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Meggendorfer-Blätter — 58.1904 (Nr. 706-718)

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Nr. 714
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https://doi.org/10.11588/diglit.20903#0105
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Zeitschrift für Humor und Aunst


plötzlich raunte Pevny mit zitternder Stimme: „Ls kommt
jemand."
In unbestimmbarer Ferne sah man ein schwankendes Licht.
Es kam näher. In seinem Scheine erkannte man bald ein
hageres, bartloses Gesicht, dann eine lange, weiße Gestalt.
Schritt für Schritt kam sie näher. Pevny zitterte am ganzen
Körper und krampfhaft hielt er sich an seinem Freunde Stangl
fest. Dieser aber hatte alles eher denn Lourage. Ls war
unheimlich bis in die Fußspitzen. Noch besaß Stangl die Geistes-
gegenwart, sein Licht rasch auszulöschen. Dann flüsterte er ein
Notgebet. Pevny fühlte sich seinem Ende nahe und bekreuzte
sich nur mechanisch.
Die weiße Gestalt schwenkte längs der Fässerreihe ein und
war von den alten Herren nur mehr durch diese getrennt.
Nun konnte man wahrnehmen, daß ihr eine zweite Gestalt folgte.
Lautlose Stille herrschte in dem Gelaß. Die Gestalten
hatten vor einem der kleineren Fässer stillgehalten und waren
jetzt nicht wahrzunehmen. Nur ihre Bewegungen konnte man
nach den Schatten beurteilen.
„Net, Schani," tönte plötzlich eine kräftige Stimme, „daherI"
„Aber, da is ja der Mailberger," ließ eine zweite Stimme
sich vernehmen.
„Ja, ich werd' den alten Tateln mein' letzten Tropfen
Mailberger geben. Den trink' i' selberl — Der da is aa fein
herg'richt, mit Bleizucker und allem, sie hab'n ihn den ganzen
Sommer für'n Mailberger 'trunken und hab'n nix g'wußt."
„Ah so!" lachte die zweite Stimme.
„Also den da?"
„Gut is, Schani," hieß es nach einer
Pause. „Und von dem Mailberger nehmen
ma auch an Tupfer voll für mich."
Bald darauf entfernten sich die Sprecher.
Ls waren der Wirt und sein Schani in der
langen, weißen Schürze.
Raum hatten sich Stangl und Pevny
von ihrem Schreck erholt, zündeten sie die
Laterne an und eilten wutentbrannt den Weg
zurück, den sie gekommen waren. Bald da¬
rauf traten sie in ihre Stammkneipe, wo die
andern schon versammelt waren.
Schon an der Tür empfing sie der Wirt
und rieb sich vergnügt die Hände.
„wie gewöhnlich, meine Herren?" fragte
er die beiden Neuangekommenen.
„Nein," erwiderte Herr Stangl halblaut,
aber mit eigener Betonung. „Diesmal nicht
wie gewöhnlich, das heißt, wie ihn die alten
Tateln trinken mit Bleizucker und sonstigem
hergericht't, sondern einen Tupfer aus dem
Wirt seinem Faßll"
„Ießmarandjoseph!" rief der Wirt und
starrte Herrn Stangl an, als ob er einen
Geist vor sich sähe, just wie die beiden vor
einer kleinen weile ihn und seinen Gehilfen.
„Herr Stangl, i bitt Ihnen, mir vergeht
schier der verstand, möchten S' net so gut sein
und ein wenig-unter vier Augen-"
Herr Stangl verstand den geängstigten
Wirt und trat mit ihm hinter den kleinen
Verschlag. Hier flüsterte er ihm eine kleine
Schauergeschichte ins Ghr von einem Kloster-
geist, der ihm erschienen sei, als er sich auf
dem Wege zum Wirtshaus befand und ihm
die Unredlichkeit des Wirtes berichtet habe.

Kopfschüttelnd, aber innerlich überzeugt, räumte der Wirt
hierauf die Gläser vom Tische der Stammgäste ab, die leeren,
wie die vollen.
Draußen sagte er zum Hausknecht: „Bitt' Di', Schani,
bring' den echten Mailberger für die Herren. Mein Gott, in
dem Keller is unheimli'l Da gibt's wirkli' ka' Sünd'I — Hat
der alles g'wußt, und daß i' s' Tateln g'heißen hab'!"
Pevny und Stangl schwiegen des ferneren. Auch der
Wirt. Niemand ahnte die Sünde im Weinkeller.

Die -Lieke,
ie Liebe ist ein Teufelchen,
Kommt wie ein Lenzgewitter;
Spendiert uns heute süßen Wein,
Doch morgen schmeckt er bitter. G. Steger.
(Lin stark besuchtes RendeMusplähchen.
Herr (schreibend): „Wenn es Ihnen recht ist, gnädiges
Fräulein, dann treffen wir uns morgen mittag um zwei Uhr
am Kriegerdenkmal. Erkennungszeichen: keine Rose im
Knopfloch."

(Lefährüches Symptom.

Erster Maurer: „I moan allweil, der Schlußstoabartl is krank."
Zweiter Maurer: „Warum denn?"
Erster Maurer: „Weil er heunt 's Mittagläuten überhört hat."
 
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