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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 24.1896 (Nr. 262-274)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16562#0068
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6-4

Meggendorfers Humoristische Blätter.

welcher die Abgeneigtheit seiner
Gnädigen Erspnrnngsgriinden zu-
schreiben zn miisscn glaubt, da die
Thnrmhausens als etwas geizig
verschriecn sind. — „Nir abcr —

i zahl's schon!"

Do ktor: „Gehen 5ie nur, Gnädigc, in das Bad, das ich Ihnen enipfohlcn und Ihre Nerven
werden geheilt wcrdcn!"

Dame: „Ach nein, meine Ncrven will ich behalten, lserr Doktor, sonst würde mein Atann
zu iibermniig wcrdcnl"

(öin Triumph der Alissenschuft.

Zillrunftsiiitd uo» Gtto Kot,rc»d.

er Siudio der Naturwissenschaften Schlauerl
erlstelt eines schönen INorgens den Lesnch
seines Vukels. Lr war hieriiber sehr er-
freui, dcun nicht nur kounie er so einige
Tage aufs beste leben, ohne s cin 5chnlden-
Uonto zu vergrößern, sondern er wustie
auch unier den verschiedenften Norwändcn
durch sachkundiges Anpumpen seine Finanz-
lage zu verbessern.

Schliestlich wurde leizteres abcr sclbst der Gutmntigkeit des
keineswegs knauserigen Gnkels zu vicl, so das; dor crklärie, nnr
noch so viel Geld bei sich zu haben, als or siir die Tage, die
er noch zn bleiben beabsichtige, selbst brauche. Um seine Armut
zu bewoiscn, bezcchlte er nur noch aus der lvcstentasche.

Schlauerl glanbte ibm nun zwar nicht, aber auf keine Meise
vermochte er auch nur einen pfennig noch aus dem Gnkel
herauszulocken. Da kam ihm plötzlich cine Idce.

„Du solltest Dir doch auch einmal unscr physikalisches Institut
ansehen," sprach er.

Der Gnkel war bereit und ließ sich daher zu einer Zeit,
wo sonst niemand anwesend war, in den der Wissenschaft ge-
wcihien Räumen umherführen. Lr zcigie vicl Intercsse sür
dieses und jenes, bewnnderte einige kleine, nette Lxperimente
und war sichtlich ganz zufrieden, das; sein Neffc doch anscheinend
das Studium nicht ganz vcrnachlässigt hatte.

Lndlich bei einem photographischen Apparat stehen blcibend,
sagte dieser:

„Mas meinst Du, lieber Gnkel, wenn ich Dich mal abkonterfeic?"

„Soll mir recht sein, Iungel"

„Na dcnn — stelle Dich dorthin, da ist ein gutes Licht —
ganz ,su k-i.es-. was? — Da präseniierst Du Dich am besten —
so — und nun recht freundlich — und ruhig, einen Angcnblick
nur — es thut nicht weh uud dauert nicht lange."

Die Beleuchiung war sehr günstig.

„Lins — zwei — dreil"

„?o Gnkel, uun haben wir Dich. — tvillst Du immer zum
Diner voransgehen? Ich komme glcich nach, sobald ich mit
der Platte alles in Grdnung gebracht habe."

Der Gnkel gicng, der Ncffe hantierte in bester Launc herum,
ffxierte die jdlatte und stellie sie dann zum kopieren in cinem
Rahmen ans Feuster.

Darauf gieng anch er und verlebte mit seinem Gnke! einen
ffdelen Tag bis tief in die Nacht hinein.

Als sie sich andern vormittags wiedcr irafen, war gleich
die erste Frage des Neffen:

„Kauust Du mir uicht uoch 20 Akark geben, ich brauche sie
notwendig?"

„Ich kann ivirklich nicht, Iunge, es reicht eben noch für die
zwei Tage, die ich hier blcibcn will — da mujzt Du schon
Deinem vater schrcibenl"

„Du hast also wirklich nichts mehr übrig?"

„Nein, gewis; nicht."

„So", sagte dcr Ncffe, dcn Gnkel mit eigcniümlich siegcs-
bcwußiem Blicke fixierend, „dann sieh' mal dicses hier, Deine
Photographie von gestern." Nnd er rcichto ein seincm Notiz-
buch entnommenes Bild hin.

„Das — ichl" stammelte der Gnkel entsetzt, „gräßlichl
das ist ja ein Skelettl"
 
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