Meggendorfer-Blätter (103.1915 (Nr. 1293-1305))

2 Kriegschronik der Meggendorfer-Blätter, Münchcn

Löhnungs-Appell

Warum der Zar den Oberbefehl übernommen hat

DamiL er sich künftig immer in nächster Nähe über
alles Laufende unterrichten kann.

Kindliche Frage

— „Ziehen die Vögel in diesem Winter auch nach Italien?"

Balsarn

— „Die Nedaktion hat mein flammendes KriegsgedichL zurück
geschickt!Unerhört,so etwas!"

— „Tröste dich, Geliebter,
vielleicht ist Friede in Sicht."

Begründung

— „Laben Sie auch Kriegs-
anleihe gezeichnet?"

— „Wo denken Sie hin? Ich
werde doch jetzt dem Staate
keine füns Prozent Zinsen
abnehmen."

Mein Freund Krause, vier-
undvierzig Iahre alt, kugel-
rund, äußerst bequem und
Besitzer einer vollständigen
Platte ist zur Landsturm
musterung gewesen. Bei un-
serer Begegnung srage ich:

„Nun,wiewarderErfolg?"

„Kriegsverwendbär! In-
fanterie!"

„Da wird man Sie aber
gewaltig in denTrab bringen."

„Macht nichts! Aber ich
bin so froh, daß ich den neu-
gierigen Fragern nach mei-
ner entschwundenen Laar-
pracht nunmehr als Grund
den Äelm nennen kann."

Jch schaue im Laufe des Vormittages aus dem Fenfter
und sehe da zwei Kriegsstrohwitwen in eifrigster Llnter-

haltung stehen. Eine halbe
Stunde später sind sie immer
noch da, und als ich in wie-
der einer halben Stunde
abermals einen Blick durchs
Fenster werfe, sind ste auch
noch auf demselben Flecke.
Wie ein munteres Gebirgs-
bächlein plätschert das Lin
und Ler der lebhaften Aus-
sprache. Da keine andere
Arbeit drängt, nehme ich
einen Strickstrumpf zur Land
und setze mich ins Zimmer,
um das Ende dieser gewiß
hochbedeutsamen Begegnung
abzuwarten. Meine Geduld
wird auf eine harte Probe
gestellt, denn es vergeht wie-
der mehr als eine halbe
Stunde, ehe der Gesprächs-
stoff gänzlich erschöpft ist.
Endlich aber schieden dieZwei.
Schon waren sie zehn Schritte
getrennt, da drehten sich beide
wie auf Kommando noch ein-
inal um und riesen einander
zu: „Frau Gevatter! Ich habe
aber nichts gesagt."


Die Krone des Vizekönigs vom Kaukasus