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Meggendorfer-BIätter, München
die Fuhr alle Wochen größer wird?" leitete der Gefragte das Gespräch ein.
Freilich war es dem Bauer schon ausgefallen, aber er dachte
dabei sonst nichts, als daß die neue Magd brav wirtschafte.
„Na und was is weiter sonst?" fragte er.
„Nix, gar nix weiter," gab der Anecht gleichmütig zurück. „Nur
daß die fremden Aüh' alle fast nur die Halbscheid Mich geben, seit die
Aathl auf der Alm oben is."
Der Grabenhofbauer verstand noch immer nicht ganz. Was das
die Aathl anging', meinte er.
„viel oder wen'g, mir kann's gleich sein," war die Antwort.
„Die andern sagen, daß sie die Alm verhext hat."
Der Bauer knickte zusammen, als ob ihm ein Dachziegel auf den
Aopf gefallen wäre.
„Wer wird denn gleich das Schlechteste denken!" sagte er darauf.
„Das kann der Herr Vater halten, wie er will," erwiderte der
Sepp und, seine eigene Meinung zum besten gebend, fuhr er fort: „Mir
hat die Sach' von allen Anfang nit gleichg'sshn, denn i bin nit auf
den Aopf g'fall'n."
Der Bauer, der die Grobheit überhört hatte, schüttelte ein um
das andere Mal den Aopf.
Er glaubte selbst halb und halb, daß die Geschichte nicht mit
rechten Dingen zuginge und riet hin und her, was da zu machen wäre,
bis ihm der Anecht offenbarte, daß er schon Rat wüßte.
Er selber verstände sich auf das Hexenbannen, nur ein wenig
teuer wäre es. Da sich der Grabenhofbauer über den Nachsatz nicht
besonders erschrocken zeigte, kramte der Anecht langsam seine Weisheit
aus. Er rnüßte vorher eine Wallfahrt machen, bevor es angehen könnte,
sonst hätte das Bannen keine Araft und der Teufel könnte ihn am
Ende in Fetzen zerreißen.
Auf das wollte es der Bauer natürlich nicht ankommen lassen,
und er gab dem Sepp, der sich am nächsten Tage gleich zu der kurzen
Reise anschickte, blanke zehn Gulden Zehr- und Vpfergeld. Auch seinen
neuen Lodenrock liehser ihm auf den Weg. Am zweiten Tage war der
Hexenbanner wieder daheim, nicht ohne daß er das Reisegeld, wie er
angab, zum größten Teile in den Vxferstock geworfen hatte. Aber es
ging noch nicht.
In seiner Verlegenheit gestand der Anecht, daß er einen Fehler
gemacht habe. Er dürfe bei dieser Wallfahrt nämlich nichts Fremdes
an seinem Aörxer tragen. Wenn er die Reise noch einmal unternehmen
könnte, ließe es sich machen. Der Grabenhofbauer sah das vollkommen
ein. Er wollte nicht am halben Wege stehen bleiben und darum ver-
stand er sich nochmals zu dem gleichen Reisepfennig. Selbstredend mußte
er auch dem Sepp seinen funkelnagelneuen Lodenrock schenken.
Diesmal sei alles in schönster (Ordnung, wußte der Heimgekehrte
zu berichten und er schloß allerlei Gruselgeschichten über Erscheinungen
und Begegnungen, die er gehabt haben wollte, daran. Einmal hätte
ihn ein Geist sogar in den Straßengraben geworfen, behauptete er.
Nur hielt er die Mitteilung für überflüssig, daß der Geist vorher im
Schnapsglase gehaust hatte. Zum Schlüsse erklärte er mit Bestimmtheit:
„Die Hex' ist jetzt gebannt und hat keine Macht mehr. Zum Beweis
dafür wird sie schon morgen die Finger ein'bunden haben."
Wie konnte der Bauer auch wissen, daß der schlaue Sepp in das
Mehl, das gestern in seiner Abwesenheit auf die Alm gefahren worden
mar, Glasscherben gemischt hatte!
Ehrfürchtig staunte er darum den Großknecht an und am kommenden
Tage ging er mit dem Wundertäter selbzweit auf die Alm, um sich von
der Wirkung des Bannes zu überzeugen. Nicht ohne Aengstlichkeit
betrat der Grabenhofbauer seine Almhütte. Der Anecht blickte suchend
in dem rauchigen Raume umher, und ihm wurde nicht ganz wohl zu
Mute, als er sah, daß der Mehlsack noch unberührt auf dem Wandbrette
stand. Er dachte im stillen schon wieder über eine neue Ausflucht nach.
Die Aathl saß auf der Bank am offenen Feuer und hatte einen
Fuß init einem dicken Wolltuche umwickelt. Aein einziger Finger war
eingebunden. (Schluß nächste Seite.)
Nene Leberreime.
Die Leber ist von einem Hecht und nicht von
einem Adler,
Als es noch keine Autler gab, verwünschte man
die Radler.
Oie Leber ist von einem Hecht und nicht von
einem Geier,
So mancher neue Dichter singt oft nach der
alten Leier.
E. P.
Der gefoppte Hausherr.
