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Meggendorfer-Blätter — 53.1903 (Nr. 641-653)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16703#0086
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INeggendorfer-Blätter, München

Imrner derfelöe.

bringt): „Was kriegen S' denn jdorto?"

In der Sommerfrifche.

Dorfbader (zum Lehrlmg): „Rafiere die kferren einmal,
Iockele, aber a bissel vorsichtig . . . die tferrschaften sind zur
Lrholung hier."

Troft.

Der lferr Pfarrer trisft den Zauniggel-Sepx, der kürzlich
sein wohl kreuzbraves, aber auch sehr „handfestes" lVeib
verloren, und fragt ihn, ob er sich über den Verlust schon etwas
getröstet. —

„G mei', lferr Pfarrer," seufzt der Sepp und greift zum
bferzen, „da tuat's halt no alleweil weh! . . . Aber dafür

— da nimmermehr!"

Starke Zepresston.

Humoreske von C. A. Hennig.

ls ich sechzehn Iahre alt war und eben init einem ganz
annehmbaren Iahreszeugnis der Dbersekunda nach
lfause kam, erösfnete mir meine Mutter, Gnkel Lamxrecht
habe geschrieben und angesragt, ob ich Lust hätte, meine dies-
jährigen Ferien auf seinem Gute zuzubringen.

Ich hörte meiner guten Mutter mit offenem Munde zu.

„Gnkel Lamprecht? Mer ist denn das?" fragte ich.

„Es ist mein Bruder," erwiderte meine Mutter. „Als Du
noch ganz klein warst, weilte er einmal auf Besuch bei uns^
aber Du wirst Dich seiner natürlich nicht erinnern können. Lr
ist eine herzensgute, aber etwas derbe und vor allen Dingen
rechthaberische Natur. Er läßt nur gelten, was er sür richtig
hält, und obwohl er als Landwirt tüchtige praktische Lrfahrungen
hat, so fehlt es ihm doch auf anderen Gebieten an jedweder
Linsicht und Willigkeit, sich solche anzueignen. Ls ist deswegen
kein lvunder, daß er mit Deinem seligen Papa, dem feinfühligen
Gelehrten, nicht recht auskam. Die Tage seines Aufenthaltes
vergingen in endlosen Debatten, bis endlich Gnkel Lamprecht
stehenden Fußes wieder abreiste und hoch und teuer schwur, er
wolle sich lieber unter seinen schwersten Pslug legen, als es
jemals wieder mit solchon Bücherwürmern und Federfuchsern
zu tun haben. Und er hat wort gehalten, niemals ließ er
wieder etwas von sich hören, bis auf diesen Brief, in welchem
er Dich zu sehen verlangt. Er ist unverheiratet, und wenn Du
ihn für Dich einnehmen kannst, so fällt Dir später einmal sein
beträchtliches vermögen zu. Das mag wohl auch der Grund
sein, weswegen er Dich kennen lernen will. Und nun, wenn
Du Lust hast, so reise in Gottes Namenl"

Db ich Lust hattel Das Leben auf einem Gute war gerade-
zu eine Schwärmerei von mir; mit dem bärbeißigen Driginal
von Gnkel gedachte ich schon fertig zu werden. Mit fieber-
hafter kfast packte ich noch am selben Tage meine Sachen und
reiste am andern Morgen nach Schmalow, dem Gute meines
Dnkels, ab.

Meine jugendliche Phantasie eilte dem flüchtigen Dampfroß
weit voraus und erging sich in verführerischen Bildern von
dem id^llischen Landleben, in denen die Bekehrung des familien-
feindlichen Gnkels keine geringe Rolle sxielte. kfatte ich doch
nicht umsonst Burnets „Rleinen Lord" gelesen.

Auf der Bahnstation harrte meiner ein Iagdwagen, und
da ich es gar nicht anders für möglich hielt, als daß der Gnkel
mich persönlich abholen würde, so fiel ich dem behäbigen Lenker
des Gefährtes enthusiastisch um den Lsals. Doch dieser wehrte
bescheiden ab.

„Laten S' man gaud sin, jung kferr, ick bin bloß der
Friedrich l" sagte er.

Das war ein kleiner Dämpfer auf die hochgehenden Wogen
meiner verwandtschaftlichen und sonstigen Gefühle, etwas benom-
men setzte ich mich in den lvagen und langte in entsprechend
reservierter kfaltung auf dem Gute Gnkel Lamprechts an. Und
das war auch ganz gut. Denn der alte Isegrim war nichts
weniger als ein Freund von Rührscenen und Liebkosungen und
ich mußte den „Aleinen Lord" schleunigst ausziehen. Dagegen
schmunzelte er befriedigt, wenn ich Interesse und verständnis
für landwirtschaftliche Dinge zeigte, und ich fühlte bald, daß ich
hiermit seine schwache Seite gexackt hatte.

„Dat is recht, mein Iunge," sagte er eines Tages, „so
schlägst Du Mudding nach und nicht Deinem seligen — —" Den
Rest verschluckte er und ich begehrte ihn auch nicht zu hören. Doch
war ich ungemein stolz auf das kurze Lob aus seinem Munde.

So vergingen einige Wochen, und die Ernte rückte heran.
wie jedermann weiß, sxielt das kvetter sür diese Zeit eine
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
Trost
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio

Objektbeschreibung

Objektbeschreibung
Bildunterschrift: Der Herr Pfarrer trifft den Zauniggel-Sepp, der kürzlich sein wohl kreuzbraves, aber auch sehr "handfestes" Weib verloren, und fragt ihn, ob er sich über den Verlust schon etwas getröstet. - / "O mei', Herr Pfarrer, " seufzt der Sepp und greift zum Herzen, "da tuat's halt no alleweil weh! ... Aber dafür // - da nimmermehr!"

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Engelhard, Paul Otto
Entstehungsdatum (normiert)
1902 - 1902
Entstehungsort (GND)
Esslingen am Neckar

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Pfarrer
Witwer
Trauer
Träne
Freude
Gesäß

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Aufbewahrungsort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Meggendorfer-Blätter, 53.1903, Nr. 647, S. 82
 
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