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Meggendorfer-Blätter — 58.1904 (Nr. 706-718)

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Nr. 711
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https://doi.org/10.11588/diglit.20903#0073
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Zeitschrift für Humor und Aunst

69

fuhr nach

die Mitte des Saales als

Amerika!

„Aolumbus fuhr nach Westen und
entdeckte Amerika, Kolumbus fuhr
nach Westen und entdeckte Amerika,
Uolumbus fuhr nach Westen und ent-
deckte Amerika, Aolumbus fuhr nach
iVesten und entdeckte Amerika . . . .

Wie der Duartaner Lirnüppel
Weltgeschichte ochst.

Aolumbus fuhr nach Westen und
entdeckte Amerika, Aolumbus fuhr
nach Westen und entdeckte Amerika,
Aolumbus fuhr nach Westen und ent-
deckte Amerika".

schäften ihr zugesellt. Ich war eine
Zeitlang ungewiß, ob er einem
persönlichen Interesse gehorcht oder
ob er sie als ein wissenschaftliches
Dbjekt schätzt, als eine Spezies des
Zsnus lsrnininum. Glücklicherweise
tanzt er auch nicht gerade gut, aber
koch lange nicht so schlecht wie sie.
Er hilft sich dadurch, daß er sie in
testen Punkt hinstellt, um den er zentrifugale Bewegungen aus-
sührt, also sowas wie ein Tanz um die goldene Gans. Im
übrigen saßen sie die meiste Zeit beisammen und sprachen über
Evolution und Emanation und sonstige gelehrte Geschwollenheiten.
Ach hätte mich zu Tod gemopst, wenn nicht der Doktor, der ein
vielseitiger Herr zu sein scheint, in ziemlich anregender Weise
vnt nur kokettiert hätte. Er schwankt offenbar zwischen Natur
Und Geist. Ich glaube, wenn ich wollte, könnte ich siegen. Die Natur siegt immer und
ich mag ihn gut leiden. Mama ist eine weitblickende Mutter. Sie hat die Lage sofort
erfaßt und den Doktor zum Theatersxielen eingeladen. Sie ist nämlich der Ansicht, daß
^erta aus sich heraus gerissen werden muß und dazu sei die kleine Dilettantenbühne
des Vereins Melpomene gerade recht. Da Berta eine wunderschöne Figur hat, eignet
sie sich nach Mutters Meinung zur Heldin. Zuerst bekam ich einen kleinen Lachkrampf,
sehr zum Aerger unserer lieben alten Frau, denn ich huldige der unmaßgeblichen Ueber-
üeugung, daß man ebenso leicht einem Aarpfen das Alaviersxielen lernen kann als
Unserer Berta die Aunst zu mimen; aber wenn schon, denn schon.Warum soll
ich mir die schöne Gelegenheit zu lachen mutwilligerweise verderben? Sollte nicht
vielleicht ich es sein, die auf diese Art zuletzt lacht?

Aolumbus
Westen und entdeckte
und entdeckte — —

Äus einem Tagebuch.
Humoreske von I. Merkl.

20. November.
wir beide Schwestern sind, Berta und ich, diese nicht zu leugnende
/ Tatsache halte ich für das größte und unerklärlichste Wunder von der Welt.
Nicht nur, daß sie höher gewachsen ist, zweifellos schönere Augen hat
— schönere sage ich, nicht intelligentere, denn die besitze ich — sondern ihr gesamtes
Wesen ist der reinste Gegensatz zu dem meinigen. Man weiß eigentlich nicht, was
man aus ihr machen soll. Auf der einen Seite ist sie viel gescheiter als ich, ein
mathematisches Talent, auf der andern ist sie grenzenlos dumm, und ich erinnere
mich, daß ihr Mama fast jeden zweiten Tag mit der Bratpfanne gedroht hat.
Dabei ist sie so linkisch, so unpraktisch wie ein Professor aus alten Zeiten. Mama
pflegt immer zu sagen, was die Berta nicht in eins, zwei
und drei einteilen kann, das versteht sie nicht. Sie tut
alles nach bestimmten Regeln, methodisch, systematisch und
logisch. Entsetzliches Mädcheni Heuer muß sie zum ersten-
mal auf Bälle. OK, rnon clisu! Sie wird ihre Gespräche
in drei Hauptpunkte gliedern: a) Das Wetter, l>) die
Reformbewegung des Weibes und o) die analytische
Geometrie in ihren Beziehungen zur Seelenwanderungs-
lehre. vielleicht erwischt sie ein gelehrtes Huhn, das in
Liebe zu ihr entbrennt, und das zufrieden ist, mit ihr zwölf
Stunden im Tag (Quadrat-
wurzeln auszuziehen. Das
wäre noch ein Glück, sonst
geht sie wirklich das nächste
Jahr auf die Universität
und strebt Mathematik.
2. Dezember.
GH meine Ahnungen I
Schon auf der ersten Unter-
haltung hat sich ein junger
Doktor der Naturwissen-
 
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