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Meggendorfer-Blätter — 103.1915 (Nr. 1293-1305)

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https://doi.org/10.11588/diglit.3395#0195
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W

'-E !

E, -

Die Mine

als ob ich den Nordpol verslukt hab; wir woll'n
mal nach 'n Krug hin, Wubbo Wubbel is twarsten
einen rachigen Äund, abersten das mag doch wohl
sein, daß wir ihn auf das nächste Buttwetter hin
noch für nen Grog gut sind.

Abersten Pieter, meinst, daß der antworten tut?

Ne! Ich knuff ihn in der Seite, aber da skert er
sich garnich an. Ich verfier mir nu und denk: schade,
nu is ihn seinen Verstand zusammengeklütert, denk
ich, und dabei kuck ich ihm an. Seine Nase — —
na, ich will da nich weiter von snacken, denn Pieter
is sonst einen ganz guten Kerl, aber wahr is das,
in den Augenblick, da glühte sie so voll und skön wie
ne Äecklaterne von ne Fregalte. And was seine
Augen waren, die leisteten seine Nase Gegenstand.

„Pieter, sag ich mitleidig, kannst du ihr nich wieder
bei ein kriegen?" Da streckt er die Kand aus und
fingert nach die See hin, das mich ganz slimm
wurde, orntlich durch skoß mich das: „Nu greift er
auch." Aber wie ich so bei wegelang in meine
Verbastheit die Nichlung von seinen Arm folgte,
da sah ich auf das Watlenmeer in die Dämmerung,
die skon was stickig war-

Brägentla crholte sich mit einem kräftigen Schluck,
während Kümmelkehl seinen Mund breit zog und
dann auch verholte.

,Da?" fragte Ianko gespannt.

Tschä, da sah ich ihr swimmen. Wie ich mich
da nu klar über bin, nehm ich mein' Mütz ab und
kratz mich den Schädel und was Pieter is, der kratzt auch.

Die Mine mußte auf Land, bevor daß die Ebbe
ihr in See riß, das war gewiß.

Pieter und ich, wir hatten ja nichs nich auf ent-
gegen, auf unse alten Tagen für das Vaterland zu
sterben, man, wenn das aus Altersschwäche und in
unsen Bett sein konnte, denn so war uns des am
paßlichsten.

Da um kratzten wir. Abersten, weil das nich
anners ging, sollte das Versaufen oder Verquetschen
auch nich zu schade sein, denn mußten wir das Bergen
versuchen, weil die nächste Marinestatschon auf Quelkhörn
3 Stunden weit weg is und-"

„und weil auf das Bergen einen hohen Lohn auf
steht," unterbrach Buttsteert mißgünstig.

„Tschä," erwiderte Brägenkla gelaffen, „man es wun-
dert mir, daß du da auf kömmst, für so 'ns da hast du
doch sonst kein Sinn für." Na, mit die Weile war das
nu ümmer dunkler geworden und zu 'n Anglück wurde die
Brise was böig. Der Wind der stieß und puste wie ne
alte Dampmaskine.

Weil wir nu mit das Keatzen allein die Mine nich
einholen konnten, da frag ich Pieter: „Tschä, Pieter, was
meinst du?" Na, Pieter der meinte das auch und da
gingen wir nach die Boote.

Als wir da in sitzen, da wird uns das beide so kodderig
in unser Leib, als ob wir swei bleichsüchtige Sommergäste von
Langeoog wären. Ans fiel das mächtig bei, daß so 'ne
Mine n' ganz Teil übelnehmsker ist als ne tote Nobbe, wo
ein slankweg auf los peilen kann.

Was Pieter is und ich, wir glupsken uns an und
laden uns nen neuen Prim ein. Auf einmal zeigt Pieter
nach das Äeringsnetz und ich nick, ich wußte, was er meint,

Pieter is n' ganzen slauen Sarras, wenn er auch — --

na, laß man.

Immer derselbe


Kaufmann: „Siegfried, es sreit
mich, daß de aufgeben willst de
Dichterei! Aber sag' mer, was
hat dich endlich veranlaßt dazu?"
— „De viele Konkurrenz!"

Wir bängen uns zetz in die Riemens und rudern so,
daß wir den swarzen Klex, mehr war von die Mine nich
zu sehen, in die Flanke kriegen. Wir überholen ihr auch
richtig und hinter ihr kommen wir mit unsere beiden Skiffe
so dicht zusammen, daß mir Pieter den Äiesing von das
eine Ende von sein Netz zusmeißen kann. Das Netz geht
denn auch über, und allens is so, wie sich das hört.

Abersten nu kam erst das dicke Ende von die Geskichte.
Mich war das, als wenn ich lauter Poggen in mein Balg
hätte, die nu raus wollen, und ich denk, Sufko, denk ich,
solltst das auf die alten Tage noch mit die Seekrankheit
kriegen? Aber ich reiß mir zusammen und schieb allens
auf den dicken Priem, den ich bei das Netz-Aeberholen
versluckt hatte. Was Pieter machte, konnt ich so recht
nich sehen, aber mich schien das so, als ob er wieder mit
Kratzen annegange war.

Na, als wir das Netz jeder an sein Skiff fest hatten,
arbeiten wir los. Aber das muß wohl eine ganz snaksche
Strömung gewesen sein, denn was wir auch riemen, das
sah just so aus, als wenn ich nach Rußland und Pieter
direkt nach Amerik will, anstatt auf Land zu und mit die
Mine, von die die Strömung uns so merkwürdig nach links
und rechs abtrieb.

Den Satan seine Großmutter mag das wiffen, wo wir
hingekommen wären, wenn wir Pieter sein Äeringsnetz nich

K"
 
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