsame Frau Barbara, dess
Ernuesten vndt hochgelehrten Herrn Johann Her-
manns s der Artznei Doctorn2 Eliche hausfraw mit dem-
1 Das Bild wurde also auf Kosten der Stadt gekauft. Da nun die Käm-
mereicasse die Zahlung zu leisten hatte, ist auch der hier mitgetheilte Brief
in dem mit dem Titel „Cammersachen“ bezeichneten Conceptbuche einge-
tragen.
“I. H. der philosophiae Vnd arcznei doctor Biber excessuum signatu-
rarumque — 1595, Mai 12).
selben Ihrem lieben Herrn vndt Ehlichen vormünden
Vndt hatt bekandte, Weil sie, Vndt Ir mittgeschwisterigt,
Als Weylandt Herrn Lucas s Cranachs Zu Witten-
berg sehligen nachgelassene Erben, vmb Einen vor-
meinten aussenstandt, so ihr lieber Vater gemelter
Lucass Cranach, hinterstellig vorblieben sein sollen, Zu
Wittenberg, Zu Recht oder sonst besprochen Vndt be-
langett werden wollen; Ermeltess Herrn Doctor Her-
manss Ehliche Hausfraw aber, In Einem noch dem
Andern Weg, dieses Vorhabenden Vormeynten Zu-
spruehss, In eigener Perschon nicht beywohnen konte:
Dass sie demnach, so viel Ihre Perschon belanget. Zu
ihrem krigischen Vohrmundt, geordnett vndt geseezt,
den Erbahrn Vndt Achbahren Augustin Cranach
Burgern, Vndt ihrem geliebten Bruedern, Zu Witten-
berg, auch demselben zur Sühne, oder Reht, Alle Ihre
vollkommene macht Vndt gewalt Vbergeben, Vndt Vol-
gender Gestalt vndt massen aussgetragen haben wolte,
nemblichen dass er Augustin Cranach, bemelte Fraw
Barbahra Hermannin, Zu Wittenberg, bey Recht, vndt
sonsten allenthalben vortreten ----—
Zu Vhrkundt haben wier vnser Stadt Insiegel hierauf!
drucken lassen; Geben den 19 des Monattss Appriliss,
Nach Christi Vnserss Sehligmacherss gebuerth Funff-
zehenhundert vndt Im Neun vnd Achzigisten Jahre.“
(Procuratorium).
Die Herkunft des Bildes ist also ziemlich sicher
festgestellt; es ergiebt sich aber aus dem Mitgetheilten
auch ferner, dass das von Herrn v. Perger benutzte
Inventar des kaiserlichen Schlosses zu Prag (k. k. Hof-
bibliothek, Nr. 8196) nicht aus dem XVI. Jahrhundert
herrührt, sondern dass dasselbe zu Anfang des XVII. Jahr-
hunderts abgefasst sein muss.
Dr. Alwin Schultz,
Privatdocent.
Feldmarschall Maximilian Lorenz Graf und Herr
von Starhemberg* und seine Ruhestätte zu Maria
Bildstein.
Graf Maximilian Lorenz von Starhemberg widmete
sich gleich seinem ältern Bruder Ernst Rüdiger, dem
unsterblichen Vertheidiger Wiens im Jahre 1683 (der
1701 starb und bei den Schotten in Wien ruht), dem
Waffendienste. Schon im Jahre 1677 ward er in Folge
seiner Tapferkeit Inhaber des Regiments Huff Nr. 3,
dermals Freiherr v. Gerstner.
Nach der Überlieferung war der Graf im Jahre 1676
Commandant zu Bregenz, von wo er mit dem kaiser-
lichen Obersten Johann Kreiss von Themar zum ersten
Male nach dem reizend gelegenen und neuentstandenen
Wallfahrtsorte Maria Bildstein gekommen sein soll.
Später besuchte er öfters diesen Ort und machte be-
trächtliche Geschenke, zusammen im Betrage von
2180 Gulden.
Im Jahre 1688 ersuchte er um das Begräbniss
im innern Chore der Kirche, zu dessen Herstellung er
als Geschenk für die Kirche 1500 Gulden schickte.
In seinem Testamente vom 9. October 1688 ver-
machte der fromme Held ein Legat von 10.000 Gulden
an die Kirche zu Bildstein und 900 Gulden zum Ver-
theilen an die Armen des Ortes und der Umgegend.