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https://doi.org/10.11588/diglit.19900#0015
Nr. 1214
Zeitschrift für Humor und Kuust
11
Das Schicksal des Grafen Bockenfeld
Geldschrank ließ er in Gottliebs löändcn. Das ist ein
Wink des Schicksalch sagte sich Gottlieb. Ich iveiß eine
sichere Spekulation; es ist keine Ilnehrlichkeit, wenn ich das
Geld dazu aus Äerrn Treumanns Geldschrank nehme, denn
ehe er wieder zurückkehrt, habe ich es mit Zins nnd Zinses-
zins wieder in den Schrank gelegt. O unselige Macht
leidenschaftlicher Liebe! Es war eine finstere Nacht, als
Gottlieb Loffmann beim dllrftigen Schein einer Kerze den
Geldschrank öffnete. Seine Lände zitterten, als er zwanzig
Tausendmarkscheine abzählte. Da, gerade im Begriff, das
Geld in seine Tasche zu stecken, ficl sein Blick auf einige
vergilbte Blätter, die mit einer altmodischen, schnörkeligen
Landschrift bedeckt waren. Er begann zu lesen:
Die seltsame Geschichte des Robert Lalifax.
Gegen den Willen seines strengen, aber wohlmeinen-
den Vaters und trotz der Tränen seiner Mutter war
Nobert Lalifax zur See gegangen und hatte Dienst ge-
nommen an Bord des Schoners Rankockus, der an einem
srischen Frühlingsmorgen die Anker lichtete und den Äafen
von Neusahrwasser verließ. Leiffa, was war das für ein
fröhliches Leben als Seemannl Aber das Unglück schläft
nicht. Der Donner krachte, Blitze zuckten, haushoch türm-
ten sich die empörten Wogen. Alle Mann waren an den
Pumpen. Aber die Elemente hatten sich oerschworen, und
als der Morgen graute und die Wogen sich glätteten, da
war von dem stattlichen Schoner nur ein kleines Rettungs-
bot übrig, in dem als die einzigen Aeberlebenden von der
Mannschast des Nankockus Robert Lalifax und der Steuer-
mann Iakob Miesebrecht saßen. Nur ein einziges Säckchen
mit Schiffszwieback und ein Fäßchen Rum hatten sie bei
— „So schlecht sind die Zeiten, daß der Schwertschlucker
heute mittag drei Messer mitgegessen hat."
sich. Trotz sparsamster Einteilung waren diese kargen
Lebensmittel am dritten Tage erschöpft. Acht Tage waren
schon vergangen, und nirgends wollte sich Land, nirgends
ein rettendes Segel zeigen. In stummer Verzweiflung,
vor Lunger dem Wahnsinn nahe, saßen Robert Lalifax
und Iakob Miesebrecht einander gegenüber. Mit dumpser
^.»siui^s InssrLtsnLnnLbmsi kiuäolf Itlosso ^nnonesn-Hxpeclilinn
Zeitschrift für Humor und Kuust
11
Das Schicksal des Grafen Bockenfeld
Geldschrank ließ er in Gottliebs löändcn. Das ist ein
Wink des Schicksalch sagte sich Gottlieb. Ich iveiß eine
sichere Spekulation; es ist keine Ilnehrlichkeit, wenn ich das
Geld dazu aus Äerrn Treumanns Geldschrank nehme, denn
ehe er wieder zurückkehrt, habe ich es mit Zins nnd Zinses-
zins wieder in den Schrank gelegt. O unselige Macht
leidenschaftlicher Liebe! Es war eine finstere Nacht, als
Gottlieb Loffmann beim dllrftigen Schein einer Kerze den
Geldschrank öffnete. Seine Lände zitterten, als er zwanzig
Tausendmarkscheine abzählte. Da, gerade im Begriff, das
Geld in seine Tasche zu stecken, ficl sein Blick auf einige
vergilbte Blätter, die mit einer altmodischen, schnörkeligen
Landschrift bedeckt waren. Er begann zu lesen:
Die seltsame Geschichte des Robert Lalifax.
Gegen den Willen seines strengen, aber wohlmeinen-
den Vaters und trotz der Tränen seiner Mutter war
Nobert Lalifax zur See gegangen und hatte Dienst ge-
nommen an Bord des Schoners Rankockus, der an einem
srischen Frühlingsmorgen die Anker lichtete und den Äafen
von Neusahrwasser verließ. Leiffa, was war das für ein
fröhliches Leben als Seemannl Aber das Unglück schläft
nicht. Der Donner krachte, Blitze zuckten, haushoch türm-
ten sich die empörten Wogen. Alle Mann waren an den
Pumpen. Aber die Elemente hatten sich oerschworen, und
als der Morgen graute und die Wogen sich glätteten, da
war von dem stattlichen Schoner nur ein kleines Rettungs-
bot übrig, in dem als die einzigen Aeberlebenden von der
Mannschast des Nankockus Robert Lalifax und der Steuer-
mann Iakob Miesebrecht saßen. Nur ein einziges Säckchen
mit Schiffszwieback und ein Fäßchen Rum hatten sie bei
— „So schlecht sind die Zeiten, daß der Schwertschlucker
heute mittag drei Messer mitgegessen hat."
sich. Trotz sparsamster Einteilung waren diese kargen
Lebensmittel am dritten Tage erschöpft. Acht Tage waren
schon vergangen, und nirgends wollte sich Land, nirgends
ein rettendes Segel zeigen. In stummer Verzweiflung,
vor Lunger dem Wahnsinn nahe, saßen Robert Lalifax
und Iakob Miesebrecht einander gegenüber. Mit dumpser
^.»siui^s InssrLtsnLnnLbmsi kiuäolf Itlosso ^nnonesn-Hxpeclilinn