Zeitschrift für Humor und Aunst
s29
Die ÄlmheXe.
Lin ziemlich wahres Geschichtchen aus den obersteirischen Bergen von Fr. Pührillger.
er Alinauftrieb war vor der Türe, und der Grabenhof-
bauer hatte keine „Schwoagerin". Er befand sich in
einer argen Verlegenheit. Seine frühere Sennerin,
die Seff, die eine ganz brauchbare Person war, hatte er zum
Kuckuck gejagt, als er eines Tages dahinter gekommen war,
daß sie mit dem Großknecht Sepp eine Liebschaft unterhielt.
So etwas konnte er in seinem Pause nicht brauchen, denn es
fommt nie etwas Gutes dabei heraus. Endlich fand er doch
Ersatz für die Entlassene und zwar in dem jungen Weibe eines
Polzknechts, der den Sommer über in einem entfernten Schlage
arbeitete. Die Neuaufgenommene war von früher her mit dem
Almbetriebe wohl vertraut. Der Bauer war von seiner Sorge
befreit, und auch dem Sepp schien die Trennung von seiner
Angebeteten nicht sehr zu Gemüte zu gehen. Diese beiderseitige
Zufriedenheit dauerte aber nur eine kurze Meile. Zuerst schlug
sie bei dem Anechte in das
Gegenteil um. Der Sepp, der
wie alljährlich auch dieses Jahr
die Almfuhren besorgte, huldigte
der Anschauung, daß die Welt
keine pühnersteige sei, und so
Hatteer sich sogleich liebesbedürf-
tig an die neue „Schwoagerin"
herangemacht. Aber schon am
ersten Tage erhielt er einen
handgreiflichen Beweis ihrer
Unnahbarkeit und in demselben
Augenblicke entdeckte er wieder
sein Perz für die weniger spröde
Vorgängerin. Der Aathl, so
hieß die derzeitige Sennerin,
schwor er aber voll Ingrimm
im stillen Vergeltung. Die Neue
war in den ersten Wochen auch
schon bei ihren Kolleginnen auf
der Alm mißliebig geworden.
Sie sahen in ihr, die keine Be¬
suche empfing, eine unbequeme
Aufpasserin. Die andern pütten
hatten nämlich starken Zuspruch
und jeden Samstag fanden sich
die jungen Burschen des Tales
daselbst ein. Die Spannung
ging zuletzt so weit, daß die
Ungeratene sogar beim Grasen,
welcher tägliche Ausflug auf
jederAlm gemeinschaftlich unter¬
nommen wird, nicht mehr mit
den übrigen gehen durfte.
Seit aber der rachebrütende
Sepp unter den Bewohnerinnen
der Alm ausgesxrengt hatte, daß
die Grabenhofbauernkühe viel
mehr Milch gäben als die andern,
war der Paß noch größer ge¬
worden, und nun war es aus¬
gemacht, daß die Aathl den
andern das Vieh verhext hatte.
Jetzt ging auch den Arglosesten
ein Licht auf, warum die Schein¬
heilige keine Besuche annahm.
Sie hatte eben den leibhaftigen
Teufel zum Liebhaber und der brauchte nicht durch die Türe
zu kommen. Sie war eine pexe. —-
Der Großknecht war eben wieder mit seinem zweirädrigen
Aarren von der Lahnalm zurückgekommen. Der Grabenhofbauer
stand breitspurig unter der Paustüre und überzählte befriedigt
die Käselaibe und Butterwecken.
„Mann nur a Segen auch dabei wär'!" brummte der Anecht,
während er die Wochenladung von dem Wagen schaffte.
Der Bauer stutzte. Er war ein frommer Mann und am
Segen war ihm mindestens so viel gelegen als am Gewichte.
Deswegen begann er den Anecht um den Grund seiner Aeußerung
auszufragen. Der aber tat, als wollte er mit der Sache nicht
recht herausrücken. Line um so größere Wirkung erzielten seine
Morte beim Bauern.
„Is leicht dem perrn Vater no gar nit aufg'fall'n, daß
Sonderbare Verlängerung.
-fremder: „Nicht wahr, dies hier ist der kürzeste weg nach der Ramsau?"
Einheimischer: „Ja, der is 's, den andern Hamm s' neuerdings um zwoa wrrtshauser
verlängert."
