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Meggendorfer-Blätter — 63.1905 (Nr. 771-783)

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https://doi.org/10.11588/diglit.19790#0106
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s06

Vleggendorfer-BIätter, Iliünchen



Der Herr Vrofcssor.

„Macht' wissen, was die Leute heute wieder an mir zu gaffen haben!?"


„Und das sagt eine Frau, deren drei glückliche Jungen
dort herumtollen?" spöttelte er.
„Lieber Emil, so ganz wird ein Mann seine Frau nie
verstehen lernen, daß er von dem Geheimsten ihrer Seele den
Schleier heben könnte," sagte sie ernst, ging aber sogleich wieder
zu einem heitern Ton überund scherzte: „Ucbrigens wollen wir
uns keine unnützen Sorgen machen, denn der Strauß, das
Zeichen der stummen Verehrung, ist ja gekommen, mithin also
meine Zauberkraft auf Männerherzen noch nickt entwichen,
— und nun komm, freuen wir uns mit den Rindern."
Sie nahm den Arin ihres Mannes und ging zurück zu
dem Gabentisch, wo der Helle Jubel der Kleinen sie sofort
empfing.
* *
Einige Zeit später machte Frau Emma durch einen Zufall
eine Entdeckung, die sie erst ganz sprachlos machte; sie erfuhr,
wer der anonvme Spender der Rosensträuße war, — ihr
eigener Mann war es!
Zuerst war sie ganz starr vor Schreck, nach und nach aber,
als sie alles ganz genau bedachte, rang sich die Empörung hoch
in ihr und Zorn und Aerger.
Wie konnte er es wagen,
sich so über ihre Eitelkeit
lustig zu machen, — also
mußte er es selber doch schon
bemerkt haben, daß sie altere
und daß ihre Reize schwan-
den, — denn die Buketts
hatte er doch nur gesandt,
um ihrer Eitelkeit zu schmei-
cheln, um sie glauben zu
machen, daß sie noch Männer
bezaubern könne, — und
alles das nur, damit sie nicht
das Entschwinden ihrer
Jugend merke — — —
o, das war mehr als em-

pörend! Das war geradezu herzlos gehandelt! — und dann
schluchzte sie laut auf und überließ sich minutenlang ihrem
Schmerz.
Als sie sich aber ausgeweint hatte, wurde sie nach und
nach ruhiger und bedachte die ganze Sache klar und nüchtern,
und da kam sie denn ganz langsam zu der Einsicht, daß es ja
auch zartfühlend von ihrem Manne war, wenn er auf eine
so harmlose Art und Meise sie darüber hinwegzutäuschen ver-
suchte, daß ihre jugendlichen Reize von Jahr zu Jahr mehr
entschwanden, — »nd als sie diesem Gedanken weiter nachging,
kam sie allmählich dahin, die Schuld ihres Mannes nicht mehr
gar zu arg zu finden; ganz aber konnte sie ihm den Streich
doch nicht vergessen, und deshalb naht» sie sich vor, von ihrer
Entdeckung kein Mort zu verraten, dagegen auf ein Mittel zu
sinnen, das auch ihn ein wenig aus seiner Ruhe brächte.
* *
*
Als der nächste Geburtstag herankam, versammelte die
Familie sich wieder um den Gabentisch, und wieder uinjubcltcn
die tollen Rinder den mit Geschenken reichbeladenen Tisch.
(Fortsetzung ^eite 1(07.)

Vom Vfcrd Mir Automobil.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
Der Herr Professor; Vom Pferd zum Automobil (eine darwinistische Studie)
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio

Objektbeschreibung

Objektbeschreibung
Bildunterschrift: "Möcht' wissen, was die Leute heute wieder an mir zu gaffen haben!?"

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Staeger, Ferdinand
Meggendorfer, Lothar
Entstehungsdatum
um 1905
Entstehungsdatum (normiert)
1900 - 1910
Entstehungsort (GND)
Esslingen am Neckar

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Hochschullehrer
Passant
Taschentuch
Pferd
Reiter
Galopp
Entwicklung
Darwinismus

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Zeitpunkt Aufnahme (normiert)
2013-11-21 - 2013-11-21
Aufbewahrungsort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Meggendorfer-Blätter, 63.1905, Nr. 779, S. 106
 
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