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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 43.1900 (Nr. 510-522)

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https://doi.org/10.11588/diglit.20908#0068
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Aleggendorfers Humoristische Blätter.


an diesem nicht nur kein gutes ksaar, sondern nicht cinmal
ein gutes Stück ksaut blieb.

Lndlich, endlich war der Vberst fertig und ein unhörbares
„Gott sei Dank" entranq sich der Brust des Untergebenen.

„Bevor ich Sie entlasse, noch eins, kserr Leutnant," nahm
der Dberst da von neuem das Wort; „ich bitte 5ie, inich darüber
aufzuklären, wie Sie es angefangen haben, Ihrem kserrn Major
stets das beste Vuartier zu besorgen — das will ich nicht nur
wissen, das muß ich sogar wissen, und deshalb befehle ich
Ihnen, mir die Wahrheit zu sagen."

„Mie Ihr befehlt, o Majestät, zum dienen sind wir da,"
dachte Wurm, dann sagte er, während ein leichtes Rot der
Verlegenheit seine bvangen färbte: „Der Trick, den ich an-
wendete, ist sehr einfach, kserr Dberst. Ich weiß nicht, ob dem
kserrn Gberst bekannt ist, daß mein vater Generalleutnant a. D.
ist. Menige Tage vor dem Utanöver ließ ich mir von meinem
vater eine alte Generalshose kominen —"

„N)as ließen Sie sich kommen?" fragte der Kommandeur,
der nicht recht verstanden zu haben glaubte.

„Line Generalshose, kserr Dberst," wiederholte lvurm, „sie
sollte mir große Dienste leisten und sie hat es auch gethan.
Da ich ein sehr guter Radfahrer bin, gelang es mir stets, als
erster von den Fourier-Vffizieren in der Vrtschaft, die belegt
werden sollte, einzutreffen. Ich suchte dann sofort den Vrts-
vorsteher auf und setzte diesem auseinander, daß ein General
einträfe, für den ich das beste Vuartier brauche, daß aber da-
für ein Major weniger käme, so daß die Zahl der Linquartier-
ung dieselbe bliebe. Gleichzeitig setzte ich dem Vrtsvorsteher
auseinander, daß er sich durch die Reden der andern Vffiziere
nicht irre machen lassen dürfe — der General käme wirklich.
Ich ließ mich in das beste Vuartier sühren und hing dort die
Generalshose, die ich stets auf dem Rad bei mir sührte, osten-
tativ zum Fenster heraus. Nach einer Stunde hatte ich mein
Bataillon untergebracht und suhr wieder von dannen. Aamen
die anderen Fouriere, so war ich längst über alle Berge. Ich
habe es hinterher erfahren: nie haben die anderen Fourier-
Gffiziere geglaubt, daß ein General käme, aber trotzdem hat
nie einer gewagt, die Generalshose fortzunehmen
oder auch nur anzurühren, vor der ksose eines Gene-
rals hatten sie alle Angst wie vor einem General
selbst. Ich behielt stets das beste Vuartier und die ksose
blieb stets vor dem Fenster hängen, bis der von mir in das
Geheimnis eingeweihte Fourier-Unterofsizier sie im letzten
Augenblick, unmittelbar vor dem Linrücken der Truxpen fort-
nahm und sie mir dann sofort durch einen Radfahrer nach-
sandte. Limnal wäre der Loup beinahe mißlungen — da^
stürzte der Radler und um ein ksaar wäre das Beinkleid sür
meine Zwecke zu spät gekommen."

Mit immer größer werdendem Lrstaunen hatte der Gberst
seinem jungen Leutnant zugehört, er wußte nicht, ob er noch
einmal grob werden, oder sich mit Anstand in das Unvermeid-
liche sügen und gute Miene zum bösen Sxiel machen sollte.
Lndlich entschloß er sich sür das letztere und fragte, wenn auch
noch mit etwas brummiger Stimme: „kvenn Sie nun doch ein-
mal so schlau waren, weshalb waren Sie dann nicht noch etwas
schlauer und weshalb nahmen Sie dann nicht für alle Fälle,
um jedes Mißlingen Jhres Tricks völlig unmöglich zu machen,
gleich zwei Generalshosen mit?"

Der Gberst war ordentlich stolz auf diese Frage, er bewies
damit nach seiner Uleinung auf das Glänzendste, daß er doch

noch viel heller war als sein Untergebener — an manches
denkt auch ein Leutnant, an alles nur ein Bberst.

„Nun?" sragte der Aommandeur noch einmal, „warum
dachten Sie nicht daran, mehrere Beinkleider mitzunehmen?"

Linen klugenblick schwieg kvurm noch, dann sagte er:
„Gedacht habe ich schon daran, kserr Vberst, aber leider ging
es nicht anders, mein vater besitzt nur dieses eine paar Generals-
hosen."

„Dann allerdings." Der Gberst wandte sich ab und ließ
seincn Leutnant stehen, er wußte nicht mehr, was er sagen
sollte — die Rübe, die er hatte ausrotten wollen, hatte sich
seinen Lrwartungen zum Trotz als ein äußerst brauchbares
Gewächs entpuxpt.

(Lmgeseift.

„So, nun können Sie »llch auch gleich noch rasierenl"

Moderne A'hilofopbie.

tell jenseits Dich von Bös' und Gutl"
Der Grundsatz ist bemerkenswert:
Lin ksaderlump ist zwar, wer's thut,
Lin sdhilosoph jedoch, wer's lehrt.

Äus der Logik-Ztunde.

(Line Aatheder-Blüte.)

fdrofessor: „lvenn wir einmal mit dem „verstande" zu
Lnde sind, dann werden wir bald zur „vernunft" kommen."

Zeitbild.

Lserr tbestürzl zum Diener): „wie, Sie wollen fort gehen,
Zean? . . . schmecken Zhnen meine Ligarren nicht mehr . . .
soll ich einen andern wein bestellen . . .?"

verantwortlicher Redakteur: Max Schreiber. Druck von I. F. Schreiber, beide in Lßlingen bei Stuttgart.
In Desterreich-Ungarn sür kserausgabe und Redaktion verantwortlich: Robert Mohr in wien I.
Verlag von I. F. Schreiber in München und Eßlingen.
 
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