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Meggendorfer-BIätter, München
die Fuhr alle Wochen größer wird?" leitete der Gefragte das Gespräch ein.
Freilich war es dem Bauer schon ausgefallen, aber er dachte
dabei sonst nichts, als daß die neue Magd brav wirtschafte.
„Na und was is weiter sonst?" fragte er.
„Nix, gar nix weiter," gab der Anecht gleichmütig zurück. „Nur
daß die fremden Aüh' alle fast nur die Halbscheid Mich geben, seit die
Aathl auf der Alm oben is."
Der Grabenhofbauer verstand noch immer nicht ganz. Was das
die Aathl anging', meinte er.
„viel oder wen'g, mir kann's gleich sein," war die Antwort.
„Die andern sagen, daß sie die Alm verhext hat."
Der Bauer knickte zusammen, als ob ihm ein Dachziegel auf den
Aopf gefallen wäre.
„Wer wird denn gleich das Schlechteste denken!" sagte er darauf.
„Das kann der Herr Vater halten, wie er will," erwiderte der
Sepp und, seine eigene Meinung zum besten gebend, fuhr er fort: „Mir
hat die Sach' von allen Anfang nit gleichg'sshn, denn i bin nit auf
den Aopf g'fall'n."
Der Bauer, der die Grobheit überhört hatte, schüttelte ein um
das andere Mal den Aopf.
Er glaubte selbst halb und halb, daß die Geschichte nicht mit
rechten Dingen zuginge und riet hin und her, was da zu machen wäre,
bis ihm der Anecht offenbarte, daß er schon Rat wüßte.
Er selber verstände sich auf das Hexenbannen, nur ein wenig
teuer wäre es. Da sich der Grabenhofbauer über den Nachsatz nicht
besonders erschrocken zeigte, kramte der Anecht langsam seine Weisheit
aus. Er rnüßte vorher eine Wallfahrt machen, bevor es angehen könnte,
sonst hätte das Bannen keine Araft und der Teufel könnte ihn am
Ende in Fetzen zerreißen.
Auf das wollte es der Bauer natürlich nicht ankommen lassen,
und er gab dem Sepp, der sich am nächsten Tage gleich zu der kurzen
Reise anschickte, blanke zehn Gulden Zehr- und Vpfergeld. Auch seinen
neuen Lodenrock liehser ihm auf den Weg. Am zweiten Tage war der
Hexenbanner wieder daheim, nicht ohne daß er das Reisegeld, wie er
angab, zum größten Teile in den Vxferstock geworfen hatte. Aber es
ging noch nicht.
In seiner Verlegenheit gestand der Anecht, daß er einen Fehler
gemacht habe. Er dürfe bei dieser Wallfahrt nämlich nichts Fremdes
an seinem Aörxer tragen. Wenn er die Reise noch einmal unternehmen
könnte, ließe es sich machen. Der Grabenhofbauer sah das vollkommen
ein. Er wollte nicht am halben Wege stehen bleiben und darum ver-
stand er sich nochmals zu dem gleichen Reisepfennig. Selbstredend mußte
er auch dem Sepp seinen funkelnagelneuen Lodenrock schenken.
Diesmal sei alles in schönster (Ordnung, wußte der Heimgekehrte
zu berichten und er schloß allerlei Gruselgeschichten über Erscheinungen
und Begegnungen, die er gehabt haben wollte, daran. Einmal hätte
ihn ein Geist sogar in den Straßengraben geworfen, behauptete er.
Nur hielt er die Mitteilung für überflüssig, daß der Geist vorher im
Schnapsglase gehaust hatte. Zum Schlüsse erklärte er mit Bestimmtheit:
„Die Hex' ist jetzt gebannt und hat keine Macht mehr. Zum Beweis
dafür wird sie schon morgen die Finger ein'bunden haben."
Wie konnte der Bauer auch wissen, daß der schlaue Sepp in das
Mehl, das gestern in seiner Abwesenheit auf die Alm gefahren worden
mar, Glasscherben gemischt hatte!
Ehrfürchtig staunte er darum den Großknecht an und am kommenden
Tage ging er mit dem Wundertäter selbzweit auf die Alm, um sich von
der Wirkung des Bannes zu überzeugen. Nicht ohne Aengstlichkeit
betrat der Grabenhofbauer seine Almhütte. Der Anecht blickte suchend
in dem rauchigen Raume umher, und ihm wurde nicht ganz wohl zu
Mute, als er sah, daß der Mehlsack noch unberührt auf dem Wandbrette
stand. Er dachte im stillen schon wieder über eine neue Ausflucht nach.
Die Aathl saß auf der Bank am offenen Feuer und hatte einen
Fuß init einem dicken Wolltuche umwickelt. Aein einziger Finger war
eingebunden. (Schluß nächste Seite.)
Nene Leberreime.
Die Leber ist von einem Hecht und nicht von
einem Adler,
Als es noch keine Autler gab, verwünschte man
die Radler.
Oie Leber ist von einem Hecht und nicht von
einem Geier,
So mancher neue Dichter singt oft nach der
alten Leier.
E. P.
Der gefoppte Hausherr.
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