Meggendorfer-Blätter, München
„Rann's nicht ändern/' bedauerte der Förster. „Aber hier in
unserm Nest sind die Leut' auf so eine Gasterei nicht ein'g'richt' und
nobel muß es 'runter gehn. Also auf Wiedersehn am fünfzehnten in
den drei Tannen!"
Mit einem etwas zweideutigen Lachen schritt der Förster hinaus
und die Zurückbleibenden machten sich noch lange über den „Bräutigam"
lustig und überboten einer den andern in ironischer Ausmalung
der lukullischen Genüsse, die ihrer am fünfzehnten Mai harren sollten. —
Der große Tag kam denn endlich auch heran. Die Stammtischrunde
war wie gewöhnlich versammelt, nur der Förster Lange fehlte.
„Sollte er doch etwa — — — — ?"
Denn der Bader hatte ihn am frühen Morgen wirklich zum
Bahnhof eilen sehen. Doch es war ja schon öfters vorgekommen, daß
der Förster dienstlich nach der Ureisstadt mußte, und das würde nun wohl
auch heute der Fall gewesen sein. Der kommende Abend brachte jedoch
dein feuchtfröhlichen Rreis eine große Ueberraschung: Forster Lange
präsentierte sich als neugebackener Ehemann und versprach,
demnächst sein Weibchen gleichfalls vorzustellen.
Alle schauten sich verdutzt an. — Anfangs hielt man die Sache
für einen Scherz, aber bald bewies der Herr Förster durch mitgebrachte
Dokumente, daß er diesmal keinen Scherz gemacht habe. Wie freute er
sich heimlich, daß er die große Ausgabe für die Feier gespart hatte. —
Auf den Gesichtern der Anwesenden aber konnte inan deutlich die
Schmerzen darüber lesen, daß sie um den seltenen Schampusgenuß und
das feine Hochzeitsmahl gekommen waren. Der Förster verstand den
Schmerz der Tafelrunde und sagte in gekränktem Ton: „Aber warum
seid ihr denn nicht zur Hochzeit gekommen in die drei Tannen? Ich
hab' euch doch alle genügend eing'lad'n!"
Lmnor.
Nsedes Ding hat zwoa Seiten.
Die oa, die is fad,
Da muaß ma si Müah geb'n,
Damit ma 's recht draht,
Damit ma die ander',
Die schö' Seiten sicht,
Und daß ma s' fein herruckt
Ins grüabigc*) Licht.
I woaß Dir a Mittel,
Da siehgst allawei
Die lustige Seiten,
's is gar nix dabei:
Humor hoaßt 's, die Brillen,
Die am jeden guat steht.
Geh'her, i lass'Di'durchschaugn —
Aber hergebn tua i 's net!
O. I.
Bescheiden.
bat): „Schreiben Sie ,Ungenannt' ... es weiß ja doch jeder, daß ich
der einzige im Grt bin, der so viel geben kann!"
Unverfroren.
Herr: „So ein junger, kräftiger Mensch und bettelt schon!"
Bettler: „Na, wissen Sie mir vielleicht eine gute Partie?"
Kritik.
Dichter: „Ich muß beim Arbeiten Zigarren rauchen, sonst fällt mir
nichts ein."
Freund: „Hm, dann würd' ich an Deiner Stelle doch aber besseres
Kraut nehmen!"
Die beiden Kurzsichtigen
„Ah! Endlich, teuerste Emma, treffe ich Dich allein!
Laß mich diesen glückseligen Augenblick benützen,
um Dir meine Liebe zu gestehen ... Du schweigst?!
— Doch was frage ich —: wahre Liebe ist stumm!
Komm an mein Herz, Du holder Engel und —"
glücklich!"
„Meinen
Segen, liebe Rinder, seid
Verantwortlicher Redakteur: Ferdinand Schreiber jr. Druck von I. F. Schreiber, beide in Eßlingen bei Stuttgart.
In Gest erreich-Ungarn für Herausgabe und Redaktion verantwortlich: Robert Mohr in Wien I.
Verlag von I. F. Schreiber in München und Eßlingen.