Zeitschrift für Humor und Auust
Der Igelvaier und der Zwetfchgenkuchen.
l
s
Dann entwickelte er die Gefechtsidee und zog sich zurück, um
als markierter Gegner zu handeln.
Nach vereinbarter Zeit schickte der Dberst Seitenpatrouillen
und Eklaireurs aus, um zu erkunden von woher ihm das Unheil
nahen würde. Die linke Seitenxatrouille, geführt von einem blut-
jungen Fahnenjunker, der seinen Eskadronchef darum gebeten hatte,
sich vor dem Herrn Dberst die Sporen zu verdienen, hatte Glück:
in kurzem hatte sie den langsam vorrückenden General, der seinem
Scheinregimente selbst um ein gutes Stück voraus war, entdeckt und
der heißblütige Fahnenjunker attackierte mit Hilfe seiner Patrouille
den Brigadekommandeur und erklärte ihn für gefangen.
Die Nase, die er dafür erntete, war eine eminent dimensionale,
und hätte nicht ein alter Gefreiter aus eigener Machtvollkommenheit
die Meldung des Anmarsches des Gegners in der Karriere an das
Regiment gebracht, so hätte die Sache intensiv schief ausgehen können.
Und gerade den Rittmeister mußte es treffen, den besten witz-
und Ulkkopf des ganzen Regiments! Es geht manchmal schon recht
ungeschickt! Er war denn auch während des Lhrendiners für den
General sehr ungenießbar, doch wurde die Sache bedeutend besser,
als ihn dieser am Schluffe des Mahles, seine Gedrücktheit be-
merkend, äußerst huldvoll ansprach, und dann taten ein paar Gläser
Sekt noch das weitere, um den Schwadronchef allmählich in die
rosigste Stimmung zu versetzen: er hatte einen famosen Ulk aus-
geheckt!
„Ich sage euch," kicherte er zu seinen Tischnachbarn, „das
gibt eine superbe Geschichte! Paßt auf, mit dem dämlichen Fahnen-
junker mache ich mir den .Anhauch' des Generals noch famos bezahlt!"
Dann verschwand er psu L psu.
Nachdem der Nachmittag für Theoretisches verwendet worden
war, fand der Abend den Herrn General als Gast des «Offizierskorps
auf deren geräumiger Kegelbahn. Schon bei der mittags erfolgten
Einladung zu einem Strohkegelschieben hatte man bemerkt, daß man
einen ausgezeichneten Wurf getan hatte — gerade Regeln war eine
Leidenschaft des Brigadiers! Ls ging sehr animiert zu den Abend
über. Der bekannte Rittmeister hatte alles auf das Feinste ausge-
tixfelt — dem talentvollen Fahnenjunker, welcher auf Befehl auch
anwesend war, allerdings in wehmütiger Stimmung, war sein Gewinnst
unfehlbar gewiß, er konnte schieben, wie er mochte! Das war aus-
gemacht. — Endlich hatte man geendet. Die drastisch in Stroh ver-
packten Gegenstände waren verteilt und eben sollte die Enthüllung
beginnen, da geschah für den Rittmeister etwas Schauderhaftes. Der
General sah, im Gespräche sich rasch umdrehend, plötzlich den un-
glücklichen Fahnenjunker, der sich den ganzen Abend über mit Geschick
aus seiner Nähe gepascht hatte, sich direkt gegenüber, so daß derselbe
im tiefsten Erschrecken fast ins Wanken geriet.
Der General lachte bei dem komischen Anblick: „Na, junger
Mann, wenn Sie heute abend ebensoviel Glück gehabt haben, wie
heute morgen, dann ist's gut! Aber wissen Sie was, ich will Ihnen
einen Beweis dafür geben, daß ich solche Geschichten nicht nachtrage:
da nehmen Sie den Strohmann hier, der mir zugefallen ist, und
geben Sie mir Ihren Gegenstand! So, und nun öffnen, meine
Herren, ich verspreche mir viel Spaß!" Eilig wurde allseits dem
Gebote gefolgt. Der Rittmeister allein beteiligte sich nicht an dem
munteren Schaffen, ihm versagten die Finger den Dienst . . . das
konnte gut werden!
Selbstverständlich war jedermann auf das Höchste gespannt
darauf, was der General gewinnen würde; jedermann aber schnürte
es die Rehle zu, als dieser endlich aus der Strohumhüllung einen —
Zylinder brachte!!
Der Dberst biß sich auf die Lippen vor Erregung; der General
aber lächelte nach einem Momente des Erstaunens ein feines Lächeln.
Selbstverständlich war der Rittmeister sofort vorgestürzt, um
eine Aufklärung zu geben; der General winkte ihm jedoch zu, zu
schweigen.
