Meggendorfer-BIälter, München
56
Auf dem Marsch.
Feldwebel: „Herr Hauptmann, a paar san z'ruckblieb'n beim Beerl'nzupf'n.
Hauptmann: „Na, trommelt halt a bissel, daß s' uns wieder hör'n."
„Handeln?"
„Die Suppe — versalzen, der Fisch — versotten, der
Braten — verbrannt, die Mehlspeise — verdorben ll Und diese
Sachen setzest Du diesem Manne vor!"
„Diesem Manne.und mir!" stimmte der Papa
bei, denn diesmal war es ihm ganz entsetzlich ernst, vom Lcho-
schema etwas abzuweichen, um seine, durch die gräßliche Mahl-
zeit so rücksichtslos behandelte Person nicht zu kurz kommen
zu lassen, und dazu nickte er tieftragisch vor sich hin, und die
Stimme bebte ihm zwi-
schen verhaltenem Groll und
Schluchzen — denn über
alles ging ihm eine gute
Mahlzeit.
Ls war auch zu toll!
Dieses Mädchen, das da
mit roten Wangen vor
ihnen stand, den leisen Trotz
in den Augen und doch ein
Lächeln um die Lippen,
hatte einem hübschen, statt-
lichen Manne gegenüber,
dem man das hohe Interesse
anmerkte, das er für sie
fühlte, eine solche unglaub-
liche Torheit begangen! Ja,
wenn sie hätte nicht kochen
können! Aber so war es
Absicht gewesen, offenbare
Absicht! Wollte sie ihn weg-
ekeln? Das war doch kaum
anzunehmen . . . ? Man
bedenke nur die näheren
Umstände: derselbe Herr, der
heute als Gast diese un-
glaubliche Mahlzeit hatte
mitverschlingen müssen, war
tatsächlich der Lebensretter
dieser Undankbaren! Und
das war so gekommen.
Fräulein Magda Hahne-
mann saß in der ,Elek-
trischen'. Da mar „er" —
eben der heutige Gast,
Assessor Thenen, aufge-
sprungen und . . .nun und
— ob sie wollte oder nicht,
ihre Augen mußten heim-
licherweise immer wieder zu
dem überaus stattlichen,
interessanten Manne zurück-
kehren, so sehr sie sich auch
dagegen sträubte. Aber
auch seine Augen hingen
wie gebannt an der schönen,
frischen Erscheinung — da
konnte Amor wieder einmal
seine Helle Freude haben!
Dann kam der Augenblick,
in dem Fräulein Magda
unter heißem Erröten ab-
steigen mußte. Sie hatte
ihn dabei beinahe streifen
müssen; auf ihr leises „Pardon" hatte er tief den Hut
gezogen und nun war sie in Heller Verwirrung fast in den
Wagen hineingelaufen, der auf dem andern Geleise cntgegen-
kam. In ihrem Erschrecken stieß sie einen Hellen Schrei aus,
denn sie dachte sich schon verloren, aber da waren schon starke
Männerarme bereit, sie hinwegzureißcn — eine» kleinen Augen-
blick ruhte sie in seinen Armen.er tat es nicht anders,
er führte sie heim, nachdem er sich ihr vorgcstellt hatte. Hin-
wiederum tar es dann Papa Hahnemann wieder nicht anders
— er suchte in Dankbarkeit den Assessor auf und lud ihn
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Auf dem Marsch.
Feldwebel: „Herr Hauptmann, a paar san z'ruckblieb'n beim Beerl'nzupf'n.
Hauptmann: „Na, trommelt halt a bissel, daß s' uns wieder hör'n."
„Handeln?"
„Die Suppe — versalzen, der Fisch — versotten, der
Braten — verbrannt, die Mehlspeise — verdorben ll Und diese
Sachen setzest Du diesem Manne vor!"
„Diesem Manne.und mir!" stimmte der Papa
bei, denn diesmal war es ihm ganz entsetzlich ernst, vom Lcho-
schema etwas abzuweichen, um seine, durch die gräßliche Mahl-
zeit so rücksichtslos behandelte Person nicht zu kurz kommen
zu lassen, und dazu nickte er tieftragisch vor sich hin, und die
Stimme bebte ihm zwi-
schen verhaltenem Groll und
Schluchzen — denn über
alles ging ihm eine gute
Mahlzeit.
Ls war auch zu toll!
Dieses Mädchen, das da
mit roten Wangen vor
ihnen stand, den leisen Trotz
in den Augen und doch ein
Lächeln um die Lippen,
hatte einem hübschen, statt-
lichen Manne gegenüber,
dem man das hohe Interesse
anmerkte, das er für sie
fühlte, eine solche unglaub-
liche Torheit begangen! Ja,
wenn sie hätte nicht kochen
können! Aber so war es
Absicht gewesen, offenbare
Absicht! Wollte sie ihn weg-
ekeln? Das war doch kaum
anzunehmen . . . ? Man
bedenke nur die näheren
Umstände: derselbe Herr, der
heute als Gast diese un-
glaubliche Mahlzeit hatte
mitverschlingen müssen, war
tatsächlich der Lebensretter
dieser Undankbaren! Und
das war so gekommen.
Fräulein Magda Hahne-
mann saß in der ,Elek-
trischen'. Da mar „er" —
eben der heutige Gast,
Assessor Thenen, aufge-
sprungen und . . .nun und
— ob sie wollte oder nicht,
ihre Augen mußten heim-
licherweise immer wieder zu
dem überaus stattlichen,
interessanten Manne zurück-
kehren, so sehr sie sich auch
dagegen sträubte. Aber
auch seine Augen hingen
wie gebannt an der schönen,
frischen Erscheinung — da
konnte Amor wieder einmal
seine Helle Freude haben!
Dann kam der Augenblick,
in dem Fräulein Magda
unter heißem Erröten ab-
steigen mußte. Sie hatte
ihn dabei beinahe streifen
müssen; auf ihr leises „Pardon" hatte er tief den Hut
gezogen und nun war sie in Heller Verwirrung fast in den
Wagen hineingelaufen, der auf dem andern Geleise cntgegen-
kam. In ihrem Erschrecken stieß sie einen Hellen Schrei aus,
denn sie dachte sich schon verloren, aber da waren schon starke
Männerarme bereit, sie hinwegzureißcn — eine» kleinen Augen-
blick ruhte sie in seinen Armen.er tat es nicht anders,
er führte sie heim, nachdem er sich ihr vorgcstellt hatte. Hin-
wiederum tar es dann Papa Hahnemann wieder nicht anders
— er suchte in Dankbarkeit den Assessor auf und lud ihn
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Meggendorfer Blätter
Titel
Titel/Objekt
Auf dem Marsch
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Inschrift/Wappen/Marken
Transkription
Feldwebel: "Herr Hauptmann, a paar san z'ruckblieb'n beim Beerl'n zupf'n."
Hauptmann: "Na, trommelt halt a bissel, daß s' uns wieder hör'n."
Anbringungsort/Beschreibung
Bildunterschrift
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio
Objektbeschreibung
Kommentar
Künstler anlegen Hans Fritsch
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1905
Entstehungsdatum (normiert)
1900 - 1910
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)