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Meggendorfer-Blätter — 55.1903 (Nr. 667-679)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16705#0061
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Zeitschrift für Humor und Aunst

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„Die Deinigen sand aa' net zwiderl" gab der ksuberbauer
geschmeichelt zurück.

„ksml"

Mieder standen die zwei und rauchten und spuckten und
spuckten und rauchten. Da ging es mit einem Ntale wie eine
Erleuchtung über das verschmitzte Gesicht des Aohlhosers; er
beugte sich zum Dhr des bsuberbauern und flüsterte mit heiserer
5timme:

„I woaß was, bsuberbauerl"

„Na, was denn?"

„I nimm Deine Roß und —"

„Na, und —"

„Und Du nimmst die meinigen!"

„Und 's Ausgeld?"

„Taxpschädell Dös hat's ja zwischen uns zwei net nöti';
dös b'halt'n ma' uns und versaufen'sl"

Nun leuchtete es auch in den verschwommencn Aeuglein
des tfuberbauern verständnisvoll aus; er strcckte dem schlauen
Uohlhoser die biedere Rechte entgegen und ries von eineni Ghr
zum andern lachend: „Bist a' rechter Sakrawolter, Uohlhofer;
an Dir is a' Avakat verloren 'gangen!"

Nachdem sie den ksausknecht beaustragt hattcn, die Aohl-
hoferischen Gäule an den chuberbauerischen Wagen und uin-
gekehrtz die ksuberbauerischen Rosse an das Aohlhoferische Zeugl
einzusxannen, verließen sie hochbefriedigt den Stall: der Tausch
war besiegelt und beschlossen
und es galt jetzt nur noch,
ihn „naß" zu machen. Zu
diesem Behufe gingen sie
wieder in die Wirtsstube
zurück und der Huberbauer
bestellte vorerst einmal einen
Mer „Gutheurigen". Unter
der werktätigen Beihilfe
einiger Bekannten aus Gras-
dors und Schneckenberg, die
sich so nach und nach in
dunkler vorahnung einer
mordsmäßigen Sauferei zum
Tisch gesellten, war derkvein
bald vertilgt und nun ließ
der Aohlhofer gleich zwei
Nter ausmarschieren. Aber
auch diese verschwanden wie
in ein Mauseloch, so daß sich
der ksuberbauer bemüßigt
sah, drei weitere Liter an-
zuschaffen.

Das ging so sort bis in
den sxäten Abend hinein,
und als sich die beiden
Bauern endlich zur kseim-
sahrt erheben wollten, da
zeigte es sich, daß keiner
mehr recht stehen konnte.

Doch das war nichts Seltenes
in der „goldenen Arone";
mit ksilse des sachkundigen
ksausknechtes wurden die
beiden in ihre kvägen ver-
srachtet, einem jeden das
Leitseil in die ksand ge-
drückt, die Pferde zum Tor

hinausgewiesen und hühl ging es im ksundetrab die Straße
entlang.

Bald aber entsanken den Schwerbczechten die Zügel; den
Pferden blieb, wie schon oft, die Führung überlassen, und da die
guten Tiere nicht wußten, daß ste jetzt neue kserren hatten,
schlugen sie, ihrem Znstinkte folgend, den tveg nach ihren alten
Ställen ein, und so kam es, daß die beiden cingeduselten Bauern
ciner in des andern ksof einfuhren.

Als die nunmehrigen jdferde des ksuberbauern vor dcr
Aohlhoferischen Stalltür ksalt machten und mit den ksufen
scharrend, zu wiehern begannen, erwachte er aus seinem Dusel,
und es dämmerte leise in seinem Schädel, daß er zu ksause an-
gelangt sein müsse. Er kletterte schwerfällig aus dem kvagen,
und nun hätte es ihn freilich stutzig machen sollen, daß zu
scincr vermeintlichen ksaustüre einige Stufen hinaufgingen;
aber als er über dieselben stolperte, hielt er dieses ksindernis
nur für eine Folgeerscheinung seiner ausnehmend vergnügten
Beine und war froh, in seinem Zustand überhaupt in eine
Türe hineinfinden zu können. An den kvänden entlang torkelte
er weiter, tappte sich glücklich bis zu einem Bett, entledigte
sich mühsain seiner Stiefel und ksose, zog das Federbett weit
über die Dhren und bald verkündete ein sonores Schnarchen,
daß Bacchus und kNorpheus seine Sinne wieder umstrickten.

Aehnlich erging es auch dem Aohlhofer, und die beiden
braven Ehemänner schliefen sohin ahnnngslos einer in des
andern Bett.

Znr Zweifel.

— „Du, Friedrich, da schreibt mir eine, daß sie sterblich verliebt sei in Mlch. Ietzt
weiß ich nicht: hat ihr'wirklich meine Lrscheinung so imponiert oder hat sie es bloß auf
mein Geld abgesehen?!" . . .
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
Im Zweifel
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio

Objektbeschreibung

Objektbeschreibung
Bildunterschrift: - "Du, Friedrich, da schreibt mir eine, daß sie sterblich verliebt sei in mich. Jetzt weiß ich nicht: hat ihr wirklich meine Erscheinung so imponiert oder hat sie es bloß auf mein Geld abgesehen?!" ...

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Hass, Fritz
Entstehungsdatum
um 1903
Entstehungsdatum (normiert)
1898 - 1908
Entstehungsort (GND)
Esslingen am Neckar

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Diener
Mann
Brief
Liebesbrief
Gespräch

Literaturangabe

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Digitales Bild
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Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
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Meggendorfer-Blätter, 55.1903, Nr. 671, S. 57
 
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