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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 39.1899 (Nr. 458-470)

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https://doi.org/10.11588/diglit.20267#0038
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Meggenüorfers ^umoristische Blätter.


Aeim Renncn.

Aus A'aris.

Geschichte eiiieS Kleides in

l-

An tNadame "losephine Feldner, Damenmodesalon, Berlin.

Beste Madame Feldnerl

Raten Sie mir! kelfen Sie mirl Non Oieu, die Zeit
der Trauung meines Sohnes rürkt immer näher und ich konnte
mich noch immer nicht entschließcn, welche Farbe ich sür mein
Aleid zur lsochzeit wählen soll. Glivengrlln und taubengrau
naturellsment ausgeschlossen; vous suver bisn, daß erstere
Farbe bereits vün der INutter der Braut, letztere Farbe aber
von ihrer Schwester okkupiert wurde. Mie rücksichtslos, n'sst-
ee pLs?

Nun raten Sie mir, helsen Sie mir I se vous pris,
Madame Feldner, haben Sie Lrbarmen mit einer verzweifelten I
lVelche Farbe soll ich wahlen? IVIon l)ieu, ich habe keine
Ahnung I u propos I was würden Sie zu schokoladebraun sagen?
Ich glaube, es wäre nicht übel, — n'est-ce pas?

Oli Lttsnäe^, ich verzweifle noch nichtl H.u contrLire,
ich fasse Mut und werde sie justsrnent noch übertrumpfen,
diese rücksichtslosen Personenl Natürlich soll das Uleid in
fdaris componirt werden. lVenn Sie als chachkundige es be-
srellen, wird man sich suns cloute mehr Mühe geben. Vous

EPisteln vou Matth. Mahcr.

SLver bien, daß alle bsilfsmittel aufgeboten werden müssen,
um ehrcnvoll aus der Affaire treten zu können.

Freistadt, am t. Mai >8Y9. Ihre Lrnestins VL-Üsur.

(Slerngasse No. t8, parterre.) Onhaberin der Firma

Laffler 6: Lo.)

wohlgeboren Frau Zosefine Feldner, Frauenschneiderin Berlin.
Sehr geehrte Frau Feldner I

verzeihen Sie, liebste Gnädige, daß ich Sie mlt diesen
Zeilen belästige! Line arme Mutter wcndet sich im Namen
ihrer darbenden Ainder an Ihre unendliche Güte.

Ich glaube, Sie werden sich erinnern, wie ungern ich aus
fZhren Diensten geschieden bin, als mein nun verstorbener Mann
von Berlin nach Freistadt vcrsetzt wurdc. lvir waren noch
keine vier wochen von Berlin fort, als mein Mann starb und
mich mit den drei armen Aindern in der Not zurückließ. f^ch
wollte mir als Näherin hier eine Existenz gründen, aber ich
sehe, es geht nicht, wenn man so ganz fremd ist. Nun ist auch
noch die kleine Maric schwer erkrankt und nachdem ich aller
 
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