Zeitschrift für Humor und Kunst
197
ln
'°°k- d«n
klemeren
ne und
das u>ar
nnders -
ünder ge.
""n. Ey
'ln letzten
Alaeddins
^gangen
fielen dem
m und dg.
mpe. deren
schen wvhl
eraten war.
ja immer
cegierenden
Schuhe sparen — „Nanu, Lerr Krapfel, Sie haben
wohl gar ein kleines Räuscherl?"
— „Gott bewahre. Ich suche mir nur
die besten Stellen im Pflaster 'raus."
Die Wunderlampe
Kupfer, und Dinge, die leichl
zerbrechen können, werden von
Wirtschafterinnen', Dienstmäd-
chen und sonstigem Personal
immer viel eher in die Lände
genommen als die unzerbrech
lichen Sachen. Das ist nun
einmal nicht anders. So blieb
das Lämpchen also still auf dem
Rauchtisch stehn, Iahr um Iahr.
Dann kam der Silvesterabend
1917. Sonst hatte Iakob Salz-
berger für den letzten Abend des
Iahres sich immer eine lustige
Gesellschaft eingeladen, diesmal
aber wollte er ganz allein sein.
Er hatte nämlich noch Rum,
sehr guten Rum, und wer Ende
des Iahres 1917 von dieser lei-
der nicht in Mitteleuropa ge-
deihenden guten Gabe etwas
besaß, beschränkte sich bei deren
Genuß selbstverständlich, wenn
er auch sonst gar kein Egoist
war, gern auf die eigene Gesell-
schaft. Salzberger hatte sogar
noch eine ganze Menge Rum.
Er konnte aber auch, wenn er
sich einmal dazu hinsetzte, ein
paar Liter fieifen Grogs ganz
gut vertragen.
So um acht Ahr abends, nach
einem spärlichem Kriegsabend-
brot, stopfte er also seine sämt-
lichen achtzehn Pfeifen, mischte
fich — der Wafserkeffel stand
auf dem Ofen bereit — das erste
Glas, setzte stch in den Lehnstuhl
und fing an ein bißchen zu lesen.
In den Erzählungen aus „Tau
send und einer Nacht" las Äerr
Salzberger. Ganz zufällig war
er zu denen gekommen. Er hatte
vor Weihnachten für eine kleine
Nichte ein Märchenbuch kaufen
wollen, war in eine Buchhand-
lung gegangen und hatte, einer
unklaren Erinnerung aus seiner
Iugend folgend, ganz einfach verlangt: „Geben Sie mir eine
recht schöne Ausgabe von ,Tausend und einer Nacht'."
Glücklicherweise hatte er nachher zu Lause seinen Einkauf
einmal angesehen, und da hatte er nun Bilder gefunden,
die ihm nicht so recht geeignet^erschienen, von' einer jungen
Nichte betrachtet zu werden. Darauf hatte er sich auch mit
dem Text beschäftigt und Stellen darin entdeckt, die ihm
auch>icht für eine junge Nichte paffend vorkamen. Man
hatte ihm eben keine besondere Ausgabe für die Iugend
verkauft. Zurückgetragen hatte er die beiden Bände aber
nicht, denn wenn sie auch nicht für die iunge Nichte paßten,
— einem alten Onkel konnten sie in müßigen Stunden ganz
wohl behagen. Und nun las er darin.
So etwa bis zehn Ahr las Äerr Salzberger und trank
acht Gläser Grog dazu, jede Viertelstunde eins. Dann
wurde er des Lesens müde; zudem spürte er einen leichten
Nebel vor den Augen. Er schrieb ihn dem dicken Tabak-
rauch im Zimmer zu, aber der viele Grog hatte wohl auch
etwas Schuld daran. Er tat nun, was sich für die Neu-
jahrsnacht gehört; er ließ, wie man zu sagen Pflegt, das
vergangene Iahr an seinem Geiste vorüberziehn. Es waren
aber keine freundlichen Bilder, die, wie man gleichfalls zu
sagen Pflegt, Lerrn Salzberger umschwebten. Er zog heftiger
an seiner Pfeife, trank schneller Grog, alle zehn Minuten
ein Glas, und brummte bei jedem Schluck vor sich hin:
„Dieser Satan, dieser insame Satan!" Lerr Salzberger
dachte nämlich an seine Wirtschafterin. Teufel, was hatte
er von der im lehten Iahre auszustehn gehabt! Schlampig
und unsauber war sie und verwahrloste das Lauswesen;
ganz miserabel kochte sie und fraß noch das Beste vorweg
aus dem Kochtopf fort. Wenn aber Salzberger einmal
etwas außerhalb der Rationen erwischt hatte, ein halbes
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mpe. deren
schen wvhl
eraten war.
ja immer
cegierenden
Schuhe sparen — „Nanu, Lerr Krapfel, Sie haben
wohl gar ein kleines Räuscherl?"
