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Meggendorfer-Blätter — 104.1916 (Nr. 1306-1318)

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46

Meggendorfer-Blätter, München

Nr. 1308

Ein merlwürdiger Gründer

dann mit einem Teil der Mitglieder abzog, — in ein
anderes Lokal. Wie eine Bienenkönigin schwärmte ich aus.

Eine herrliche Idee war der „Verein der Siebenmonats-
kinder." O, es waren prächtige Kerle darunter> Einen
„Verein der Appendixlosen" gründete ich, als die Aerzte wild
auf Blinddarmentzündungen wurden. In diesem Verein
wurde sehr viel gegessen. „Nur immer forsch eingepackt,"
hieß es, „uns kann nichts mehr passieren; der Wurmfortsatz
ist ja schon fulsch."

Em eigenes trübes Erleben führte mich dazu, einen
„Verein geschiedener Ehemänner" zu gründen. Von vorn-
herein zerfiel dieser Verein in zwei Gruppen: die durch eigene
Schuld und die durch Schuld der Frau Geschiedenen. Ich
führte dann eine Trennung herbei und zog mit der einen
Gruppe aus. Wie beliebt, mein Lerr? Ah so, — mit
der ersten Gruppe.

Als die Lundesteuer in Berlin erhöht wurde, gründete
ich gleichzeitig zwei Vereine einen der Lundefreunde und
einen der Lundegegner. Der zweite trug mir bedeutend
mehr ein, da wurde viel mehr getrunken. „Legen wir noch
ein Achtelchen auf," hieß es immer; „wir sparen ja die
Lundesteuer." Der Gastwirt, zu dem ich die Lundegegner
brachte,konnte sehr zufrieden sein. Der Mann besaß übrigens
einen großen Lund, den er aus Rücksicht auf den Verein
abschaffte, — einen Tag vor unserm Einzugsabend, an dcm
er uns einen delikaten Rehbraten spendierte. Der andere
Gastwirt, zu dem ich die Lundefreunde führte, hatte keinen
Lund; ich riet ihm zur Anschaffung eines solcken und habe
ihm selbst einen Köter besorgt, wobei ich noch eine Kleinigkeit
verdiente.

Mein bestcs Geschäst aber habe ich gemacht, als ich
den „Verein der einsamen Seelen" ins Leben rief. Sie

können sich gar nicht vorstellen, wie mir die Mitglieder
zuströmten, und was dann in diesem Verein gesoffen wurde,
oder vielmehr in den Vereinen, denn es entwickellen sich
noch drei weitere daraus: die „Abgeschlossenen Naturen,"
die „Eremiten der Großstadt" und die „Stillen Charakiere."
Dieser letzte Verein sah übrigens leider zweimal die Polizei
bei sich, — wegen sehr bedauerlichen Radaus.

Theatervereine sind auch etwas sehr Lohnendes. Ich
habe deren vierzehn gegründet. Sie haben das Gute, daß
zu den Aufführungen viele Gäste kommen, wobei dann
der betreffende Wirt auf ein gutes, eine bessere Provision
ermöglichendes Geschäft rechnen kann. Leider ist das Interesse
an der dramatischen Kunst durch das Aufkommen der Kinos
beeinträchtigt worden. Ich denke deshalb daran, Kinovereine
zu gründen. Eine ganz einfache Sache, nicht wahr? Der
Verein schafft sich einen Projektionsapparat an und leiht
sich Films. Da diese nicht erst die polizeiliche Zensur zu
passieren hoben, ist der Verein in der angenehmen Lage,
seinen Mitgliedern ganz besondere Genüsse bieten zu können.
Meine Kinovereine werden stcher mit großen Mitgliever
zahlen zu rechnen haben. Gleich nach dem Krieg werde
ich mich daran machen.

Ach, nach dem Krieg, mein Lerr! Wenn ich bis da-
hin nicht jämmerlich untergegangen bin. Das ist ja eben
mein Unglück, daß durch diescn schrecklichen Krieg meine
Tatkraft lahmgelegt ist, daß ich meinem Berufe nicht nach-
gehen kann, daß ich nichts verdiene, daß ich bald ohne
einen Groschen dasitzen werde, ein trauriges Opser dieses
durch unsere Feinde heraufbeschworenen Llnglücks. Es ist
nichts mehr zu machen, mein Lerr, aber auch gar nichts.
Ein Vergnügungsverein, — wem dürfte ich damit kommen?
„Bedenken Sie den Ernst der Zeit!" würde man mir ent-
gegnen. „Ach, es ist ei» Elendl"

Fortsetzung Seite 47

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