Zeitschrift für Lfumor und Aunft
f5f
Blinder Lifer
Aisten Zigarren auf das Bureau schleppten und hinter seinem
Rücken rauchten. Nun, das sollte dem Betreffenden eine teuere
Supxe werden. Mit einer gewiffen Befriedigung schritt der
kferr Oirektor mit der erbeuteten ttiste nach tfause. Als am
nächsten Tage Fuchs, der Gerichtsbote, erschien, uin Akten zu
holen, reichte ihm sein hoher Lhcf die Aiste mit den Iigarren
hin — was dem alten Fuchs noch nie passiert war.
Nur zaghaft und mit unsicheren Fingern entnahm er der
Aiste eines der braunen Kräuter.
„Bitte, anstecken," befahl der kserr Direktor. Fuchs mußte
gehorchen. „Nun, schmeckt das Araut? Aennen Sie die 5orte?"
5chön schmeckten sie nichh das schmeckte selbst Fuchs, der nicht
gerade verwöhnt war. Aber er durfte das doch nicht dem
kserrn Direktor ins Gesicht sagen, der diese thavanna vielleicht
selber rauchte. „Danke, es geht," murmelte er. Aber das Dber-
hauxt sxionierte weiter. „Dbwohl einer der tserren auf dem
Gericht dies Araut raucht?" sragte er von neuem. „Das glaube
lch kaum," antwortete Fuchs gedehnt, nahm einen Zug und
schnitt heimlich eine Grimasse. Aus dem war nichts heraus-
zubekommen, der war mit im 5piel, das merkte der kserr Direktor
und entließ ihn.
Einige Tage darauf hatte der kserr Direktor einer Schöffen-
sttzung zu xrästdieren. Dabei kam auch eine Sache vor gegen
einen Arbeiter, der eine Aiste Zigarren gestohlen hatte. Man
hatte die letztere noch bei ihm gefunden und als Ueberführungs-
stück dem Gericht übergeben. Aber seltsamcrweise war heute
die Ajste mit Inhalt im Amtszimmer nicht zu sinden, sie war
auf unerklärliche Weise verschwunden und alles Suchen war
vergeblich. Der kserr Direktor war außer sich. Natürlich waren
wieder die xsiichtwidrigen Beamten schuld daran, daß so etwas
vorkommen konnte, gerade bei ihm, der auf xeinlichste Grd-
nung hielt.
Da trat der alte Fuchs schwersällig an den kserrn Direktor
heran und siüsterte ihm etwas halblaut ins Dhr. „Was?"
schrie dieser auf. „Nläre das möglich?"
„Ia, es ist so," sagte Fuchs grinsend, „es war die Sorte,
die so schön schmeckte." Der Leiter der Sitzung schnappte
einigemale nach Luft, bekam dann xlötzlich schreckliche Aops-
schmerzen und hob die Sitzung auf. Sein blinder Eifer hatte
ihm einen schlechten Streich gespielt.
Nach einer Moche kam die Sache noch einmal vor und
seltsamer lVeise war nun die Aiste mit Zigarren da und der
Dieb erhielt seine gerechte Strafe. Wo die Aiste plötzlich her-
gekommen war, wußte niemand auf dem Gericht, außer Fuchs.
Der verriet aber nichts, denn der kserr Direktor hatte sein
Schweigen mit zehn baren Mark teuer erkauft.
Seitdem kümmerte sich der kserr Direktor aber nicht mehr
darum, ob jemand im Bureau rauchte.
--
iKeirachinng.
er Purpurrose Farbenpracht
Ruht Dir auf Mund und kvangen,
Du schaust mich schweigend an, mit INacht
Nimmt mich Dein Blick qefangen.
G störe nicht die Illusionl
kkerharr' in Deiner Stummheit,
Mie leicht entschlüpft ein harter Ton
Dir — oder eine Dummheit. H. P.
-»-
Driginelle Varübnng.
Ia Bader, was macht denn Dei' Lehrbub' mit der Sau?
