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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Editor]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 1873

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Luschin von Ebengreuth, Arnold: Die Siegel der steierischen Abteien und Convente des Mittelalters, [1]
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Grueber, Bernhard: Die Kunst des Mittelalters in Böhmen, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.25450#0275
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232

4. Cilli.
(Minoriten.)
Austria Sacra VI. 363. Caesar Beschr. d. H. St.
II. 586.
Das Kloster soll 1241 von den „Grafen von Cilli so
hier ihre Begräbnisse haben“ gestiftet worden sein. In
der That aber findet sich ein urkundliches Zeugniss
erst in einem am 4. Juli 1348 vom Patriarchen Bertrand
von Aqnileja an den B. Ulrich von Gurk erlassenem
Schreiben, in welchem diesem die Einweihung der vom
Grafen Friedrich, im Kloster der Mindern Brüder von
Cilli, zu Ehren aller Heiligen neuerbauten und bewid-
meten Kirche (capella) übertragen wird (Notizenbl. d.
k. Akad. VIII, 460). Erwägt man, dass jenes Testament

Die Kunst des Mittelalters in Böhmen.
Von Bernhard Grueber.
Fortsetzung.
(Mit 50 Holzschnitten.)
Commende schon vorhanden gewesen und derselben
überlassen worden sein. Die Malteserkirche liegt
grösstentheils in Ruinen und ist durch angebaute Häu-
ser so versteckt, dass sie von Fremden gewöhnlich
übersehen, von Einheimischen nur selten besucht wird.
Gegenwärtig bestehen von der einst grossartigen Kirche
nur das Presbyterium und, von diesem abgelegen, die
Reste von zwei quadratischen ThUrmen mit einer da-
zwischenliegenden unscheinbaren Portike. Eintretend
durch das Portal gelangt man in einen 96 Fuss langen,
42Fuss breiten, mit Bäumen bepflanzten Höfraum, das
ehemalige Kirchenschiff oder Langhaus. Von den Hussi-
ten am 9. Mai 1420 niedergebrannt und im Jahre 1503
nochmals durch ein zufälliges Brandunglück zerstört,
wurde das Schiff nach diesen Unglücksfällen nicht
wieder in den alten Stand versetzt, sondern man hat
die Ruinen beseitigt, den Platz abgeebnet und dann als
Friedhof benützt. Rechts und links greifen Wohnhäuser
in diesen Hof herein, an den Thürmen gewahrt man die
Wirkungen der furchtbaren Feuersbrün de, auch haben
sich hier einige sorgfältig ausgeführte Gliederungen
und Ornamente erhalten. Aus diesen Resten wird er-
sichtlich, dass das Kirchenschiff ein späterer gegen 1300
ausgeführter Zubau war, während das Presbyterium
sich zum Theile noch in den ursprünglichen Linien bewegt,
aber gegen 1250 erneuert und umgewandelt worden ist.
Um diese Zeit wurde nämlich die ausserhalb des
Burgfleckens liegende und deshalb mit besondern
Wällen und Graben umzogene Marienkirche in die
allgemeine Stadtbefestigung einbezogen und bei dieser
Gelegenheit scheint die Erneuerung stattgefunden zu
haben. Das noch bestehende Presbyterium ist drei-
sehiffig und durch allerlei aus dem vorigen Jahrhundert
herrührende zopfige Einschaltungen zu einer selbstän-
digen Kirche eingerichtet worden: auf jeder Seite stehen
drei quadratische Pfeiler, von denen die beiden hinter-
sten eine Orgel-Empore tragen. Es scheint, das dieses
Gebäude in seiner gegenwärtigen Ausdehnung den
ganzen ursprünglichen Kirchenbestand repräsentirt. Die
als Chor dienende Partie ist 40 Fuss , die rückwärtige

Die Malteser-Stiftskirchen zu Prag und
Strakoni c.
Der ritterliche Orden der Johanniter, welcher nach
dem Untergange des christlichen Königreichs Jerusalem
erst nach Cypern und Rhodus, späterhin aber nach
Malta übersiedelte und alsdann den Namen Malteser-
orden annahm , wurde im Jahre 1156 durch Herzog
Vladislav II. in Böhmen eingeführt und gelangte in
kurzer Zeit zu ausgedehnten Besitzungen. Vladislav
überliess der entstehenden Commenle 1158 eine grosse
auf dem linken Moldauufer zu Prag gelegene Baustelle,
wo heute noch das Malteserstift mit einer dazugehöri-
gen Marienkirche besteht.
Diese Kirche ist die älteste, welche im Prager
Burgflecken unterhalb des Hradschin (der heutigen
Kleinseite) genannt wird, sie dürfte bei Gründung der


Fig. 77. (Prag.) Fig. 78.

des Walter Zahn, welches 5 Minoritenconvente in Steier-
mark und die Prediger zu Friesach bedenkt, von den
Cillier-Minoriten keine Erwähnung macht, dass die
Freien von Sanneck erst nach dem Aussterben der
Heunburger in den Besitz von Cilli kamen, und erst
1341 von diesem Orte den Grafentitel erhielten, dass
endlich 1348 die Capelle des Klosters als neugebaut
bezeichnet wird, so liegt wohl der Schluss nahe, dass die
Stiftung nicht 1241, sondern etwa hundert Jahre später,
1341 erfolgt sei.
Das Kloster überdauerte zwar die Josephinische
Periode, wurde jedoch seither (jedenfalls vor 1847) auf-
gehoben. Conventsiegel aus dem Mittelalter sind nicht
bekannt geworden.
(Fortsetzung folgt.)
 
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