Der Igelvaier und der Zwetfchgenkuchen.
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Dann entwickelte er die Gefechtsidee und zog sich zurück, um
als markierter Gegner zu handeln.
Nach vereinbarter Zeit schickte der Dberst Seitenpatrouillen
und Eklaireurs aus, um zu erkunden von woher ihm das Unheil
nahen würde. Die linke Seitenxatrouille, geführt von einem blut-
jungen Fahnenjunker, der seinen Eskadronchef darum gebeten hatte,
sich vor dem Herrn Dberst die Sporen zu verdienen, hatte Glück:
in kurzem hatte sie den langsam vorrückenden General, der seinem
Scheinregimente selbst um ein gutes Stück voraus war, entdeckt und
der heißblütige Fahnenjunker attackierte mit Hilfe seiner Patrouille
den Brigadekommandeur und erklärte ihn für gefangen.
Die Nase, die er dafür erntete, war eine eminent dimensionale,
und hätte nicht ein alter Gefreiter aus eigener Machtvollkommenheit
die Meldung des Anmarsches des Gegners in der Karriere an das
Regiment gebracht, so hätte die Sache intensiv schief ausgehen können.
Und gerade den Rittmeister mußte es treffen, den besten witz-
und Ulkkopf des ganzen Regiments! Es geht manchmal schon recht
ungeschickt! Er war denn auch während des Lhrendiners für den
General sehr ungenießbar, doch wurde die Sache bedeutend besser,
als ihn dieser am Schluffe des Mahles, seine Gedrücktheit be-
merkend, äußerst huldvoll ansprach, und dann taten ein paar Gläser
Sekt noch das weitere, um den Schwadronchef allmählich in die
rosigste Stimmung zu versetzen: er hatte einen famosen Ulk aus-
geheckt!
„Ich sage euch," kicherte er zu seinen Tischnachbarn, „das
gibt eine superbe Geschichte! Paßt auf, mit dem dämlichen Fahnen-
junker mache ich mir den .Anhauch' des Generals noch famos bezahlt!"
Dann verschwand er psu L psu.
Nachdem der Nachmittag für Theoretisches verwendet worden
war, fand der Abend den Herrn General als Gast des «Offizierskorps
auf deren geräumiger Kegelbahn. Schon bei der mittags erfolgten
Einladung zu einem Strohkegelschieben hatte man bemerkt, daß man
einen ausgezeichneten Wurf getan hatte — gerade Regeln war eine
Leidenschaft des Brigadiers! Ls ging sehr animiert zu den Abend
über. Der bekannte Rittmeister hatte alles auf das Feinste ausge-
tixfelt — dem talentvollen Fahnenjunker, welcher auf Befehl auch
anwesend war, allerdings in wehmütiger Stimmung, war sein Gewinnst
unfehlbar gewiß, er konnte schieben, wie er mochte! Das war aus-
gemacht. — Endlich hatte man geendet. Die drastisch in Stroh ver-
packten Gegenstände waren verteilt und eben sollte die Enthüllung
beginnen, da geschah für den Rittmeister etwas Schauderhaftes. Der
General sah, im Gespräche sich rasch umdrehend, plötzlich den un-
glücklichen Fahnenjunker, der sich den ganzen Abend über mit Geschick
aus seiner Nähe gepascht hatte, sich direkt gegenüber, so daß derselbe
im tiefsten Erschrecken fast ins Wanken geriet.
Der General lachte bei dem komischen Anblick: „Na, junger
Mann, wenn Sie heute abend ebensoviel Glück gehabt haben, wie
heute morgen, dann ist's gut! Aber wissen Sie was, ich will Ihnen
einen Beweis dafür geben, daß ich solche Geschichten nicht nachtrage:
da nehmen Sie den Strohmann hier, der mir zugefallen ist, und
geben Sie mir Ihren Gegenstand! So, und nun öffnen, meine
Herren, ich verspreche mir viel Spaß!" Eilig wurde allseits dem
Gebote gefolgt. Der Rittmeister allein beteiligte sich nicht an dem
munteren Schaffen, ihm versagten die Finger den Dienst . . . das
konnte gut werden!
Selbstverständlich war jedermann auf das Höchste gespannt
darauf, was der General gewinnen würde; jedermann aber schnürte
es die Rehle zu, als dieser endlich aus der Strohumhüllung einen —
Zylinder brachte!!
Der Dberst biß sich auf die Lippen vor Erregung; der General
aber lächelte nach einem Momente des Erstaunens ein feines Lächeln.
Selbstverständlich war der Rittmeister sofort vorgestürzt, um
eine Aufklärung zu geben; der General winkte ihm jedoch zu, zu
schweigen.