— „Gott bewahre. Ich suche mir nur
die besten Stellen im Pflaster 'raus."
Die Wunderlampe
Kupfer, und Dinge, die leichl
zerbrechen können, werden von
Wirtschafterinnen', Dienstmäd-
chen und sonstigem Personal
immer viel eher in die Lände
genommen als die unzerbrech
lichen Sachen. Das ist nun
einmal nicht anders. So blieb
das Lämpchen also still auf dem
Rauchtisch stehn, Iahr um Iahr.
Dann kam der Silvesterabend
1917. Sonst hatte Iakob Salz-
berger für den letzten Abend des
Iahres sich immer eine lustige
Gesellschaft eingeladen, diesmal
aber wollte er ganz allein sein.
Er hatte nämlich noch Rum,
sehr guten Rum, und wer Ende
des Iahres 1917 von dieser lei-
der nicht in Mitteleuropa ge-
deihenden guten Gabe etwas
besaß, beschränkte sich bei deren
Genuß selbstverständlich, wenn
er auch sonst gar kein Egoist
war, gern auf die eigene Gesell-
schaft. Salzberger hatte sogar
noch eine ganze Menge Rum.
Er konnte aber auch, wenn er
sich einmal dazu hinsetzte, ein
paar Liter fieifen Grogs ganz
gut vertragen.
So um acht Ahr abends, nach
einem spärlichem Kriegsabend-
brot, stopfte er also seine sämt-
lichen achtzehn Pfeifen, mischte
fich — der Wafserkeffel stand
auf dem Ofen bereit — das erste
Glas, setzte stch in den Lehnstuhl
und fing an ein bißchen zu lesen.
In den Erzählungen aus „Tau
send und einer Nacht" las Äerr
Salzberger. Ganz zufällig war
er zu denen gekommen. Er hatte
vor Weihnachten für eine kleine
Nichte ein Märchenbuch kaufen
wollen, war in eine Buchhand-
lung gegangen und hatte, einer
unklaren Erinnerung aus seiner
Iugend folgend, ganz einfach verlangt: „Geben Sie mir eine
recht schöne Ausgabe von ,Tausend und einer Nacht'."
Glücklicherweise hatte er nachher zu Lause seinen Einkauf
einmal angesehen, und da hatte er nun Bilder gefunden,
die ihm nicht so recht geeignet^erschienen, von' einer jungen
Nichte betrachtet zu werden. Darauf hatte er sich auch mit
dem Text beschäftigt und Stellen darin entdeckt, die ihm
auch>icht für eine junge Nichte paffend vorkamen. Man
hatte ihm eben keine besondere Ausgabe für die Iugend
verkauft. Zurückgetragen hatte er die beiden Bände aber
nicht, denn wenn sie auch nicht für die iunge Nichte paßten,
— einem alten Onkel konnten sie in müßigen Stunden ganz
wohl behagen. Und nun las er darin.
So etwa bis zehn Ahr las Äerr Salzberger und trank
acht Gläser Grog dazu, jede Viertelstunde eins. Dann
wurde er des Lesens müde; zudem spürte er einen leichten
Nebel vor den Augen. Er schrieb ihn dem dicken Tabak-
rauch im Zimmer zu, aber der viele Grog hatte wohl auch
etwas Schuld daran. Er tat nun, was sich für die Neu-
jahrsnacht gehört; er ließ, wie man zu sagen Pflegt, das
vergangene Iahr an seinem Geiste vorüberziehn. Es waren
aber keine freundlichen Bilder, die, wie man gleichfalls zu
sagen Pflegt, Lerrn Salzberger umschwebten. Er zog heftiger
an seiner Pfeife, trank schneller Grog, alle zehn Minuten
ein Glas, und brummte bei jedem Schluck vor sich hin:
„Dieser Satan, dieser insame Satan!" Lerr Salzberger
dachte nämlich an seine Wirtschafterin. Teufel, was hatte
er von der im lehten Iahre auszustehn gehabt! Schlampig
und unsauber war sie und verwahrloste das Lauswesen;
ganz miserabel kochte sie und fraß noch das Beste vorweg
aus dem Kochtopf fort. Wenn aber Salzberger einmal
etwas außerhalb der Rationen erwischt hatte, ein halbes
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Meggendorfer Blätter
Titel
Titel/Objekt
Schuhe sparen
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Inschrift/Wappen/Marken
Transkription
- "Nanu, Herr Krapfel, Sie haben wohl gar ein kleines Räuscherl?" - "Gott bewahre. Ich suche mir nur die besten Stellen im Pflaster 'raus."
Anbringungsort/Beschreibung
Bildunterschrift
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1918
Entstehungsdatum (normiert)
1913 - 1923
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Zeitpunkt Aufnahme (normiert)
2009-10-21 - 2009-10-21
Aufbewahrungsort (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Meggendorfer-Blätter, 115.1918, Nr. 1461 (26.12.1918), S. 197
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg