Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 21.1895 (Nr. 223-235)

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.16559#0043
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
e g g e n d o r f e r s L) u m o r i st i f ch e Blätter.

59

(Zin braver Vater.

„Da sehen Sie nur, wie der Durstinger seine beiden Rinder immer
selbst s;'azieren fichrt — ein braver vaterl"

„Ia, stat sich was mit diesem braven vater — den sollten Sie mal

auf'm bfeimweg sehenl"

Ktoßfeuf^er des Zeremias Äiemandt.

„Meine Alte ift wie ein verdorbener Wecker, Das
Geh-Merk hapert schon, aber das Schlag-Werk ist
noch gut, sehr gut I"

Die richtige Ädresse.

Lsauswirtin: „bferr Bummel, meiu Mann ist krank,
kommen Sie doch diese Nacht etwas lcise nach
Lsaus I"

Student: „Ich werde mit dem Nachtwächter sxrechenl"

Kein Nrühltngslied.

I^Ve lieblich grüu die Birken sind,

Und wie die Anospen springen —
N)ie lau die Stirn umweht der Wind,
Und wie die vöglein singen —

N)ie all' sich regt und alles lebt —
Und wie die warme Sonne
Uns einen Blumenteppich webt,
N)ie alles eitel N)onne —

Dies alles pflegen Iahr für Iahr
Nie Dichter zu beschrciben,

Ich aber lasse es fürwahr
Als überflüssig bleiben.

Denn besser ist's für jedermann —

So glaub' ich — stets geweseu,

Lr schaut sich alles selber an,

Dann braucht er's nicht zu lesen. I. D.

Don seinem KLandpunki.

Schlächtersfrau: „Die magere Geheimratstochter
von drüben soll ja auch wieder von ihrem Gatteu
geschieden seinl"

Mann: „Das wundert mich gar nicht; wir kriegen
ja auch das Fleisch zurück, wenn zu viel Rnocheu
drinn sind."

Aus der Kaserne.

Unteroffizier: „bfaben Sie Feuer bei sich, Linjäh-
riger?"

Linjähriger: „Bedaure sehr, kserr Unteroffizierl"
Unteroffizier: „Na, dann gcben Sie mal eiue
Ligarre her, ich muß dann sehen, daß ich in der
Kantine Feuer kriegel"

Raout öer Reiter.

ie erste Aompaguie lag seit zwei Tagen in einem alteu,
großen Schloße des Gutsherrn Napier, während der
größere Teil des Bataillons in dem zugehörigen Dorfe
Unterkunft gefunden hatte.

Ruhequartier I — auf die Strapazen der letzteu N)ochen
war alles bestrebt, die kurze Lrholungspause möglichst auszunützcn.

Der alte Gutsherr zeigte sich als freundlicher, liebenswür-
diger N)irt, der es seinen Gästen, was Lssen und Trinken
anbelangt, an nichts fehlen ließ. Und das war die Lfauptsache,
in kurzer Zeit sich wohnlich einzurichten, hatten die Grenadiere
im Manöver läugst gelernt.

„N)ißt Ihr, Aameraden," sprach Grenadier Anopf beim
Mittagessen, „nachher gehen wir 'mal in den großen Ahnensaal
drüben im andern Schloßflügel. Ich traf vorhin Aamerad Ln-
zinger, der bereits dort gewesen; er sagte, der Saal sei seheus-
wert."

Das Essen war vorzüglich, der N)ein nicht miuder und so
brach man denn nach Tische in heiterster Stimmuug auf.

Ueber den Schloßhof ging's nach dem Seitenflügel, durch
ein großes, altertümliches j)ortal gelangte man ans Ziel.

Mit ehrfurchtsvoller Scheu musterten die Arieger die zahl-
reichen Bilder, N)affen und Rüstungen längs den N)änden;
dergleicheu hatten die meisten von ihnen noch nicht geschaut.

Grenadier )Laver Grochowski insbesondere schritt mit
großeu Augen und mit offenem Munde von einem dieser Zeugen
eiuer ruhmvollen Vergangenheit zum anderen — von Zeit zu
Zeit verkündete ein unartikulierter Laut sein aufrichtiges
Stauuen.

Im Stillen bedauerte Grochowski, daß er so spät zur N)elt
gekommen. Ia, wie mußte es sich herrlich gelebt haben zu
jener Zeit, da die Ritter iu ihren blinkenden kfaruischen eiuher-
stolzierten, daß der Boden erdröhnte. Laver ließ den Bliek
wehmütig an seiner riesigen Gestalt hinabgleiten und schüttelte
senfzend die herkulischen Fäuste.

„O, schade - hätte ich sich besfer gepaßt in jener Zeit."

Eine Rüstung fesselte seiu Znteresse ganz besonders; sie
 
Annotationen