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Die Teufelsbrieftasche

Gskar Brenzlich, von Natur
Unbegabt und schändlich träge,

Hatte darum im Besitz
Meist nur kleine Geldbeträge.

Schließlich sah er als sein Heil
Gine unmoderne Tat an:

Gb man's glauben will, ob nicht, —

Gskar Brenzlich rief den Satan

Dies war in der Neujahrsnacht
Anno Ueunzehnhundertzwanzig.

Der gerufne Helfer kam
Und verbeugte elegant sich.

„Bin ;ur Stelle. Nun, was soll's?

Geld willst üu gewiß, mein Söhnchen.

Unü wieviel? Nur keine Scheu:

Nöchtest du wohl ein Nilliönchen?"

Präpariert auf jeüen Wunsch
Holt der Satan aus -em Iracke
Gleich ein Täschchen schon hervor
Bon erlesenem Gsschmacke
(Selbstverstänülich Schlangenhauts,
Drückt es Brenzlich in üie Hände
Und erklärt mit sanftem Ton
Zur Erläuterung der Spende:

Bren;lich, der sich bald gefaßt,
Weil der Gast so liebenswürdig,
Ueberlegte schnell den Iall.
„Äapital? Ach wo, das würü' ich
Doch am Ende wieder los.
Nühe macht's, es ;u verwalten;
Nan riskiert «as, — außerdem
Würü' der Staat ;u viel behalten.

Nein, das Rechte wär' für mich,
Und es würde mich erfreuen,

So ein nettes Portefölch,
Worin ich an jedem neuen
Norgen, wenn ich aufgewacht,
Einen Hunüertmarkschein habe.
Ialls Lies nicht ;u schwierig ist,
Bitte ich um solche Gabe."

„Schon erledigtl Hier, mein Sohn,

2st üie Sache. 2ch verlange
Keinen Gegendienst von dir.

Dies gilt freilich nur, so lange
Du damit ;ufrieden bist;

Hast -u aber kein Behagen
Nehr an üiesem netten Ding,

Nußt du — hm, die Iolgen tragen."

Also sprach er und verschwand.
Bren;lich fand am nächsten Norgen
Richtig seine hundert Nark
Und entschlug sich aller Sorgen.
Jeden Tag konnt' er fortan
Ueber soviel Gelü verfügen,
Rauchte, aß und trank fidel
Und genoß auch sonst Bergnügen.

Einziges Jnteresse

— „Bei dem Schuster im Linterhause
stnd Zwillinge angekommen!"
Varieteunternrhmer: „Zu-
sammengewachsene?"

Der vermeintllche Gläubiger

— „Muß der 'Meier verschuldet
sein! Als ich neulich ihm gegenüber
die Bemerkung r..achte, daß sein Ge-
dächtnis nachzulassen scheine, drückte
er mir sosort 'n Fünfmarkschein in

:e Äand und flüsterte: u conto.
lieber Jungel"

Doch ;wei Jahre gingen nun.

Die Silvesterglocken schlagen.
Bren;lich, ohne einen Punsch
UnL mit knapp gefülltem Nagen,
Aergert sich verdammt und flucht.
„Hundert Nark, — was ist das täglich!
Welch ein Guark! Das Portefölch
2st ein Dreckgeschenk und kläglich!"

Sieh, da steht der Satan schon:

„2a, Lie Nark gilt wenig heute,
Lieber Zreund — ein nettes Werk
Nir sehr gut bekannter Leute.

Doch nun bitt' ich, — eins, ;wei, drei!" —
Was mit Bren;lich dann geschehen,
War von Stank und Gualm umhüllt.
Unü so war nicht viel ;u sehen.

Anhängsel

— „Wo ist denn hier der Brief-
kasten?"

— „Links um die Eckel Sie können
'n leicht finden, 's ist 'n vierstöckiges
Laus dranl"

Solidarisch

— „Nun Anna, hat der Kaufmann
die kleine Summe kreditiert?"

— „Ia, auf das bestimmte Ver-
sprechen hin, daß wir Samstag zahlen,
gnädige Frau, ich habe ihm unser
Ehrenwort gegebenl"

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