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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 43.1900 (Nr. 510-522)

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https://doi.org/10.11588/diglit.20908#0044
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Meggendorfers Humoristische Blätter.

36

Der Rechtsstreit.

„Ietzt kannst ins Amerika geh', wannst magst," sagt die
Bäuerin.

Lr geht aber nicht ins Amerika, sondern ins wirtshaus.
Dort sitzt schon der b^interhuber und hat sich bereits im voll-
gefühle seines Sieges einen anständigen Dusel angetrunken.
Gelassen setzt sich der tvastl gegenüber, und scheinheilig fragt
er den andern: „No wie is d' verhandlung nausganga?"

„Zahlen muaßt," erwidert der Nazi trocken.

„Bal' i aber nix zum zahlen hab?"

„Na wirst pfänd't."

„Bal' i aber nix zum pfänden hab'."

Ietzt wird der b^interhuber grantig. Für was war denn die
ganze G'schicht dann, wenn der Kerl nix hat.

„warum hast mir net glei g'sagt, daß d' nix hast, Lump
miserabler?"

„Hast mi ja net g'fragt und dann verbitt i mir den Lumpen."

„Ietzt den schauts an!" brüllt der Nazi, ganz außer sich,
„der sich no was verbitten, glei hau i dir eine 'runter."

„was, du ^chneider, du^windiger, rnir eine runterhau'n?"
stichelt der wastl.

„Dane, zwoa kriegst," schreit der andere, und klitsch, klatsch
hat der wastl auf jeder Seite eine kräftige Ghrfeige.

Der streicht sich ruhig seine Backen, setzt sich wieder nieder
und trinkt. Der Nazi ganz verblüfft thut dasselbe.

„Ietzt zahlst," sagt der wastl.

„wer?" der Nazi.

„D u. Für jede Ghrfeig'n zwanzig Markl, sonst wer' i
avikatisch."

„Mach koane so dumme witz, kannst mir ja wieder zwei
geben dafür," erwidert etwas kleinlaut der Nazi.

„Fallt rnir gar net ei, wenn d' net 'rausruckst rnit'n Gerst'l
werst einklagt."

Dem Nazi wird es unheimlich. Bom Geld hergeben ist er
auch keiner. Und noch dazu auf so dumme weise.

„woaßt wos, d' Avikaten ärgern mi, quitt san ma."

„Nix da, den Rest muaßt rauszahlen," sagt dickköpfig
der wastl.

„versaufa thean ma's," schreit der Nazi.

„Ling'schlag'n l" sagt rasch der Wastl und hält seine Lsand hin.
Ls war so um Mitternacht herum, als zwei wankende
Gestalten die Dorfgaffe langsam wandelnd herunterkamen. An
einer Kreuzung des weges trennten sie sich. „Aber sakrisch
zuag'haut hast scho'," sagt die eine Gestalt lallend.

„L^ör auf damit, wenn i an die ganze G'schicht denk, kunnt
i mir grad selba no zwei 'runterhauen."

„Kannst meinetwegen a no thun," brummt die erste Ge-
stalt und verschwindet langsam im Dunkel der Nacht.

-^-

Vassade.

Im volkston.

r sandte sein Kind auf die Iagd nach Glück;
Lnttäuscht kam's wieder zu ihm zurück,

Nachdem es gewandert von Stadt zu Stadt
Und doch kein Heil errungen hat.

Und immer größer ward sein Gram,

Ie mutloser es wiederkam l
Non neuem aus dem Vaterhaus
Trieb in die Fremde er's hinaus.

„Um meine Hoffnungen betrog
Kein Kind mich noch wie du. — Es zog
Gar manches vor dir in die welt,

Gewann schnell Freunde, Ruhm und Geld.

Doch du, mein jüngstes, du allein
Scheinst völlig unbrauchbar zu sein,

Und deines Lebensweges Spur
Bezeichnen Tchmach und Schande nurl"

Der wilde Oater sprach's ergrimmt,

Das Kind jedoch, es rief verstimmt:

„So glücklos ward ich nur durch dich l . . .

In böser Stunde schufst du mich I".

Da legte wutentbrannt der Mann
Lin wahres Höllenfeuer an
Und warf sein eigen Geist und Blut
Laut fluchend in die Flammenglut.

Lin Rabe hat den Mord erspäht

Und krächzt nun trüb, daß ein poet —

Dem man die Unthat gern vergibt —

Derbrannt sein jüngstes Manuskript.

Maximilian Bern.

Loshaft.

— „ . . . Sie haben noch iinmer Zahnweh? warum gehen

Sie nicht zum Zahnarzt?"

Fräulein: „Ich war heute dorh um mir ihn reißen zu lassen,
da erwischt er statt des schmerzhaften einen falschen."

— „Das kommt davon, wenn man falsche Zähne hat."

verantwortlicher Redakteuri Max Schreiber. Druck von I. F. Schreiber, beide in Lßlingen bei Stuttgart.
In Desterreich-Ungarn für kferausgabe und Redaktion verantwortlich: Robert Ulohr in wien I.

Verlag von I. F. Srhreiber in München und Etzlingen.
 
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