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Meggendorfer-Blätter — 58.1904 (Nr. 706-718)

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Nr. 717
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s36

III egge nüorfer-BIätler, INünchen

Was sie verdient.
s hat, was sie noch nie vermocht,
Die junge Frau allein gekocht,
Und da ihr alles gut gelungen,
Ist sie beglückt umhergesxrungen.
Sie fragt init kindlich froher Mene,
Was ihre Kochkunst wohl verdiene?
Die Köchin will mit Lob nicht sparen,
Und spricht: „Den feschesten Husaren."
Eugen Binder.


(Sin bißchen -Latein.

Aotgen der neuen Schreibweise.

Humoreske von Max Leidl.

v

or seinem eleganten Schreibtische sitzt der Tintenfabrikant
Schwarzgrün und rechnet. Seine Stirne ist fällig und
seine Brauen sind finster zusammengezogen. Tiefe

Seufzer stehlen sich von seinen Lippen, und nur seine Hand

fährt immer von neuem nervös die Zahlenreihen auf und ab.

Da öffnet sich die Tür und die Gattin tritt ein. Wohl
sieht sie, wie tief ihr Männchen in seine Arbeit versunken ist,
aber sie hat zu Wichtiges auf dem Herzen, um sich dadurch ab-
schrecken zu lassen. Mit einein zärtlichen Kuß auf die Wange
reißt sie ihn aus seinen rechnerischen Visionen und im weichsten
Moll flötet sie: „Ach Männchen, Herzensschatz, ich muß Dir
etwas sageni"

— „Ich besitze jetzt einen Papagei, der ganz ausgezeichnet
sprechen kann!"
Förster: „Pah, ich besaß sogar einen Papagei, der war —
Bauchredner!"

„Etwas sagen? Nun so sag's," gibt der Gatte etwas
zerstreut zur Antwort.
„Weißt Du," fährt sie unbeirrt durch seine Teilnahmlosig-
keit fort, „da habe ich heute bei Robinson ein entzückendes
Kleid gesehen. Und da ich doch in allernächster Zeit eines
benötige — jawohl, dringend benötige, so wird es Dir wohl

Schlau.


(Am Schlüsse einer Konsultation sagt Doktor Meier zu dem ssalienten, dem Rentier Bierhuber: „Schicken
Sie mir Ihre Lrau!") — „Nun, was hat er gesagt?" fragt Herr Bierhuber neugierig seine
Frau nach ihrer Rückkehr.
„I'ch soll Dir das Biertrinken verbieten, Aloysl" antwortet Frau Bierhuber.

nichts verschlagen, wenn Du es mir
heute schon kaufst."
Da fährt Herr Schwarzgrün mit
einem grimmigen Lachen aus seinem
Sinnen empor.
„Aleid kaufen, sagst Dul Damit
bist Du gründlich auf dem Holzwege,
Du wirst Dich wohl oder übel beqemen
müssen, Deine Toilettenansprüche in
Zukunft bedeutend herabzusetzen. Wenn
es Dir nicht recht ist, so beschwere
dich beim Kultusministerium."
„Aber Schatz, Du sprichst heut in
Rätseln! Wie soll ich Deine Worte
deuten?"
„Ganz so, wie sie gemeint sind.
Wir müssen uns von jetzt ab die
größten Einschränkungen auferlegen,
wenn Du nicht willst, daß ich Pleite
machen soll."
verständnislos starrt die Gattin
ihren Herrn und Gemahl an; sie hört
wohl seine Worte, aber noch immer
faßt sie ihren Sinn nicht.
„Ich habe nämlich," so fährt Herr
Schwarzgrün fort, „in der letzten Zeit
ganz kolossale Verluste erlitten und
zwar durch nichts Geringeres als durch
die Einführung der neuen Schreib-
weise. Das winzige, kleine, unbedeutende
„h" ist es, das mich zu ruinieren droht,
da man es aus den meisten Wörtern
gestrichen hat, in denen es früher stand."
„Das mußt Du jemand anders
erzählen; ich verstehe das nicht!" warf
Frau Schwarzgrün ärgerlich ein.
„Nun, so will ich es Dir an einem
Beispiel klar machen.
Merk auf: unser deutsches Reich
hat etwa neun Millionen Schulkinder,
dazu rechne ich eine weitere Million
Erwachsener, die sich ausschließlich mit
der Feder beschäftigen, macht also
zusammen zehn Millionen Alltags-
 
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