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Die ÄlmheXe.
Lin ziemlich wahres Geschichtchen aus den obersteirischen Bergen von Fr. Pührillger.
er Alinauftrieb war vor der Türe, und der Grabenhof-
bauer hatte keine „Schwoagerin". Er befand sich in
einer argen Verlegenheit. Seine frühere Sennerin,
die Seff, die eine ganz brauchbare Person war, hatte er zum
Kuckuck gejagt, als er eines Tages dahinter gekommen war,
daß sie mit dem Großknecht Sepp eine Liebschaft unterhielt.
So etwas konnte er in seinem Pause nicht brauchen, denn es
fommt nie etwas Gutes dabei heraus. Endlich fand er doch
Ersatz für die Entlassene und zwar in dem jungen Weibe eines
Polzknechts, der den Sommer über in einem entfernten Schlage
arbeitete. Die Neuaufgenommene war von früher her mit dem
Almbetriebe wohl vertraut. Der Bauer war von seiner Sorge
befreit, und auch dem Sepp schien die Trennung von seiner
Angebeteten nicht sehr zu Gemüte zu gehen. Diese beiderseitige
Zufriedenheit dauerte aber nur eine kurze Meile. Zuerst schlug
sie bei dem Anechte in das
Gegenteil um. Der Sepp, der
wie alljährlich auch dieses Jahr
die Almfuhren besorgte, huldigte
der Anschauung, daß die Welt
keine pühnersteige sei, und so
Hatteer sich sogleich liebesbedürf-
tig an die neue „Schwoagerin"
herangemacht. Aber schon am
ersten Tage erhielt er einen
handgreiflichen Beweis ihrer
Unnahbarkeit und in demselben
Augenblicke entdeckte er wieder
sein Perz für die weniger spröde
Vorgängerin. Der Aathl, so
hieß die derzeitige Sennerin,
schwor er aber voll Ingrimm
im stillen Vergeltung. Die Neue
war in den ersten Wochen auch
schon bei ihren Kolleginnen auf
der Alm mißliebig geworden.
Sie sahen in ihr, die keine Be¬
suche empfing, eine unbequeme
Aufpasserin. Die andern pütten
hatten nämlich starken Zuspruch
und jeden Samstag fanden sich
die jungen Burschen des Tales
daselbst ein. Die Spannung
ging zuletzt so weit, daß die
Ungeratene sogar beim Grasen,
welcher tägliche Ausflug auf
jederAlm gemeinschaftlich unter¬
nommen wird, nicht mehr mit
den übrigen gehen durfte.
Seit aber der rachebrütende
Sepp unter den Bewohnerinnen
der Alm ausgesxrengt hatte, daß
die Grabenhofbauernkühe viel
mehr Milch gäben als die andern,
war der Paß noch größer ge¬
worden, und nun war es aus¬
gemacht, daß die Aathl den
andern das Vieh verhext hatte.
Jetzt ging auch den Arglosesten
ein Licht auf, warum die Schein¬
heilige keine Besuche annahm.
Sie hatte eben den leibhaftigen
Teufel zum Liebhaber und der brauchte nicht durch die Türe
zu kommen. Sie war eine pexe. —-
Der Großknecht war eben wieder mit seinem zweirädrigen
Aarren von der Lahnalm zurückgekommen. Der Grabenhofbauer
stand breitspurig unter der Paustüre und überzählte befriedigt
die Käselaibe und Butterwecken.
„Mann nur a Segen auch dabei wär'!" brummte der Anecht,
während er die Wochenladung von dem Wagen schaffte.
Der Bauer stutzte. Er war ein frommer Mann und am
Segen war ihm mindestens so viel gelegen als am Gewichte.
Deswegen begann er den Anecht um den Grund seiner Aeußerung
auszufragen. Der aber tat, als wollte er mit der Sache nicht
recht herausrücken. Line um so größere Wirkung erzielten seine
Morte beim Bauern.
„Is leicht dem perrn Vater no gar nit aufg'fall'n, daß
Sonderbare Verlängerung.
-fremder: „Nicht wahr, dies hier ist der kürzeste weg nach der Ramsau?"
Einheimischer: „Ja, der is 's, den andern Hamm s' neuerdings um zwoa wrrtshauser
verlängert."