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Meggendorfer-Blätter — 53.1903 (Nr. 641-653)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16703#0051
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Zeitschrift für Humor und Ruust

hat dem Iäger die ganze Geschichte unter ein xaar Beding-
ungen verziehen! Erstens darf von der Unterredung kein
Ntensch ein U?ort erfahren, zweitens soll er nur die drei
Tage bis zur Iagd noch steißig die bfahnen verjagen und
drittens und letztens muß er es zuwege bringen, daß der
bferr Doktor am Iagdtage seinen kfut mit dem Schildhahnstoß
aufsetzt. 5onst bleibt die gerichtliche Anzeige aufrecht.

Diese Bedingungen aber waren die Folge einer glanzvollen
Idee, die dem tserrn Uiehlig gekommen ist.

U)ie er wieder daheim war in Bchopstng hat er sofort eine
Reihe Audienzen gegeben. Iuerst hat er dem Iäger gesagt,
er soll sich um das bsahnenvertreiben jetzt gar nicht kümmern
und sich übermorgen seine Befehle holen. Darauf hat der bserr
Meistcr den Gesellen rufen lassen:

„Iackerh" hat er gesagt „Du mußt mir heute Nacht einen
Rahen fangen und wenn's mit den bsänden wär'I"

Den Iackerl hat es ein bißchen gebeutelt vor Ekel und
dabei ist ihm der Uiund aufgegangen.

„Nix dreinreden!" hat der bserr Lhef geschrieen. „Das
viech muß aber lebendig und sogar ganz gesund sein und das
sperrst Du mir in ein Oogelhaus ein. Daß D' es weißt: Wennst
Du kein' erwischstz machst Du Deine vierzehn Tag' und gehst l"

Der Iackel hat ziemlich dumm dreing'schaut und hat wohl
gcglaubtz daß es bei seinem kserrn nicht ganz richtig ist, aber
er ist gegangen und hat gleich alle Rattenfallcn aufgerichtet,
die er hat auftreiben können. Und ein Vogelhaus hat er geputzt
und Mehlwürmer hat er gesucht, denn er hat nicht anders ge-
glaubt, als daß die Bestie singen lernen soll.

So ist der Vortag gekommen. Der Forstaufseher hat vom
kserrn genaue Meisungen erhalten und hat auch den Ratzen
samt dem vogelhaus heimgetragen. In der UUtte vom Balz-
platz hat er ein kleines Pstöckerl eingeschlagen.

Am Abend ist der Iserr Doktor in schönster Iagd-Dreß
von Berghausen herüber gekommen und den bsut mit dem
schönen Schildhahnstoß hat er auch getragen. Lr war sehr
siegesgewiß und bester Laune und ganz dasselbe war auch beim
bserrn Bäckermeister der Fall. In stockfinsterer Nacht ist die
Gesellschaft aufgebrochen, denn wer einen Schildhahn schießen
will, der muß beim Tagesgrauen am jdlatze sein. Der bserr
Doktor weiß natürlich nichts davon, daß eine viertelstunde
früher der Forstgehilse und ein paar Zuschauer den gleichen
Weg gegangen sind. illls die beiden lsauptxersonen nimmer
weit zum Balzplatz gehabt haben, meint kserr Mehlig so nebenbei,
daß es um den schönen Schildhahnstoß des kserrn Doktors schade
wäre, wenn er ruiniert würde. Auch sein Gemsbart wäre ihm
noch zu gut dazu. Sie müßten nämlich, setzt er ausklärend hinzu,
eine Zeitlang durch dichtes Unterholz.

„Drum wird es das Beste sein," schließt er „wir hängen
unsere lsüte dahier auf einen Ast und am Rückwege holen wir
sie wieder da ab."

Ganz arglos hat der lserr Doktor seinen ksut neben den
des Bäckermeisters auf einen natürlichen Rleiderhaken gehängt.
Dann sind die beiden auf eudlosen Umwegen zum Balzplatz
marschiert und dabei unterwegs richtig durch jedes Dickicht ge-
krochen. lveil es am Vortag ein wenig geregnet hat, so sind
sie bei dem Ariechen auch ganz anständig naß geworden.

lvährenddessen hat der Iäger den lsut des lserrn Doktor
vom ausgemachten Platz geholt und ist damit auf dem kürzesten
lveg zum lsahnenplatz. Nach längerer Zeit sind die zwei Ge-
büscherforscher am Iiel angekommen und haben sich alle zwei
schußbereit gemacht. Dem lserrn Doktor sind seine Brillen alle-
weil angelaufen und ein wenig kurzsichtig ist er auch, hat U.
gesagt. Nach und nach ist es etwas grau geworden. Trotzdem
man keinen ksahn hat einfallen hören, zeigt auf einmal der
biedere Bäckermeister mit dem ausgestreckten Arm nach vorne


Ä Tauscudgschciilc.

— „Aber hör amol Guschtav, was ischt denn Dir eingfalla,

Dn rauchscht jo aus a ma Faßhahna?"

— „)o woischt, Lrnst, dös mach i bloß deshalb, weil i ver-

rissene Stiefel an hab'. Do gucket d' Leut uf da lsahna
ond net auf d' Schtiefel."

und — richtig, dort im hohen dürren Gras sieht man die
ksinterseite eines Schildhahnes. Gleich daraus fängt er auch
schon zu melden an. Nur der lvind verträgt den Schall so,
daß man glaubt, die Töne kommen von rechts aus dem lvald
herüber. Es ist auch schon um einen Grad lichter. Man be-
merkt ganz deutlich, wie der ksahn springt und zappelt und
seinen Tanz aufführt. Dabei balzt er ein Stück von sich selber
entfernt ganz lustig weiter. Der kserr Doktor, der sich in Anbe-
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
A Tausendgscheitle
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio

Objektbeschreibung

Objektbeschreibung
Bildunterschrift: - "Aber hör amol Guschtav, was ischt denn Dir eingfalla, Du rauchscht jo aus a ma Faßhahna?" / - "Jo woischt, Ernst, dös mach i bloß deshalb, weil i verrissene Stiefel an hab'. Do gucket d' Leut uf da Hahna ond net auf d' Schtiefel."

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Futterer, August
Entstehungsdatum (normiert)
1902 - 1902
Entstehungsort (GND)
Esslingen am Neckar

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Mann
Gespräch
Rauchen
Tabakspfeife
Stiefel
Wasserhahn

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Aufbewahrungsort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Meggendorfer-Blätter, 53.1903, Nr. 644, S. 47
 
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