V, der übt sich bloß im Rasierenl"
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Blinder Lifer
Aisten Zigarren auf das Bureau schleppten und hinter seinem
Rücken rauchten. Nun, das sollte dem Betreffenden eine teuere
Supxe werden. Mit einer gewiffen Befriedigung schritt der
kferr Oirektor mit der erbeuteten ttiste nach tfause. Als am
nächsten Tage Fuchs, der Gerichtsbote, erschien, uin Akten zu
holen, reichte ihm sein hoher Lhcf die Aiste mit den Iigarren
hin — was dem alten Fuchs noch nie passiert war.
Nur zaghaft und mit unsicheren Fingern entnahm er der
Aiste eines der braunen Kräuter.
„Bitte, anstecken," befahl der kserr Direktor. Fuchs mußte
gehorchen. „Nun, schmeckt das Araut? Aennen Sie die 5orte?"
5chön schmeckten sie nichh das schmeckte selbst Fuchs, der nicht
gerade verwöhnt war. Aber er durfte das doch nicht dem
kserrn Direktor ins Gesicht sagen, der diese thavanna vielleicht
selber rauchte. „Danke, es geht," murmelte er. Aber das Dber-
hauxt sxionierte weiter. „Dbwohl einer der tserren auf dem
Gericht dies Araut raucht?" sragte er von neuem. „Das glaube
lch kaum," antwortete Fuchs gedehnt, nahm einen Zug und
schnitt heimlich eine Grimasse. Aus dem war nichts heraus-
zubekommen, der war mit im 5piel, das merkte der kserr Direktor
und entließ ihn.
Einige Tage darauf hatte der kserr Direktor einer Schöffen-
sttzung zu xrästdieren. Dabei kam auch eine Sache vor gegen
einen Arbeiter, der eine Aiste Zigarren gestohlen hatte. Man
hatte die letztere noch bei ihm gefunden und als Ueberführungs-
stück dem Gericht übergeben. Aber seltsamcrweise war heute
die Ajste mit Inhalt im Amtszimmer nicht zu sinden, sie war
auf unerklärliche Weise verschwunden und alles Suchen war
vergeblich. Der kserr Direktor war außer sich. Natürlich waren
wieder die xsiichtwidrigen Beamten schuld daran, daß so etwas
vorkommen konnte, gerade bei ihm, der auf xeinlichste Grd-
nung hielt.
Da trat der alte Fuchs schwersällig an den kserrn Direktor
heran und siüsterte ihm etwas halblaut ins Dhr. „Was?"
schrie dieser auf. „Nläre das möglich?"
„Ia, es ist so," sagte Fuchs grinsend, „es war die Sorte,
die so schön schmeckte." Der Leiter der Sitzung schnappte
einigemale nach Luft, bekam dann xlötzlich schreckliche Aops-
schmerzen und hob die Sitzung auf. Sein blinder Eifer hatte
ihm einen schlechten Streich gespielt.
Nach einer Moche kam die Sache noch einmal vor und
seltsamer lVeise war nun die Aiste mit Zigarren da und der
Dieb erhielt seine gerechte Strafe. Wo die Aiste plötzlich her-
gekommen war, wußte niemand auf dem Gericht, außer Fuchs.
Der verriet aber nichts, denn der kserr Direktor hatte sein
Schweigen mit zehn baren Mark teuer erkauft.
Seitdem kümmerte sich der kserr Direktor aber nicht mehr
darum, ob jemand im Bureau rauchte.
--
iKeirachinng.
er Purpurrose Farbenpracht
Ruht Dir auf Mund und kvangen,
Du schaust mich schweigend an, mit INacht
Nimmt mich Dein Blick qefangen.
G störe nicht die Illusionl
kkerharr' in Deiner Stummheit,
Mie leicht entschlüpft ein harter Ton
Dir — oder eine Dummheit. H. P.
-»-
Driginelle Varübnng.
Ia Bader, was macht denn Dei' Lehrbub' mit der Sau?
V, der übt sich bloß im Rasierenl"
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Meggendorfer Blätter
Titel
Titel/Objekt
Originelle Vorübung
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Bildunterschrift: - "Ja Bader, was macht denn Dei' Lehrbub' mit der Sau?" / - "O, der übt sich bloß im Rasieren!"
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsdatum
um 1903
Entstehungsdatum (normiert)
1898 - 1908
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Zeitpunkt Aufnahme (normiert)
2013-10-16 - 2013-10-16
Aufbewahrungsort (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Meggendorfer-Blätter, 52.1903, Nr. 639, S. 151